Verführt im Harem des Scheichs
Niemals.“
Dann war er fort, ehe Celia noch etwas auf seine Worte erwidern konnte. Sie zuckte die Schultern und trat an eines der Bücherregale, um sich etwas zu lesen auszusuchen.
Kurz zuvor war auch sie noch davon überzeugt gewesen, die sinnlichen Vergnügen, die sie in Ramiz’ Harem genossen hatte, seien eine Sünde gewesen, die sie nicht noch einmal begehen durfte. Nun allerdings fragte sie sich, ob sie überhaupt eine tugendhafte Frau sein wollte. Es war alles sehr verwirrend! Warum nur brachte Ramiz sie so aus dem Gleichgewicht?
Gewiss war es gut, ein paar Stunden in der Gesellschaft einer Frau zu verbringen, mit der sie sich in ihrer Muttersprache verständigen konnte. Denn seit dem Tod ihres Gatten war Ramiz der einzige Mensch gewesen, mit dem sie sich hatte unterhalten können.
6. KAPITEL
Y asmina war eine schöne Frau mit dunklen Augen und einer Haut, die an helle Schokolade erinnerte. Sie begrüßte Celia voller Wärme.
Die Räumlichkeiten, in denen sie lebte, wirkten wie eine kleinere Ausgabe von Ramiz’ Harem. Auch hier gab es mehrere Wohn- und Schlafzimmer, die um einen zentralen Innenhof herum angeordnet waren. Ein Springbrunnen plätscherte, und Zitronenbäume spendeten Schatten. Allerdings trennte nicht eine verschlossene Tür, sondern ein geschmiedetes Tor, das Yasmina jederzeit öffnen konnte, den Harem vom restlichen Haus.
Während Yasmina ihrem Gast ein Glas Tee einschenkte, erzählte sie von ihren vier Kindern und ihrer Mutter, die mit ihr zusammenlebte. Auch Akils verwitwete Schwägerin und deren Töchter zählten zum Haushalt.
„Sie glauben wahrscheinlich, in jedem Harem würden Sklavinnen den anderen Bewohnerinnen zu Diensten sein. Aber tatsächlich sieht es meistens so ähnlich aus wie hier bei uns. Jede von uns hat ein eigenes Zimmer, in das sie sich zurückziehen kann, wenn sie nicht gestört werden möchte. Die meisten Arbeiten allerdings erledigen wir gemeinsam. Wir wechseln uns beim Kochen ab und helfen uns beim Frisieren. Manchmal lesen wir einander etwas vor, und natürlich spielen wir mit den Kindern und bringen ihnen bei, was sie wissen müssen.“
„Vieles hier ist sicher angenehm“, stimmte Celia zu. „Aber finden Sie es nicht bedrückend, eingesperrt zu sein?“
„Eingesperrt? Nein. Das Tor steht doch offen. Wir können den Harem jederzeit verlassen, vorausgesetzt, wir verschleiern uns vorher.“
„Die Tür von Ramiz’ Harem ist von außen abgeschlossen.“
Yasmina nickte. „Asad hat es so gewollt. Sind auch die Eunuchen noch da, die er eingestellt hat?“
„Ja.“ Sie hatte, obwohl sie die Geschichten aus 1001 Nacht kannte, vorher nicht darüber nachgedacht. Natürlich, bei den beiden aufgeschwemmten Männern handelte es sich um Eunuchen! „Zwei habe ich gesehen.“
„Früher sollen es zehn oder noch mehr gewesen sein. Aber einige sind fortgegangen, als Ramiz nach Asads Tod allen die Freiheit schenkte. Akil hat erzählt, dass Asad auch mehrere Sklavinnen besessen hat.“ Yasmina senkte die Stimme vertraulich.„Es soll sich um junge Schönheiten aus irgendwelchen Ländern im Osten gehandelt haben. Mädchen, die Dinge beherrschten, die einem Mann vor Lust das Bewusstsein rauben.“
Celia war mindestens ebenso fasziniert wie schockiert. „Was für Dinge sollen das sein?“
„Ich habe keine Ahnung. Als ich Akil danach gefragt habe, hat er mir keine Antwort gegeben. Und jetzt sind sie sowieso fort. Ramiz hat ihnen eine Mitgift gegeben und sie nach Hause geschickt. Er wollte auch nicht, dass Asads Frauen im Palast blieben. Damals dachten wir, Ramiz wolle heiraten. Aber bisher hat er noch nicht einmal mit der Suche nach einer Gattin begonnen. Sie dürfen sich geehrt fühlen, Celia. Sie sind die erste Frau, der Ramiz gestattet hat, in seinem Harem zu leben. Alle Frauen in der Stadt beneiden Sie.“
„Das muss ein Missverständnis sein! Ich werde ganz gewiss nie …“
„… Ramiz’ Gattin? Nein, natürlich nicht!“ Jetzt sah Yasmina schockiert aus.„Einer Frau wie Ihnen würde man nicht erlauben, Ramiz zu heiraten.“ Sie stellte die gebrauchten Teegläser zur Seite und rief ihre beiden jüngsten Kinder herbei. „Dies ist mein Sohn Samir, er ist drei Jahre alt. Und Farida wird bald zwei.“
Das kleine Mädchen versuchte, sich hinter der Mutter zu verstecken. Der Junge allerdings war nicht so ängstlich. Zögernd streckte er die Hand aus, um Celias Haar zu berühren. Woraufhin sie ihn auf den Schoß nahm und ihm gestattete, mit ihrer Perlenkette
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