Verführt im Harem des Scheichs
zu spielen.
Das schien Farida Mut zu machen. Jetzt näherte auch sie sich der fremden Frau mit dem leuchtenden Haar und dem seltsamen Kleid. Also hob Celia die Kleine auf ihr anderes Knie. Lachend brachte sie den beiden ein Handspiel bei, das sie früher mit ihren jüngeren Schwestern gespielt hatte.
Nach einer Weile stand Samir auf und zog Celia mit sich, um ihr sein Zimmer und den Hof zu zeigen.
Als sie sich später wieder zu Yasmina gesellte, war ihr Haar zerzaust, und sie selbst war so durstig, dass sie das Glas mit eiskaltem Limettensaft in einem Zug leerte.
„Sie können gut mit Kindern umgehen“, lobte Yasmina. „Bestimmt werden Sie eine gute Mutter.“
„Das ist leider nicht sehr wahrscheinlich. Sie wissen ja, dass ich verwitwet bin. Wahrscheinlich werde ich nicht noch einmal heiraten.“ Sie runzelte die Stirn. „Als Sie vorhin sagten, eine Frau wie mich könne Ramiz nicht heiraten, was meinten Sie da?“
„Nun, ein Fürst hat Verpflichtungen. Man erwartet von Ramiz, dass er eine arabische Prinzessin zur Gattin nimmt. Auch könnte er nie eine Frau wählen, die bereits einmal verheiratet war.“
„Das verstehe ich nicht. Mein Mann ist doch tot.“
Erstaunt sah Yasmina sie an. „Darum geht es nicht. Der Herrscher von A’Qadiz muss eine Jungfrau heiraten. Seine Gemahlin darf niemandem als ihm allein gehören.“
Celia errötete, aber Yasmina fuhr so ruhig fort, als habe sie über das Wetter geredet. „Wenn er sich eine Zweit- oder Drittfrau nehmen würde, könnte er vielleicht eine Witwe wählen. Denn die Erstfrau – so wie ich es für Akil bin – ist die wichtigste. Sie wird den Erben zur Welt bringen.“ Stolz klang aus ihrer Stimme. „Ich bin ziemlich sicher, dass Akil keine weitere Frau in den Harem holen wird. Es sei denn, er würde meiner überdrüssig. Aber das kann ich mir nicht vorstellen, denn ich bin sehr geschickt.“
Eine solche Unterhaltung wäre in England undenkbar gewesen, und Celia war gleichermaßen fasziniert und entsetzt. „Sie meinen, es gibt Dinge, die eine Frau tun kann, um einen Mann …“
„Um einen Mann zu halten? Allerdings.“ Yasmina nickte. „Ein Vorteil des Lebens im Harem ist, dass man sich über gewisse Geheimnisse und Tricks mit anderen Frauen austauschen kann. Bitte warten Sie einen Moment!“
Celia kühlte ihrer Handgelenke mit dem Wasser des Springbrunnens. Es war nicht allein die Hitze, die ihre Haut glühen ließ. Wie hatte sie sich nur auf ein solches Gespräch einlassen können? Wahrscheinlich hatte es wirklich etwas mit dem Harem zu tun. Hier herrschte eine Atmosphäre der Sinnlichkeit, wie sie sie nie zuvor erlebt hatte. Das erklärte auch den Wunsch, mehr über die körperliche Liebe zwischen Mann und Frau zu erfahren. Celia wollte die Tricks und Geheimnisse, von denen Yasmina gesprochen hatte, nicht ausprobieren. Nein. Es würde ihr genügen, darüber in der Theorie Bescheid zu wissen.
Yasmina trat mit einem kleinen Päckchen zu ihr. „Ich möchte Ihnen ein paar Zauberkarten schenken. Die Sprüche werden Sie nicht lesen können, aber die Bilder erklären genug.“
Zögern nahm Celia das Geschenk an. Es wäre unhöflich gewesen abzulehnen. Aber Zauberei? Das war doch Unsinn! „Schukran“, sagte sie, denn das arabische Wort für Danke hatte sie bereits gelernt.
„Wollen Sie sich von den Kindern verabschieden, ehe Sie aufbrechen? Akil wartet bereits, um Sie zurück in den Palast zu bringen. Ich hoffe, wir sehen uns noch einmal, ehe Sie die Heimreise nach England antreten.“
„Das würde mich sehr freuen.“
Yasmina schloss sie zum Abschied in die Arme und flüsterte ihr zu: „Ramiz ist ein attraktiver Mann, aber Sie sollten sich nicht in ihn verlieben. Er ist nicht der Richtige für Sie. Und so wie ich Sie einschätze, verschenken Sie Ihre Liebe nur einmal im Leben. Verzeihen Sie, dass ich so offen mit Ihnen rede. Ich spüre, dass Sie Ihren Gatten nicht geliebt haben. Aber zu Ramiz fühlen Sie sich hingezogen. Vielleicht wird er sich Ihnen sogar nähern. Das würde nicht gegen die Gesetze von A’Qadiz verstoßen. Aber er kann Sie nicht heiraten. Und Sie würden leiden.“
Celia zwang sich, gelassen zu bleiben. „Sie machen sich unnötige Sorgen, Yasmina.“
Doch die schüttelte den Kopf. „Ich habe das zweite Gesicht“, gestand sie, „und täusche mich selten.“
Celia hatte das Zusammensein mit Yasmina genossen, aber die Unterhaltung hatte sie nachdenklich gestimmt. Sie hatte manches erfahren, was sie erstaunt hatte.
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