Verfuehrt in Las Vegas
tust du überhaupt hier?” wollte Caitlin plötzlich wissen. „Habt ihr den Mörder etwa schon erwischt?”
„Nein.”
„Ja, dann …“
Graham zögerte, dann gab er sich einen Ruck. „Man hat mich zu deinem persönlichen Leibwächter bestellt.”
Die Slips, die Caitlin immer noch in der Hand hielt, fielen zum zweiten Mal zu Boden.
5. KAPITEL
Caitlin starrte Graham fassungslos an. „Wie bitte?”
Ihm gefiel der Auftrag genauso wenig wie ihr. Aber dies war nun einmal sein Job, und er war viel zu sehr Profi, um sich seine Gefühle anmerken zu lassen.
„Ich bin dein Leibwächter”, wiederholte er daher geduldig.
„Das darf doch nicht wahr sein!”
„Ist es aber. Möchtest du meinen Vorgesetzten anrufen, damit er es dir bestätigt?”
Caitlin schüttelte den Kopf. „Das ist unmöglich, Graham, und du weißt es auch: Wie stellst du dir das überhaupt vor? In mein Geschäft kommen nur selten Männer. Was denkst du, wie es meinen Kundinnen gefallen würde, wenn sie beim Kauf ihrer Dessous dauernd beobachtet würden?”
Graham zuckte unbehaglich mit den Schultern. „Ich bin auch nicht sehr glücklich darüber, Caitlin. Doch im Interesse deiner eigenen Sicherheit bleibt uns leider keine andere Wahl.”
„Mach deinen Job, wo immer du willst, Graham, aber nicht hier!” erwiderte Caitlin heftig. „Ich habe Jahre gebraucht, um mir diese neue Existenz aufzubauen. Ich werde nicht zulassen, dass du einfach hier auftauchst und alles kaputtmachst.”
„Keine Angst!” erwiderte Graham bitter. „Du bist vor mir sicher. Ich habe in den letzten Monaten kein einziges Bleichgesicht ermordet oder skalpiert.”
Caitlin sah ihn entsetzt an. Das hatte sie damit doch gar nicht sagen wollen! Oh, Gott, dachte er etwa … Das war ja schrecklich! Wenn Graham sie tatsächlich solcher Vorurteile für fähig hielt, kannte er sie ja überhaupt nicht! Und dieser Mann hatte einmal behauptet, sie zu lieben!
Graham merkte, damit war er zu weit gegangen. Aber er stand schließlich noch immer unter dem Eindruck ihrer Mutter. Nach allem, was geschehen war, konnte man wohl kaum annehmen, dass Caitlins Ansichten sich so sehr von Reginas unterschieden.
„Gut, lass uns nicht mehr darüber reden”, meinte er entschlossen. „Tatsache ist, dass du in Gefahr bist und Polizeischutz brauchst. Der Artikel in der Zeitung sollte uns eine Warnung sein, die Sache nicht auf die leichte Schulter zu nehmen.”
„Und du hast behauptet, der Mann säße bereits in einem Bus nach Süden”, sagte sie bitter.
Er hatte sie damit trösten wollen. „Das ist ja auch gut möglich, Caitlin. Aber ob du es glaubst oder nicht, liegt an dir. Du musst mir nicht glauben, wenn du nicht willst.”
„Das Problem ist”, entgegnete sie stockend, „dass ich dir immer geglaubt habe. Das war anscheinend ein großer Fehler.”
Graham sah sie verblüfft an. Was meinte sie nur damit? Sie war schließlich diejenige gewesen, die ihn verlassen hatte und nicht umgekehrt.
Caitlin hatte sich wieder gefangen. „Hör zu, ich meine es ernst, Graham. Du kannst nicht die ganze Zeit hier herumhängen. Das geht einfach nicht!”
Das Geschäft war nur ein Grund dafür. Sie musste sich selbst, sich und ihre Gefühle vor Graham schützen. Innerlich hatte sie ja fest geglaubt, dass sie über die Sache hinweg wäre. Aber so war es nicht. Doch das brauchte Graham nicht zu wissen.
„Ist es denn so schlimm für dich, meine Nähe zu ertragen?”
Sie nickte entschlossen. „Ja, das ist es.”
Er hatte seine Antwort. Nichts hatte sich geändert in all den Jahren, gar nichts. Egal, wie tolerant Caitlin sich nach außen geben mochte, innerlich war sie noch dieselbe, die ihm damals diesen Brief geschrieben hatte. Den Brief, in dem stand, dass sie ihn nicht heiraten konnte. Der Brief, der sein Leben zerstört hatte.
„Also gut, wie du willst.” Er wandte sich zum Gehen. „Ich werde mich draußen postieren.”
Nachdem die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen war, lehnte sie sich schwer auf die Theke. Sie fühlte sich müde und erschöpft.
„Na, ist die Luft jetzt rein?” Caitlin fuhr zusammen. Sie hatte fast vergessen, dass sie und Graham nicht allein waren. Kerry blickte sie prüfend an, während Eva wieder an die Arbeit ging, als wäre nichts geschehen.
„Ja, die Luft ist rein”, entgegnete Caitlin achselzuckend.
„Wo ist denn dein Gorilla hin?” Kerry sah aus dem Fenster. Graham stieg gerade in einen dunkelblauen Sedan. „Bitte entschuldige, Caitlin. Ich wollte
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