Verführt im Harem des Scheichs
eine andere Frau küssen und liebkosen, machte sie regelrecht krank.
Sie durfte Yasminas Warnung nicht vergessen. Ja, sie musste vorsichtig sein. Denn auch wenn sie Ramiz diesmal höchste Lust und Befriedigung geschenkt hatte, so bedeutete das doch nicht, dass er mehr für sie empfand als erotische Begierde. Sicher, er hatte sie nur äußerst widerwillig verlassen. Aber auch das war wohl nur darauf zurückzuführen, dass er für eine Weile von ihrer Fremdartigkeit fasziniert war, sie glich den arabischen Frauen eben in vielerlei Hinsicht nicht.
Es würde gut sein, das alles im Gedächtnis zu behalten. Für ihn hatte ihr Zusammensein keine weitergehende Bedeutung, ganz gleich, wie heftig ihr Verlangen nacheinander jetzt auch sein mochte.
Sie seufzte. Ramiz war eine Oase der Sinnlichkeit in der Wüste ihres Lebens.
Die Vorstellung brachte sie zum Lächeln. Denn die Wortwahl hätte viel besser zu Cassie als zu ihr selbst gepasst. Von ihrer Schwester wanderten ihre Gedanken zurück zu Ramiz. Ob er wohl schlief? Oder ob er in Erinnerungen an ihre gemeinsamen Stunden schwelgte so wie sie?
Noch immer lächelnd schlief sie ein. Doch selbst im Traum verfolgte sie sein Bild.
Sie erwachte bei Sonnenaufgang. Geräusche von draußen verrieten, dass Diener und Wächter damit beschäftigt waren, die Karawane zum Aufbruch vorzubereiten. Allein in ihrem Zelt nahm Celia rasch ein kleines Frühstück zu sich. Dann schlüpfte sie in aller Eile in ihre Kleider. Sie wusste, dass die Männer bereitstanden, um das Zelt abzubauen.
Ramiz wartete bei den Kamelen auf sie. Er brannte darauf, die Reise fortzusetzen. Um selber Zeit für Celia zu haben, hatte er Akil den Auftrag erteilt, die Karawane zu führen.
Damit hatte sie nicht gerechnet. Im Gegenteil! Sie war darauf vorbereitet gewesen, von ihm ignoriert zu werden. Auch hatte sie sich ausgemalt, dass er sich, ganz Wüstenprinz, ihr gegenüber womöglich herablassend benehmen würde. Schließlich hatte er bekommen, was er sich gewünscht hatte.
Sein Verhalten erstaunte sie. Er lächelte so warm, dass es fast einen Kuss ersetzte, als er ihr in den Sattel des Kamels half. Und unterwegs blieb er in ihrer Nähe, wies sie auf Orientierungspunkte in der Wüste hin und erzählte ihr Anekdoten aus der Geschichte seines Volkes. Wenn ein anderer Mann sich so um sie gekümmert hätte, hätte sie wohl angenommen, er umwerbe sie. Doch sie wusste ja, dass Ramiz ihr nie den Hof machen würde.
Als die Sonne hinter dem Horizont verschwand, hatten sie ihren neuen Lagerplatz erreicht. Wieder wurden die Zelte aufgebaut. Doch diesmal standen sie nicht allein in der Weite der Wüste. Etwa eine Viertelmeile entfernt befand sich das aus Beduinenzelten bestehende Dorf von Scheich Farids Stamm.
„Wir müssen dem Scheich und seinen Leuten noch heute Abend unseren Respekt erweisen, Celia“, teilte Ramiz ihr mit. „Mach dich chic. Das erwartet man von dir.“
„Ich soll dich begleiten?“
„Ja. Wenn du das nicht tust, wird er es als Beleidigung auffassen. Jeder hier hat von der geheimnisvollen Engländerin gehört und möchte sie kennenlernen. Ach ja, wir müssen daran denken, uns in Gegenwart der anderen zu siezen.“
Bisher hatte sie kaum darüber nachgedacht, was die Menschen in A’Qadiz von ihr denken mochten. Und plötzlich bekam sie ein wenig Angst. „Was wissen sie von mir?“
„Ich habe durch Akil verbreiten lassen, dass du als Gesandte der britischen Regierung hier bist.“
„Eine Frau in einer solchen Position? Das werden sie kaum glauben.“
Er zuckte die Schultern. „Sie werden es für eine der westlichen Verrücktheiten halten. Den Engländern traut man hier durchaus zu, dass sie eine Frau wie einen Mann behandeln. Das ist im Übrigen auch der Grund, warum wir getrennte Zelte haben. Du möchtest sicher nicht, dass sie dich für meine Geliebte halten.“
„Oh …“ Sie riss die Augen auf. „Danke, Ramiz.“
„Ich muss meine Ehre ebenso schützen wie die deine. Außerdem“, er runzelte in Erinnerung an Akils Vorhaltungen die Stirn, „Scheich Farids Tochter steht auf der Liste der Bräute, die für mich infrage kommen.“
Im ersten Moment hatte sie sich darüber gefreut, dass er um ihren guten Ruf besorgt war. Doch seine weiteren Worte machten ihr klar, dass er in erster Linie an das Wohl seines Volkes dachte. Zorn wallte in ihr auf. Nein, sie war nicht wütend auf ihn, sondern auf sich selbst. Wieder einmal hatte sie in seine Handlungen etwas hineingelesen, was allein ihrer
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