Verfuehrt in Las Vegas
nicht lauschen. Aber ihr wart ja auch ziemlich laut. Du kennst den Typ, stimmt’s?”
Caitlin nickte. „Ja, Kerry. Ich kenne ihn.”
„Es geht mich ja nichts an, aber … willst du etwa wieder etwas mit ihm anfangen?”
Caitlin schüttelte entschieden den Kopf. „Ganz bestimmt nicht! Und jetzt würde ich gern von etwas anderem reden, Kerry. Könntest du bitte einmal nachschauen, ob die letzte Sendung aus Frankreich angekommen ist?”
Widerstrebend nickte Kerry. Caitlin wusste, sie brannte darauf, sich noch ein wenig länger über Graham zu unterhalten. Aber diesen Gefallen konnte sie ihr leider nicht tun.
„Wie du willst, meine Liebe. Dein Wunsch ist mir Befehl.” Damit verschwand Kerry wieder ins Hinterzimmer.
In den nächsten zwei Stunden geschah es öfters, dass Caitlin aus dem Fenster sehen musste - ohne dafür einen besonderen Grund zu haben. Und sie sah immer das gleiche: Graham saß unbeweglich in seinem Auto. Seitdem sie ihn hinausgeschickt hatte, hatte er sich nicht mehr von seinem Platz gerührt.
Bestimmt ist es brütendheiß dort drin, dachte Caitlin schuldbewusst.
Der Wagen war zwar im Schatten geparkt, und Graham hatte die Fenster heruntergekurbelt. Dennoch mussten es mindestens vierzig Grad sein.
Kerry, die gerade mit der Sendung aus Frankreich an ihr vorbeiging, warf ebenfalls einen Blick nach draußen.
„Wie lange braucht es noch, schätzt du, bis er gut durchgebraten ist?”
„Gut durchgebraten?” Caitlin nahm ihr einen Teil der Negliges ab.
„Na, du weißt doch. Gut durchgebraten wie ein Steak. Er sitzt ja schließlich schon seit Stunden dort draußen, oder?”
Caitlin biss sich auf die Lippen. „Ich habe ihn hinausgeschickt”, antwortete sie auf Kerrys Frage. „Meiner Meinung nach verscheucht er uns sonst die Kundinnen.”
In diesem Moment kam eine zierliche Blondine auf sie zu. Sie hielt einen pinkfarbenen Bikini hoch. „Wo kann ich den anprobieren?”
Caitlin wies auf ihre Kollegin. „Kerry wird Ihnen die Umkleidekabine zeigen, Miss.”
Plötzlich klingelte das Telefon. Caitlin nahm den Hörer ab und meldete sich.
„Seduction, was kann ich für Sie tun?”
Am anderen Ende der Leitung gab es eine kleine Pause. „Ich … ja, also … ich weiß nicht, ob ich richtig verbunden bin. Ist das ein Geschäft?”
„Ja, ein Geschäft, Madam. Wir verkaufen Dessous.”
„Oh.” Wieder gab es eine kleine Pause. Dann fuhr die Stimme zögernd fort: „Könnte ich vielleicht mit Mr. Redhawk sprechen?”
Caitlin durchfuhr es wie ein Ruck. Seine Frau! Dies war seine Frau! Sie wusste es so sicher, als wenn die andere sich vorgestellt hätte. Caitlin holte tief Atem. „Einen Moment, bitte. Ich werde ihn holen.”
Schnell verließ Caitlin den Laden. Die heiße Luft draußen traf sie wie ein Schlag. Sie machte das Atmen schwierig. Aber vielleicht gab es ja auch noch einen anderen Grund für das bedrückende Gefühl in ihrer Brust.
Graham sah sie näher kommen. Er versuchte, den Ausdruck auf ihrem Gesicht zu deuten, konnte sich aber darauf keinen Reim machen. Die letzten beiden Stunden waren entsetzlich langweilig gewesen. Außer ein paar Kundinnen und Lieferanten war kaum jemand an Caitlins Laden vorbeigekommen.
„Was ist los?” fragte er alarmiert, als sie vor ihm stand. „Stimmt etwas nicht?”
„Da ist ein Anruf für dich. Ich glaube, es ist deine Frau.” Ihre Stimme klang seltsam flach.
Ohne ein weiteres Wort stieg Graham sofort aus und marschierte in Richtung Laden.
Wahrscheinlich hat er ja auf den Anruf gewartet, dachte Caitlin. Woher kommt nur dieser Schmerz, fragte sie sich. Konnte es ihr nicht vollkommen gleich sein, mit wem Graham sprach?
„Du kannst das Telefon mit ins Hinterzimmer nehmen”, sagte sie und wies auf den kleinen Raum. Graham nickte kurz, dann war er hinter dem Vorhang verschwunden.
Die Ware aus Frankreich musste in die Regale und Glasvitrinen eingeordnet werden, aber Caitlin hatte keine Lust mehr dazu. Stattdessen machte sie sich an der Theke zu schaffen. So konnte sie Grahams Gespräch mitanhören, obwohl er sich anscheinend Mühe gab, seine Stimme zu dämpfen.
Was fiel seiner Frau eigentlich ein, ihn hier anzurufen? Er hatte schon lange nichts mehr von Celia gehört. Wahrscheinlich bedeutet es nichts Gutes, dachte er. Er hatte eigentlich damit gerechnet, dass er einen Anruf von ihrem Anwalt bekommen würde.
Aber möglicherweise war es ja auch ganz gut so. Ohne einen Mittelsmann konnten sie viel direkter miteinander sprechen. Vielleicht
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