Verführt im Harem des Scheichs
geahnte Macht über ihre Vernunft ausübten.
Einen Moment lang noch kämpfte sie gegen den Wunsch an, Ramiz in die Arme zu schließen. Dann trat sie einen kleinen Schritt nach vorn, legte die Hände auf seine Schultern und hob den Kopf. Sie wollte ihn küssen. Sie musste ihn küssen. Es war ganz und gar unmöglich, etwas gegen diesen übermächtigen Wunsch zu tun. Also presste sie die Lippen auf seinen Mund.
Sie hatte geglaubt, sie müsse ersticken, wenn sie diesem Bedürfnis nicht nachgab. Doch nun, da sie ihm nachgegeben hatte, stockte ihr trotzdem der Atem. Es musste daran liegen, wie wundervoll Ramiz’ Mund schmeckte und wie berauschend dieser männliche Duft war, der ihn umgab. Sie presste sich an ihn, unendlich froh darüber, seine festen Muskeln zu spüren.
Er stöhnte auf und erwiderte ihren Kuss.
Wie sanft er war! Wie zärtlich! Er erforschte mit der Zunge das Innere ihres Mundes. Er knabberte an ihrer Unterlippe. Dabei streichelte er mit der freien Hand ihren Nacken, ihre Schulterblätter und ihren Hals.
Es war pure Magie.
Doch plötzlich war alles vorbei. Ramiz trat einen Schritt zurück, fuhr sich mit der Hand durchs Haar und erklärte: „Ich muss mit Akil reden.“
„Nicht jetzt!“, bat sie. „Bleiben Sie noch ein wenig. Reden Sie mit mir!“ Sie streckte die Hand nach ihm aus. Mit dem wirren Haar sah er jünger aus. Verletzlich. Sie bemerkte, wie ihre eigenen Bedürfnisse an Bedeutung verloren. Sicher, sie wollte Ramiz ein wenig für sich allein haben. Aber wichtiger war, ihn von der Anspannung zu befreien, die ihn nach den schwierigen Verhandlungen noch erfüllte. Würde es ihr gelingen?
Er zögerte, gestatte ihr jedoch dann, sie ins Haus zu führen. Während er sich auf einem Diwan ausstreckte, bereitete sie Tee für ihn zu. Dabei achtete sie darauf, sich genau an das im Land übliche Ritual zu halten. Sorgfältig maß sie die Menge der Teeblätter ab, füllte sie in eine silberne Kanne, goss kochendes Wasser darüber. Sie hatte sich gemerkt, dass Ramiz seinen Tee gern mit ein wenig Minze und Zitrone abschmeckte. Sie stellte auch eine kleine Schale mit Zucker auf das Tablett, obwohl sie ziemlich sicher war, dass Ramiz seinen Tee nicht süßen würde.
Und während sie all dies tat, erzählte sie von ihrem Besuch bei Yasmina, von dem Brief, den sie an Cassie geschrieben hatte, und von den Büchern, die sie gelesen hatte.
Anfangs lauschte Ramiz nicht besonders aufmerksam, sondern genoss es einfach, ihre Stimme zu hören. Es dauerte allerdings nicht lange, bis in sein Bewusstsein eindrang, welche wundervolle Erzählerin sie war. Was sie sagte, war klug, geistreich und ausnahmslos interessant. Er schmunzelte, als sie schilderte, wie Yasminas Kinder sie dazu gebracht hatten, bei einem ihr unbekannten Spiel mitzumachen. Und er lachte laut auf, als sie erwähnte, dass Finchley-Burke beim Abendessen eingeschlafen war.
Tatsächlich war er nach einer Weile so entspannt, dass er ihr von seinem Treffen mit den Stammesfürsten berichtete.
Wie zuvor schon hörte sie ihm verständnisvoll zu. Sie äußerte ihre eigenen Ansichten, ohne danach gefragt worden zu sein, und widersprach ihm hin und wieder, ohne verletzend zu werden.
Sie tranken Tee, beobachteten, wie die Dienerinnen im Nebenzimmer die Lampen löschten, redeten weiter, lachten gemeinsam. Schließlich meinte Ramiz, dass es nun wirklich an der Zeit sei zu gehen.
Beiden war klar, dass es nichts gab, was sie weniger wollten.
„Ich hatte vergessen, wie unbequem es ist, nächtelang auf einem Teppich in einem fremden Zelt zu schlafen.“ Ramiz streckte sich.
„Soll ich Sie vielleicht massieren?“
Er sah erstaunt drein – genau wie sie. Denn sie hatte nicht vorgehabt, ihm dieses Angebot zu machen. Sie hatte einfach nur verhindern wollen, dass er sie verließ.
„Können Sie das denn?“
„Fatima hat es mir beigebracht. Ich muss allerdings gestehen, dass ich noch nicht oft Gelegenheit hatte, mein Können zu erproben. Sind Sie bereit, sich mir anzuvertrauen? Mir hilft eine Massage, Schlaf zu finden. Warum sollte das bei Ihnen anders sein?“
Er bezweifelte sehr, dass es ihn schläfrig machen würde, von Celia massiert zu werden. Und er hatte sich vorgenommen, ihrer Anziehungskraft nicht noch einmal zu erliegen. Nun, diesmal würde es leicht sein, standhaft zu bleiben. Er war einfach zu erschöpft, um an etwas anderes zu denken als an Schlaf.
„Wo soll ich mich hinlegen?“ Er erhob sich.
„Am besten auf mein Bett.“
Er hatte nicht
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