Verführt im Harem des Scheichs
Schönheit ausstrahlte.
Lange konnte Ramiz den Blick nicht von ihrer schlafenden Gestalt abwenden.
Erst als die Kälte der Wüstennacht ihn frösteln ließ, begab er sich zu seinem eigenen kleinen Lager, das ein Stück entfernt von dem Übernachtungsort der Karawane lag. Er rollte sich in eine Decke und schlief auf der harten Erde, den Kopf auf den Hals seines Kamels gebettet.
2. KAPITEL
D ie Männer kamen, als die Morgendämmerung gerade hereinbrach. Celia erwachte von einem Geräusch. Sie richtete sich auf, ärgerlich darüber, dass sie sich infolge der unbequemen Schlafposition ganz steif fühlte, und schaute über den Felsen. Eine Staubwolke näherte sich sehr schnell dem kleinen Lager. Dann waren arabisch gekleidete Gestalten zu erkennen, Männer, die glitzernde Dinge in den Händen hielten. Bösartig glitzernde Dinge! Waffen! Wer auch immer diese Krieger waren, sie kamen nicht in freundlicher Absicht!
Noch hatten sie die Zelte nicht erreicht. Ein paar kurze Augenblicke blieben Celia noch, um Bakri sowie die drei Wachleute zu warnen und George zu retten. Auf die Idee, dass es genau anders herum sein müsste, kam sie gar nicht. Sie wollte gerade loslaufen, als eine große Hand sich auf ihren Mund presste, und ein starker Arm sich um ihre Taille legte, um sie festzuhalten. Vergeblich versuchte sie, sich zu befreien.
„Beruhigen Sie sich! Und vor allem schreien Sie nicht!“
Obwohl seine Stimme sehr leise war, hörte Celia doch deutlich, dass er es gewohnt war, seinen Mitmenschen Befehle zu erteilen. In ihrer Angst fiel ihr nicht einmal auf, dass er Englisch sprach. Sie gehorchte, ohne zu zögern.
Er gab ihren Mund frei und drehte sie zu sich herum.
„Sie!“, flüsterte sie verwirrt. Es war der Mann, den sie tags zuvor hoch zu Ross auf der Kuppe der Anhöhe gesehen hatte.
„Gehen Sie zurück hinter den Felsen und rühren Sie sich nicht! Ganz gleich, was passiert, Sie bleiben dort, bis ich Sie hole!“
„Aber mein Gatte …“
„Was man ihm antun könnte, ist nichts im Vergleich zu dem, was man Ihnen zufügen würde. Und nun verstecken Sie sich!“
Er zog sie mit sich, und schon hatten sie ihren Schlafplatz erreicht. Von irgendwoher waren Schreie zu hören.
„Bitte“, flüsterte Celia, „retten Sie meinen Gatten.“
Der Fremde nickte und zog beinahe gleichzeitig einen kleinen Dolch und einen orientalischen Krummsäbel, einen Scimitar, aus zwei mit Edelsteinen verzierten Scheiden, die er an einem Gürtel bei sich trug. Dann lief er los und stieß, noch ehe er das erste Zelt erreichte, einen gellenden Schrei aus, mit dem er die drei als Wachen angemieteten Männer auf die Gefahr aufmerksam machen wollte.
Doch die Wachen waren verschwunden.
Er riss die Decke beiseite, die den Eingang zum Zelt bildete, und sah sich Bakri gegenüber, der bereits aufgesprungen war. In einer Ecke kauerte der Engländer.
Erneut fuhr Ramiz herum und stieß einen Fluch aus. Die vier feindlichen Krieger waren bereits von ihren Kamelen gesprungen und hatten das Zelt schon fast erreicht. „Hat der Engländer ein Gewehr?“, wollte er von Bakri wissen.
Doch ganz gleich, über welche Waffen der britische Gesandte verfügte, keine von ihnen sollte zum Einsatz kommen.
Während Ramiz al-Muhana mit dem Scimitar in der rechten und dem Dolch in der linken Hand auf die Angreifer eindrang, konnte er nicht sehen, was hinter ihm geschah. Er kämpfte wie ein Derwisch. Doch die Chancen standen schlecht für einen Mann, der es mit vier Gegnern gleichzeitig aufnehmen musste. Trotzdem gelang es ihm, einen der Feinde an der Schulter zu verletzen. Jetzt musste er einen Satz zur Seite machen, um dem Krummschwert des zweiten zu entgehen. Er spürte, dass nun die größte Gefahr von links drohte, und fuhr herum. Gerade rechtzeitig, um den auf ihn niedersausenden Scimitar des Angreifers zu stoppen. Ein lautes metallisches Klirren, und dann flog die Waffe des Feindes durch die Luft. Ein heftiger Schmerz durchfuhr Ramiz’ Arm. Aber zum Glück war er nicht getroffen worden, es war nur die Wucht des Schlages, die seine Muskeln und Sehnen schmerzen ließ.
Keuchend holte er Luft. Gegen zwei der Männer hatte er sich erfolgreich zur Wehr gesetzt. Aber noch versuchten zwei weitere, ihn umzubringen oder wenigstens kampfunfähig zu machen. Während er unglaublich schnell jeden ihrer Angriffe parierte, spürte er, wie seine Kräfte nachließen. Schweiß stand ihm auf der Stirn und rann ihm in die Augen, sodass er nicht mehr klar sehen konnte.
Von
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