Verfuehrt in Las Vegas
ist natürlich alles nur ein abgekartetes Spiel, dachte Caitlin ärgerlich. Sie kannte Velma, eine äußerst treue Seele. Wahrscheinlich hatte ihre Mutter ihr verboten, etwas zu sagen. Denn Regina hinterließ immer eine Nachricht, wo sie in dringenden Fällen zu erreic hen war. Für all ihre Bekannten und Freunde, aber höchstwahrscheinlich nicht für ihre Tochter.
Velma auszufragen, hätte nicht viel gebracht, das wusste Caitlin. Ihre Mutter war eine strenge Arbeitgeberin. Wenn ein Mitglied des Personals ihre Anweisungen nicht genauestens befolgte, wurde es gefeuert. Und zwar auf der Stelle.
„Dann sagen Sie ihr, dass ihre Tochter mit ihr sprechen will, Velma”, hatte Caitlin nach kurzem Überlegen gesagt. „Sagen Sie ihr, ich hätte ihren ungeheuren Betrug entdeckt, mit dem sie mich vor elf Jahren um mein Glück gebracht hat. Dass ich mit ihr darüber sprechen möchte und dass sie sich für dieses Gespräch besser warm anziehen sollte.”
Danach hatte es eine kleine Pause gegeben. Velma hatte schließlich versprochen, Regina alles wortwörtlich mitzuteilen. Es war kein sehr angenehmes Gespräch gewesen.
Frustriert hatte Caitlin den Hörer auf die Gabel geknallt. Trotz ihrer ständigen Meinungsverschiedenheiten liebte sie ihre Mutter eigentlich sehr. Leider waren sie sehr verschieden. Aber wenn Regina auch nur einen Versuch gemacht hätte, ihrer Tochter auf halbem Wege entgegenzukommen, hätte Caitlin sie mit offenen Armen aufgenommen.
Doch selbst ihr Vater hatte einmal gesagt, dass aus einer Schlange nicht plötzlich eine Maus werden könnte. Und das galt auch für Regina. Es war höchst unwahrscheinlich, dass sie sich eines Tages in eine liebevolle Mutter verwandeln, würde, wie sehr ihre Tochter sich das auch wünschen mochte.
Wahrscheinlich muss ich das akzeptieren, dachte Caitlin resigniert. Im Grunde wusste sie, dass auch ihre Mutter ihr im Moment nicht helfen konnte, aber es hätte ihr gut getan, ein wenig Dampf abzulassen.
Leider war jetzt niemand in der Nähe, den sie hätte anschreien können. Sie war dem Ansturm ihrer Gefühle vollkommen schutzlos ausgesetzt, und es waren keine sehr angenehmen Gefühle. Jeden Moment glaubte sie, jemand unten an der Tür zu hören.
Nein, so ging es nicht weiter! Wenn sie nichts tat, würde sie noch völlig durchdrehen.
Entschlossen stieg Caitlin aus dem Bett. Erst jetzt fiel ihr auf, wie heiß und drückend es im Zimmer war. Sie schätzte die Temperatur auf über dreißig Grad. Kein Wunder, dass ich nicht schlafen kann, dachte sie. Trotzdem war ihr kalt, kalt von innen heraus.
Und das würde sich erst dann änd ern, wenn die Polizei den Mann verhaftet hatte. Wenn diese Geschichte endlich abgeschlossen war.
Falls es je dazu kam.
Unruhig lief sie im Zimmer auf und ab. Dann entschloss sie sich, nach Graham zu schauen. Vielleicht war er ja ebenfalls wach. Dann konnten sie sich unterhalten oder Karten spielen. Alles war jedenfalls besser, als sich im Bett zu wälzen und immer wieder dieses Horrorszenario durchzuspielen.
Er hörte sie, noch bevor sie ins Wohnzimmer kam. Graham hatte schon immer einen leichten Schlaf gehabt. Ein Teil von ihm blieb stets wach, bereit, in Aktion zu treten, falls dies nötig war.
Mit fünf Jahren war ein Feuer in dem kleinen Haus ausgebrochen, das sein Vater damals gemietet hatte. Graham konnte nie das Entsetzen vergessen, das er verspürt hatte, als er beim Erwachen von hochzüngelnden Flammen umgeben war. Die Flammen waren größer als er, und er hatte wie am Spieß geschrien. Er war davon überzeugt gewesen, dass er in dem Brand umkommen würde. Aber dann hatte sich seine Mutter einen Weg durch die Feuersbrunst gekämpft, um ihn zu retten. Es war ihr in der allerletzten Minute gelungen, ihn nach draußen zu bringen. Dort war sie dann auf dem Rasen ohnmächtig zusammengebrochen.
Aber sie hatte Brandwunden davongetragen, und die Narben waren nie verheilt. Sein Onkel hatte ihm damals gesagt, dass sie ein Zeichen ihres Muts wären und geachtet werden sollten.
Seine Mutter hatte diesen Zwischenfall nie wieder erwähnt. Aber Graham wusste, dass die Brandmale da waren, und er war ihr von ganzem Herzen dankbar, dass sie ihm zum zweiten Mal das Leben geschenkt hatte.
Zur Vorsicht griff Graham nach seiner Waffe, die immer griffbereit lag. Aber natürlich war es Caitlin, die im Türrahmen stand, und kein Einbrecher. Das Mondlicht fiel durch das Fenster und erhellte ihre Gestalt.
Ihm stockte der Atem.
Sie trug ein zartes, fast
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