Verführt im Harem des Scheichs
gehindert?“
Sie errötete, hob dann aber den Kopf, um ihren Vater offen anzuschauen. „Ich wollte A’Qadiz nicht verlassen. Und Lord Winchesters Vorschlag lieferte mir einen Grund, hierzubleiben. Ich habe das zwar so deutlich nicht gesagt, aber ich glaube, dass Mr Finchley-Burke es ahnte.“ Fragend sah sie zu dem jungen Mann hin.
Der nickte.
„Es gefiel dir hier? Warum?“, wollte ihr Vater wissen. Er musterte sie noch einmal, und diesmal schien er gewisse Schlüsse aus der Tatsache zu ziehen, dass sie wie eine Araberin gekleidet war und ihr Haar offen trug. Aber statt seinen Verdacht in Worte zu fassen, fragte er: „Warum hast du keines deiner eigenen Kleider angezogen?“
Celia schwieg.
Hilfe suchend wandte er sich an seine Schwester. „Sophia? Was ist los mit dem Mädchen?“
Die ältere Dame lächelte und meinte: „Henry, wenn wir Mr Finchley-Burke nicht mehr brauchen, könnten wir ihm doch gestatten, sich zurückzuziehen.“
Überaus erleichtert erhob der junge Mann sich. Doch Lord Armstrong hielt ihn zurück. „Er trägt die Hauptschuld an unseren Problemen, weil er diesem Akil gestern Abend alles gestanden hat. Er sollte wenigstens bleiben, bis wir uns entschieden haben, wie wir mit der Situation umgehen wollen. Zuerst allerdings müssen wir alle Fakten zusammentragen.“ Er, der sonst immer so gelassen und ruhig blieb, erhob sich nervös und steckte die Hand ins kühle Wasser des Springbrunnens. „Also!“ Er musterte Celia nachdenklich. „Was genau geht hier vor?“
Sie zuckte die Schultern. „Nichts, Papa.“
„Celia?“ Das war Tante Sophia.
„Nichts, außer dass Ramiz … Ich meine, dass Scheich al-Muhana und ich …“
„Das dumme Kind bildet sich ein, den Scheich zu lieben“, verkündete Tante Sophia. „Deshalb wollte sie in Balyrma bleiben.“
„Du behauptest, du würdest einen Scheich lieben?“, vergewisserte Lord Armstrong sich. „Verflucht, Celia, du musst den Verstand verloren haben!“ Er trat zu seiner ältesten Tochter und schaute streng auf sie hinab. „Ich will nur hoffen, dass du nichts getan hast, was du bereuen müsstest. Du hast dich hoffentlich, seit du im Palast dieses Mannes lebst, an alle Anstandsregeln gehalten.“ Erstaunt, ja entsetzt stellte er fest, wie schuldbewusst Celia plötzlich aussah.
„Ich fürchte“, stellte Lady Sophia fest, „dass die Szene, die Cassie und ich in der vergangenen Nacht beobachtet haben, ganz andere Schlüsse nahelegt.“
„Welche Szene?“, erkundigte sich der besorgte Vater.
„Scheich al-Muhana kam hierher, um Celia Vorwürfe zu machen. Ich nehme an, er hatte von dem Plan des Generalkonsuls erfahren.“ Sie maß Peregrine mit einem Blick, der ihn erschauern ließ. „Jedenfalls war er sehr zornig. Celia hat es zwar vorgezogen, uns keine Einzelheiten zu verraten, aber die Art, wie sie und der Prinz miteinander umgingen, ließ keinen Zweifel daran, dass …“, sie zögerte, „… dass sie recht vertraut miteinander sind.“
„Oh Gott“, stöhnte Lord Armstrong und ließ sich wieder auf den Diwan sinken. „Was, um Himmels willen, sollen wir nun tun? Dieser Vertrag“, er starrte Celia an, „ist viel wichtiger, als du ahnst. Nicht nur für die East India Company würde er die denkbar größten Vorteile mit sich bringen. Wir brauchen die Erlaubnis, den Hafen von A’Qadiz zu nutzen. Wir brauchen sie unbedingt. Aber wir werden sie nur bekommen“, wütend schlug er sich mit der flachen Hand auf den Oberschenkel, „wenn wir einander vertrauen können. Wenn nun der Prinz glaubt, meine Tochter habe für ihr Vaterland spioniert … Verflucht! Was hast du getan, Celia? Wahrscheinlich hat al-Muhana auch noch Zweifel an deiner Moral. Ich bin …“
„Papa!“
„Vater!“
„Henry!“
Beinahe gleichzeitig hatten die drei Frauen ihre Schreckensrufe ausgestoßen. Peregrine schickte ein schwaches „Ich bitte Sie, Sir“, hinterher.
Lord Armstrong sah von einem schockierten Gesicht zum nächsten. „Ich nehme an, ich muss niemandem hier erklären, wie das Ganze aussieht. Oder soll ich …“
„Nein, das wird nicht nötig sein“, unterbrach seine Schwester ihn.
Er holte ein großes Taschentuch aus der Rocktasche und wischte sich über die schweißnasse Stirn. Im Allgemeinen war er ein sehr beherrschter Mann. Seine diplomatischen Erfolge beruhten zum großen Teil darauf, dass er auch in den schwierigsten Situationen ruhig blieb. Doch nun forderten die lange, anstrenge Schiffsreise von England nach Ägypten sowie
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