Verführt im Harem des Scheichs
fiel Lord Armstrong ein. „Celia ist wohlauf. Aber natürlich werde ich sofort nach Ägypten reisen, um sie nach Hause zurückzuholen.“
„Dann begleite ich dich!“, rief Cassie.
„Mach dich nicht lächerlich!“
„Ich werde mitkommen. Nichts und niemand wird mich davon abhalten“, verkündete Cassie entschlossen. „Celia wird mich brauchen.“
„Sophia, kannst du das Mädchen nicht zur Vernunft bringen?“, wandte der gepeinigte Vater sich an seine Schwester. „Die Arabische Wüste ist kein Platz für junge Damen.“
„Daran hättest du denken sollen, ehe du deine älteste Tochter dorthin geschickt hast“, gab Sophia trocken zurück. „Im Übrigen hat Cassie recht. Celia wird weibliche Unterstützung brauchen. Deshalb werde ich mich dir ebenfalls anschließen.“
„Was?“
„Henry“, sie schaute ihren jüngeren Bruder streng an, „du hast mich sehr gut verstanden. Wir begleiten dich. Und da wir keine Zeit zu verlieren haben, werde ich sogleich mit dem Packen beginnen. Komm, Cassandra. In einer Stunde brechen wir auf nach London.“
Lord Henry Armstrong, der für sein Verhandlungsgeschick ebenso bekannt war wie für seine Unnachgiebigkeit, seufzte tief auf – und gab sich geschlagen. „Wie du meinst, Sophia“, sagte er und ging zurück in sein Studierzimmer, um sich den zweiten Brandy dieses Tages einzugießen.
10. KAPITEL
R amiz schlenderte durch den zu seinem Palast gehörenden Garten. Dieser war nicht sehr groß, doch durch die geschickte Anordnung von Hecken und Blumenbeeten, von Springbrunnen und kleinen Pavillons bot er, je nachdem, welchem Weg man folgte, die unterschiedlichsten Ansichten. Die Pflanzen – es gab eine erstaunliche Artenvielfalt – wurden durch ein ausgeklügeltes Bewässerungssystem versorgt. Feigenbäume wuchsen neben Oleander und Jasmin. Ein Bereich war den Blumen vorbehalten, die Ramiz von seinen Reisen mitgebracht hatte, darunter viele Rosen. Seine Lieblingsblume, eine stark duftende Kletterrose, hatte ihm einst Kaiserin Josephine persönlich überreicht. Die Blütenblätter wirkten auf den ersten Blick fast weiß. Doch wenn sie sich ganz entfaltet hatten, bekamen sie einen warmen rosa Schimmer.
Sie erinnerten ihn an Celia. Drei Nächte waren seit seinem letzten Besuch im Harem vergangen. Denn wieder hatte er sich zu der Erkenntnis durchringen müssen, dass es am besten war, sich von ihr fernzuhalten. Sein schlechtes Gewissen plagte ihn. Er hatte ihr etwas Wertvolles geraubt und sah keine Möglichkeit, sie dafür zu entschädigen. Was er getan hatte, war falsch gewesen. Und da er nicht daran gewöhnt war, im Unrecht zu sein, fühlte er sich schlecht. Natürlich hatte er auch früher Fehler gemacht. Aber stets war es ihm gelungen, alles wieder in Ordnung zu bringen. Diesmal war das anders, und er litt darunter. Einerseits wusste er, dass er Celia um Vergebung hätte bitten müssen. Andererseits sehnte er sich danach, sie wieder und wieder zu küssen, zu streicheln und jede Nacht aufs Neue in die Kunst der Liebe einzuführen.
Dieser Wunsch schockierte ihn. Er wusste, dass er etwas Falsches getan und gegen seine Ehre verstoßen hatte. Und doch konnte er seinen Fehler nicht wirklich bereuen.
Dass Celia gesagt hatte, sie trage genauso viel Schuld wie er an dem, was geschehen war, half ihm auch nicht weiter. Warum hatte sie ihn nicht aufgefordert aufzuhören? Warum hatte sie ihm nicht anvertraut, dass sie noch Jungfrau war? Warum versuchte sie so zu tun, als sei es nicht wirklich wichtig? Verfolgte sie ein bestimmtes Ziel? War sie womöglich Teil eines Komplotts gegen ihn? Würde sie ihn der Vergewaltigung beschuldigen, um ihn und sein Land in einen schlechten Ruf zu bringen? Nein, unmöglich! Selbst wenn jemand sie dazu aufgefordert hatte, würde sie es nicht tun. Dessen war Ramiz sich ganz sicher.
Nach ihrem Besuch in Katra hatte er sie gefragt, warum sie ihm so viele Freiheiten gestattete. Und sie hatte geantwortet, es müsse mit der Haremsatmosphäre zusammenhängen, die ihr das Gefühl gäbe, weit fort von der wirklichen Welt zu sein.
Ihm war durchaus nicht entgangen, dass sie von Anfang an von der Idee des Harems fasziniert gewesen war. Sie hatte ihm gegenüber erwähnt, wie sehr die Geschichten aus 1001 Nacht sie in den Bann gezogen hatten. Vielleicht kam es daher, dass sie von einem Ort träumte, an dem sie vor den neugierigen Augen ihrer Mitmenschen sicher war. Einem Ort, an dem sie Dinge tun konnte, die ihr gefielen, obwohl die englische
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