Verfuehrt in Las Vegas
„Ja, ich glaube schon. Komischerweise sieht er mir ähnlich.”
Sie sah ihn überrascht an. Was meinte er damit? „Wieso sagst du das?”
„Weil er nicht mein leiblicher Sohn ist. Wir haben ihn adoptiert.”
„Du und deine Frau?” Es fiel Caitlin nicht leicht, dieses Wort auszusprechen.
Graham nahm einen großen Schluck aus der Coladose. „Exfrau”, korrigierte er sie.
Caitlin atmete auf, als sie das hörte. Aber sie hütete sich, ihn dies merken zu lassen.
„Du bist geschieden?”
Er nickte. „Schon seit zwei Jahren.”
„Oh, das tut mir aber leid!”
Er sah sie unverwandt an. „Es braucht dir nicht leid zu tun, Caitlin. Die Sache war von Anfang an ein Fehler. Anscheinend mache ich solche Fehler ja immer wieder.”
Caitlin ging auf seine letzten Worte nicht ein. Aber sie brannte darauf, mehr über sein Privatleben zu erfahren.
„Wieso war es ein Fehler?”
Graham rutschte unruhig auf dem Sofa hin und her. Er sprach nicht gern über solche Dinge, nicht einmal mit seinen engsten Freunden. Aber nun war er schon zu weit gegangen.
„Ich habe Celia damals geheiratet, weil sie von mir schwanger war. Das Kind sollte nicht unehelich zur Welt kommen.”
Caitlin nickte. Ja, so war Graham nun einmal. Ein wahrer Ehrenmann.
„Und sie war in Wirklichkeit gar nicht schwanger?”
„Oh, doch! Aber sie hat das Kind dann verloren. Und …” Er zögerte. Caitlin sah ihn aufmunternd an, und er fuhr fort: „Es war eine sehr komplizierte Schwangerschaft.
Nach ihrer Fehlgeburt stand fest, dass Celia keine Kinder mehr bekommen konnte.
Doch sie hatte es sich in den Kopf gesetzt, Mutter zu werden, und so verfiel sie auf den Gedanken mit der Adoption. Zuerst war ich dagegen, aber dann ließ ich mich breitschlagen. Jake ist genau wie ich ein Halbindianer.”
„Und wie ging es weiter?”
„Nein, eine Weile schien sie recht zufrieden zu sein.”
„Nur eine Weile?”
„Ja, sie …” Graham erinnerte sich daran, was Celia ihm über ihre Vergangenheit erzählt hatte. Sie war Vollblutindianerin, Ihre Eltern hatten sie im Stich gelassen und gezwungen, bei einer alten Tante zu leben, die sie häufig schlug. Sie hatte sich verzweifelt nach Liebe und Geborgenheit gesehnt. Graham hatte jemanden gebraucht, der ihm half, über den Verlust von Caitlin hinwegzukommen, und so hatten sie einander für kurze Zeit etwas geben können. Aber dann hatten sie sich auseinandergelebt. „Ich glaube, sie wusste gar nicht, was sie wollte”, meinte er nachdenklich. „Doch nach einer Weile wurde ihr klar, dass ich ihr nicht das Leben bieten konnte, wonach sie sich sehnte, Also verließ sie uns, mich und den Jungen.”
„Einfach so?” fragte Caitlin empört.
Graham schüttelte den Kopf. „Nein, natürlich nicht. Wir stritten uns monatelang.
Aber eines Tages war sie verschwunden. Ich dachte nicht, dass sie noch einmal auftauchen würde.”
„Und jetzt ist sie aufgetaucht.”
Graham sah sie stirnrunzelnd an. Was tat er hier eigentlich? Warum erzählte er Caitlin, ausgerechnet Caitlin, all diese Dinge aus seinem Leben? Doch irgend etwas zwang ihn dazu, fortzufahren.
„Ja, jetzt hat sie sich plötzlich wieder gemeldet. Sie hat zum zweiten Mal geheiratet, anscheinend einen sehr wohlhabenden Mann, und nun will sie Jake zurück.” Es klang ganz einfach, aber in Wirklichkeit war es völlig verzwickt.
Er stand auf und begann unruhig im Zimmer auf und ab zu marschieren. „Der Typ hat anscheinend Geld, und sie glaubt wohl, damit kann sie sich Jakes Zuneigung erkaufen. Geld war schon immer sehr wichtig für Celia.”
Caitlin lächelte bitter. Das hatte sie doch schon einmal gehört. „Na, da scheint sie aber nicht die einzige zu sein, oder?”
Er starrte sie an. „Was willst du damit sagen?”
Caitlin tat es leid, dass ihr dieser Patzer passiert war. Sie wollte jetzt nicht wieder auf die alten Geschichten zurückkommen. „Nichts, gar nichts. Erzähl weiter.”
Graham zuckte die Achseln. „Das ist eigentlich schon alles. Sie will mich vor Gericht bringen, um das Sorgerecht zu erhalten. Für den Fall, dass ich ihn ihr nic ht einfach überlasse.” Einen Moment lang konnte sie seinen Schmerz bei dem Gedanken, den geliebten Sohn zu verlieren, deutlich spüren.
Caitlin stand ebenfalls auf und legte ihm die Hand auf die Schulter.
„Und? Was willst du tun?”
„Was jeder Vater tun würde! Ich werde kämpfen. Viel habe ich zwar nicht gespart, aber für einen guten Anwalt wird es hoffentlich reichen.”
Seine Worte
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