Verführt im Harem des Scheichs
verschlossenen Lippen.“
„In England haben wir ein anderes Sprichwort. Es lautet: Die Straße zum Erfolg findet ein Mann leichter, wenn eine Frau ihm den Weg weist.“
Ein paar Sekunden vergingen. Dann begann Ramiz laut zu lachen. „Geben Sie zu, dass Sie sich das gerade ausgedacht haben!“
Plötzlich sah sie sehr jung aus. Sie lächelte. „Ich gebe es zu. Aber es ist trotzdem wahr.“
„Ich fürchte, dass ich diese Straße allein finden muss, auch wenn ich ein paar hübsche Prinzessinnen im Schlepptau habe.“
War da ein Anflug von Verbitterung in seiner Stimme?
„Wer könnte Sie daran hindern, eine Gattin zu wählen, die Sie mögen und vielleicht sogar lieben lernen? Sie sind der Herrscher. Sie treffen die Entscheidung.“
„Dann entscheide ich erst einmal, diese Diskussion zu beenden.“
„Ramiz? Als Sie sagten, ich sei eine selbstständige Frau, was genau haben Sie da gemeint?“
Er bemerkte, dass ihre Wangen sich ein wenig gerötet hatten und dass sie es vermied, ihn anzuschauen. „Ich habe gemeint, dass Sie sich nicht unterwürfig benehmen, sondern Ihre Meinung sagen.“
„Papa hat mir immer zu verstehen gegeben, dass das gut sei. Ich hoffe, Sie haben nicht den Eindruck, dass ich die Meinung anderer nicht gelten lasse.“
„Im Gegenteil! Sie achten sehr genau darauf, was andere sagen. Sie sind eine gute und verständnisvolle Zuhörerin.“
„Trotzdem hatte ich den Eindruck, dass ‚selbständig‘ nicht unbedingt als Lob gemeint war. Wirke ich womöglich einschüchternd?“
„Nicht auf mich.“
„Aber vielleicht auf andere?“
Da begriff er, dass sie nicht andere Männer im Allgemeinen meinte, sondern von ihrem Gatten sprach. „Ein Mann, der sich von einer Frau einschüchtern lässt, verdient es nicht, als Mann bezeichnet zu werden“, stellte er fest. „Sie sind selbständig, ja. Aber Sie sind auch eine bezaubernde Frau. Habe ich Ihnen das nicht schon in der vergangenen Nacht gesagt?“
Ein Schauer überlief sie, als Ramiz nach ihrer Hand griff und sie an die Lippen zog. Anders als die Gentlemen in England hauchte er keinen Kuss auf ihren Handrücken, sondern presste den Mund auf die Innenfläche ihrer Hand. Es fühlte sich sehr intim an. Unwillkürlich krümmte sie die Finger ein wenig. Seine Lippen waren warm. Und als Ramiz jetzt mit der Zungenspitze ihre Haut kostete, wurde es Celia heiß. Kurz schloss sie die Augen. Ihre Stimme klang ein wenig atemlos, als sie fragte: „Finden Sie mich wirklich schön?“
„O ja.“ Sein Atem schien ihre Fingerspitzen zu streicheln. „Habe ich Ihnen das nicht gestern bewiesen? Aber viel wichtiger als meine Meinung ist, wie Sie sich selbst sehen. Solange Sie nicht an Ihre Schönheit glauben, können Sie sich ihrer nicht erfreuen. Und solange Sie das nicht tun, können Sie auch vieles andere nicht genießen.“
Abrupt entzog Celia ihm ihre Hand. Das Blut stieg ihr in die Wangen. „Sie sprechen von dem, was die Frauen im Harem erleben.“
„Von allem, was Sie gestern erlebt haben.“
„Jetzt jedenfalls sind wir nicht im Harem.“
Er lehnte sich zurück und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. „Da haben Sie recht. Möchten Sie sich noch ein paar Bücher aussuchen, ehe einer meiner Diener Sie zurück in den Harem begleitet? Ich muss mich meinen Pflichten zuwenden.“
„Ramiz?“
„Hm?“
„Ich habe es ernst gemeint, als ich Ihnen meine Hilfe anbot. Wenn ich also irgendetwas tun kann … Sehen Sie, ich bin es nicht gewohnt, untätig zu sein. Nie zuvor hat man mich dauernd bedient. Da man mich ankleidet, frisiert und sogar badet, gibt es nichts für mich zu tun. Und entscheiden kann ich lediglich, ob ich lieber mit diesem oder jenem Öl massiert werden möchte und ob das grüne Kleid sich bei der Hitze angenehmer trägt als das gelbe.“ Bittend schaute sie zu ihm auf. „Es wäre schön, eine Aufgabe zu haben.“
„Sie langweilen sich?“
Celia nickte.
„Heute habe ich keine Zeit, etwas mit Ihnen zu unternehmen. Und ich möchte keinem meiner Bediensteten die Verantwortung für Ihre Sicherheit übertragen. Aber vielleicht lässt sich ein Treffen mit Akils Frau arrangieren. Yasmina spricht recht gut Englisch. Natürlich lebt auch sie in einem Harem. Trotzdem dürfte es eine angenehme Abwechslung sein.“
„O ja, ich würde Yasmina gern kennenlernen. Danke!“
„Ich möchte Ihnen noch etwas sagen. Ich bedauere nicht, was gestern Abend geschehen ist. Es war wunderschön. Aber es darf sich nicht wiederholen.
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