Verfuehrt in Las Vegas
über mich lustig machen?”
„Nein, natürlich nicht.” Schnell stellte sie das Fläschchen zurück in den Schrank. Der Anblick des Blutes hatte ihr wieder die ganze Szene in Erinnerung gebracht. Ihr wurde plötzlich schlecht. Graham, dem ihre Reaktion nicht verborgen geblieben war, hätte sie am liebsten in die Arme genommen und getröstet, bis all ihre Angst verschwunden war. Aber er fürchtete sich vor weiteren Missverständnissen.
„Graham, ich … wir … o Gott, wir haben soviel Zeit verloren!”
Er schüttelte den Kopf. „Nein, Caitlin, ich glaube wirklich, deine Mutter hatte recht.
Es wäre nicht gut gegangen mit uns beiden.”
Sie verstand nicht, wie er so etwas sagen konnte. Hatte er denn vergessen, wie verliebt sie damals gewesen waren?
„Was willst du damit sagen, Graham? Hat es etwas damit zu tun, dass deine Frau dich verlassen hat?”
Ja, vielleicht hing es ja auch damit zusammen. Er hatte jedenfalls aufgehört, an Träume zu glauben.
„Meine Frau war Indianerin wie ich, Caitlin, und trotzdem hat unsere Ehe nicht funktioniert. Ich gehöre zu keiner Welt, Caitlin, aber ganz gewiss nicht zu deiner.”
Caitlin stieß einen tiefen Seufzer aus. Wie sollte sie ihn nur vom Gegenteil überzeugen?
„Komm, Graham”, sie nahm ihn bei der Hand, „lass uns wieder in die Küche gehen.
Ich werde uns beiden jetzt eine anständige Mahlzeit kochen. Und danach werde ich meine Mutter anrufen.”
Sie sah ausgesprochen grimmig aus.
„Warum willst du das tun?”
Sie wandte sich zur Tür und bemerkte abschließend: „Es gibt da ein paar Sachen, die ich gern loswerden möchte.”
Caitlin schien ihm in diesem Moment viel zu schwach für eine Auseinandersetzung mit ihrer Mutter zu sein. Die Frau war ein Ungeheuer. Sie würde Caitlin bei lebendigem Leibe auffressen. Er musste dafür sorgen, dass dies nicht geschah.
„Was soll denn das, Caitlin? Sie hat sicher nur das Beste für dich gewollt.”
Caitlin lachte ihm ins Gesicht. „In diesem Punkt hast du dich geirrt. Meine Mutter denkt immer nur an ihren eigenen Vorteil. Und wie wir nun wissen, scheut sie dabei auch nicht vor Lug und Betrug zurück. Aber das wird noch ein Nachspiel haben.”
Entschlossen drehte sie sich um und marschierte in die Küche.
8. KAPITEL
So sehr sie sich auch bemühte, Caitlin konnte einfach keinen Schlaf finden.
Das war neu, denn normalerweise musste sie sich nur ins Bett legen, um sofort tief und fest einzuschlafen. Aber an diesem Abend lag sie stundenlang wach und sah den Wolken dabei zu, wie sie am mondhellen Nachthimmel vorbeizogen.
Sie lag wach und wartete - worauf, hätte sie selbst nicht zu sagen vermocht.
Angespannt lauschte sie dem Wispern des Windes und dem Knarren des Hauses, aus dem sich die Hitze des Tages langsam verzog. Jedes kleinste Geräusch ließ sie zusammenfahren.
Immer wieder musste sie an die Ereignisse des vergangenen Tages denken. Die Bilder schienen sie zu verfolgen und sich endlos zu wiederholen, wie eine quälende Tretmühle im Kopf.
Jedesmal, wenn sie die Augen schloss, sah sie den Mann, der sie hatte entführen wollen. Ein hochgewachsener, sogar ziemlich gutaussehender Mann, dessen Augen voller Hass gewesen waren. Sie hatte noch einen Blick auf ihn werfen können, bevor er sie Graham entgegengeschleudert hatte und dann losgerannt war. Dieses Mal hatte sie nicht nur sein Profil gesehen. Sie wusste jetzt, wie er aussah, und hätte ihn notfalls auch identifizieren können.
Als sie den Hass in seinen Augen sah, erkannte sie, dass ihr Leben an einem seidenen Faden hing. Der Mann würde sie mit derselben Leichtigkeit umbringen, mit der er eine Zigarette ausgedrückt hätte.
An diesem Nachmittag war Caitlin ihrem eigenen Tod begegnet, und nun hatte sie schreckliche Angst.
In der Ferne begann plötzlich ein Hund zu heulen. Sie fuhr zusammen, dann setzte sie sich abrupt auf. Das Herz schlug ihr bis zum Halse. Vergeblich versuchte sie, sich wieder zu beruhigen. Es war doch nur ein Hund, weiter nichts. Sie zitterte am ganzen Leib wegen eines Hundes.
Nervös fuhr sie sich mit der Hand durchs Haar. Es hatte keinen Zweck. Heute Nacht würde sie wohl keinen Schlaf finden. Sie war viel zu angespannt und aufgewühlt.
Leider war es ihr auch nicht gelungen, ihre Mutter zu erreichen. Sie hatte Regina zwar direkt nach dem Essen angerufen, aber deren Hausangestellte hatte ihr mitgeteilt, dass Mrs. Cassidy auf einer Kreuzfahrt war. Leider wusste sie auch nicht, wie lange ihre Mutter fort sein würde.
Das
Weitere Kostenlose Bücher