Verführt im Harem des Scheichs
fuhr sich mit der Hand durchs Haar. „Sie hätten es mir sagen müssen.“
„Sie haben nicht gefragt“, schleuderte sie ihm trotzig entgegen. „George war der Meinung, wir sollten warten, bis wir uns besser kennen. Aber es ist dann nicht mehr dazu gekommen.“
„Offensichtlich.“
Tränen stiegen Celia in die Augen. Vergeblich versuchte sie, sie fortzuzwinkern. Ihr Zorn verrauchte. „Es tut mir leid.“ Sie fuhr sich mit dem Handrücken über die feuchten Wangen.
Diese kleine Geste rührte Ramiz mehr, als alle Tränen es vermocht hätten. „Habe ich Ihnen wehgetan?“
Celia schüttelte den Kopf. „Nur ein ganz klein wenig. Ich habe hauptsächlich vor Schreck geschrien.“
„Beim nächsten Mal wird es nicht mehr …“ Er unterbrach sich. Es würde kein nächstes Mal geben. Es hätte auch dieses erste Mal nicht geben dürfen. Er musste dem Schicksal danken, dass alles ein Ende gefunden hatte, ehe er Celia hatte schwängern können.
Nur dass er dem Schicksal überhaupt nicht dankbar war. Dieses unglaubliche Verlangen war noch immer da. Er wollte vollenden, was er begonnen hatte! Er wollte Celia zu der seinen machen. Sie sollte ihm gehören, nur ihm – was natürlich unmöglich war! Er musste sich damit abfinden, dass ein anderer sich nehmen würde, was seiner Meinung nach ihm allein zustand.
Nein, verflucht! Er wollte sich nicht vorstellen, dass Celia mit einem anderen Mann zusammen war.
Es rührte ihn, wie tapfer sie gegen die Tränen ankämpfte. Ihre eben noch von der Erregung geröteten Wangen waren jetzt totenblass. Ihre Lippen waren von seinen Küssen ein wenig geschwollen. Sie sah unglaublich verletzlich aus.
„Was habe ich getan?“, stieß er hervor.
„Es ist nicht allein Ihre Schuld“, erklärte Celia. „Ich selbst habe auch meinen Teil dazu beigetragen.“
„Ich habe Sie entjungfert. Damit habe ich meine Ehre verloren.“
„Jeder, der von meiner Ehe wusste, hätte angenommen, dass ich keine Jungfrau mehr bin. Sie haben sich nicht unehrenhaft benommen. Im Übrigen wird niemand erfahren, was heute geschehen ist.“
„Aber ich weiß es.“
Sie zuckte die Schultern. Wie schwer es war, sich gleichgültig zu geben! Noch immer wollte sie ihn in sich fühlen. Sie wollte spüren, wie er sich in ihr bewegte. Sie wollte wissen, was es mit der körperlichen Liebe auf sich hatte. Zwei Menschen, die eins wurden … Nur, dass Ramiz ihr Zusammensein zweifellos als nichts weiter betrachtet hätte als den angenehmen Ausklang einer Massage.
„Ich denke, Sie sollten jetzt gehen“, sagte sie. „Vergessen wir einfach, was passiert ist.“
„Wie bitte?“, fragte er fassungslos.
„Vergessen wir es“, wiederholte sie.
„Ach, das ist wohl der englische Sinn fürs Praktische?“
„Ja. Gehen Sie zu Bett, Ramiz. Sie sind erschöpft und müssen schlafen.“
„Ich …“
„Gehen Sie, und machen Sie sich keine Gedanken um mich.“
Sie hatte sicher recht. Doch es fühlte sich falsch an. Er wollte sie nicht allein lassen. Aber zu bleiben würde alles nur verschlimmern. Es behagte ihm auch nicht, wie sie sich bemühte, ihm einen Teil der Schuld abzunehmen. Er wusste sehr wohl, dass er derjenige war, der die Verantwortung trug. Erkannte sie das nicht? Warum, zum Teufel, war sie so unabhängig ? Warum war sie so wild entschlossen, sich nicht von ihm helfen zu lassen?
„Gute Nacht“, sagte er kühl, da es nichts anderes mehr zu sagen gab. Dann war er fort.
Celia starrte ihm einen Moment lang nach. Schließlich bückte sie sich nach seiner Ghutra, die sie auf dem Boden nahe der Tür zum Innenhof entdeckt hatte. Sie drückte das Tuch an die Brust und ließ sich aufs Bett sinken. Ein leichter Duft hing in dem feinen Stoff. Celia presste die Nase hinein und weinte hemmungslos.
Peregrine Finchley-Burkes Vertrauen in die britische Flotte war gerechtfertigt. Kaum drei Wochen, nachdem die Fregatte mit der Botschaft für Celias Vater den Hafen von Alexandria verlassen hatte, erreichte sie bereits London.
Von dort machte sich ein berittener Bote auf den Weg zu Lord Armstrongs Landsitz. Der Hausherr befand sich gerade in einer geschäftlichen Unterredung mit seinem Verwalter, als man ihm das Schreiben überreichte. Er schickte den Verwalter hinaus, brach das Siegel, las und kam zu dem Schluss, dass die Nachrichten so schockierend waren, dass er sie nur mithilfe eines Glases Brandy ertragen konnte.
Nachdem er die wenigen Zeilen ein zweites Mal gelesen hatte, beschloss er, sich mit seiner Schwester
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