Verfuehrt in Las Vegas
überraschten Caitlin. „Soll das heißen, du hast kein Geld? Was ist denn dann mit den fünfzigtausend passiert?”
Graham blickte sie stirnrunzelnd an. „Wovon redest du überhaupt? Welche fünfzigtausend?”
„Ach, komm schon, Graham, nun tu doch nicht so”, erwiderte Caitlin heftig.
„Glaubst du etwa, ich wüsste nicht Bescheid?”
„Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst, Caitlin.”
„Die fünfzigtausend, die du damals von meiner Mutter verlangt hast und die sie dir auch gegeben hat.”
Wollte er sie jetzt für dumm verkaufen? Was sollte dieses Leugnen? Caitlin hatte heute zuviel durchgemacht, als dass sie die Kraft oder die Lust gehabt hätte, sich auf irgendwelche Spielchen einzulassen.
Graham sah sie besorgt an. Was war nur mit ihr los? Hatte ihr der Schock den Verstand geraubt? Oder warum erzählte sie ihm sonst solch wirres Zeug?
„Ich würde im Traum nicht daran denken, deine Mutter auch nur um einen einzigen Cent anzugehen, Caitlin.”
„Ach ja?” Jetzt wurde sie richtig wütend. „Du leugnest also, dass du vor elf Jahren zu meiner Mutter gegangen bist und ihr angeboten hast, für immer aus meinem Leben zu verschwinden, wenn sie dir dafür eine gewisse Summe gibt?”
Graham hielt den Atem an. Seine Augen verdunkelten sich. Er sah, dass Caitlin die Wahrheit sagte.
„Und?” fragte er gefährlich ruhig. „Hast du das etwa geglaubt?”
„Ich wollte es ja nicht”, rief sie verzweifelt. „Aber wenn alles eine Lüge war, wenn sie dir kein Geld gegeben hat, wo zum Teufel warst du dann, Graham? Warum musste ich vergeblich auf diesem verdammten Bahnhof warten, bis der Zug nach Las Vegas weg war? Ich habe mich auf dein Wort verlassen, aber du bist nie erschienen. Und ich habe die ganze gottverdammte Nacht lang auf dich gewartet!”
„Caitlin! Aber das kann doch gar nicht sein! Du hast doch bei mir eine Nachricht hinterlassen und gesagt, dass du deine Meinung geändert hättest. Dass du mich doch nicht heiraten würdest. Und dass du allein wegfahren wolltest.”
Sie sah ihn gequält an. „Ich verstehe dich nicht, Graham. Ich habe nie bei dir angerufen. Und ich habe auch keine Nachricht hinterlassen.”
Diese Geschichte ergab einfach keinen Sinn!
„Ich bin gekommen, um nach dir zu suchen”, sagte er anklagend, „und deine Mutter hat mir dann deinen Brief gegeben. Den Brief, in dem du schreibst, dass du deine Meinung geändert hast. Dass dir klargeworden wäre, dass es ein Fehler wäre, zu heiraten - ein Fehler, den wir bestimmt beide bereuen würden.” Er holte tief Luft. Es war, als wäre es erst gestern passiert. All der Schmerz, die Enttäuschung, sie standen plötzlich wieder mitten im Raum.
„Dass du am nächsten Morgen nach Europa fliegen würdest und dass es das Beste für mich wäre, dich zu vergessen.”
Caitlin hatte das Gefühl, als würde sich alles vor ihren Augen drehen. Wovon sprach er nur? Sie hatte diesen Brief nie geschrieben. Soviel stand fest. „Und das hast du geglaubt?”
Graham hatte es damals nicht wahrhaben wollen. Er hatte sich auf der Stelle umgedreht und war gegangen. Regina Cassidys höhnisches Lachen gellte ihm jetzt noch in den Ohren.
„Ich wollte es zuerst nicht glauben, Caitlin. Aber um ganz sicherzugehen, rief ich die Fluggesellschaft an. Ich erzählte ihnen, ich wäre dein Vater und würde dich überall suchen. Sie bestätigten mir, dass du einen Flug nach Paris gebucht hattest, und zwar für neun Uhr am nächsten Morgen.” Er sah sie kühl an. „Genau wie es im Brief stand.
Daher dachte ich natürlich, der Rest würde genauso stimmen.”
Caitlin fühlte sich wie benommen. Das Ganze war ein schrecklicher Alptraum!
„Natürlich hatte ich einen Flug nach Paris gebucht.” Ein Schluchzer entrang sich ihr.
Oh, Gott, konnte das Ganze nur ein furchtbares Missverständnis sein, inszeniert von ihrer Mutter? „Wenn du nachgefragt hättest, hättest du erfahren, dass zwei Flüge bestellt worden waren. Das sollte meine Überraschung für dich sein. Flitterwochen in Paris, direkt nach der Hochzeit.” Sie wartete seine Reaktion gar nicht ab, sondern fuhr atemlos fort: „Nachdem mir meine Mutter erzählt hatte, dass du für fünfzigtausend Dollar eingewilligt hattest, dich nie wieder bei mir zu melden, flog ich allein.” Warum hatte er sie damals nicht gesucht? Sie war so verzweifelt gewesen. „Ich wollte das zunächst natürlich auch nicht glauben, Graham. Ich bin den ganzen Weg bis zum Haus deines Onkels gefahren und habe wie eine
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