Verfuehrt in Las Vegas
was nicht gesagt worden war, hing in der Luft.
„Und warum haben Sie ihn geheiratet?”
Caitlin hatte das Gefühl, als könnte sie ihrer neuen Schwiegermutter nichts vormachen. Das wollte sie auch gar nicht. Sie war noch nie eine gute Lügnerin gewesen, und in diesem Fall hielt sie es für mehr als wichtig, die Wahrheit zu sagen.
„Ich … Ihr Sohn bedeutet mir sehr viel, Mrs. Redhawk.” Caitlin holte tief Luft. „Und das war schon immer so.”
„Aber damals sind Sie davongelaufen.”
Ach, sie wusste also Bescheid. Caitlin fragte sich, wie viel Lily Redhawk von ihrer Geschichte wusste. Wahrscheinlich genug, Um sie in Bausch und Bogen zu verurteilen.
„Ich dachte, Graham hätte mich verlassen”, erwiderte sie stockend. „Das Ganze war ein großes Missverständnis. Leider haben wir beide das damals nicht durchschaut.”
Lily nickte verständnisvoll. Sie dachte an ihre eigene gescheiterte Ehe. Und wie heute klangen ihr noch die Worte ihres Vaters im Ohr, der sie von Anfang an vor dieser Verbindung gewarnt hatte. Aber hatte sie auf ihn hören wollen? Oh, nein. Natürlich dachte sie, dass sie es besser wüsste.
„Ja, das kenne ich*’, sagte sie freundlich. „Wenn die Gefühle einem den Kopf verdrehen, macht man oft die größten Fehler.”
„So ist es.” Erleichtert ließ Caitlin sich auf dem Bett nieder. Sie hatte den Eindruck, als hätte sie ein klein wenig an Boden gewonnen. „Doch das alles gehört der Vergangenheit an. Jetzt sind wir verheiratet, und ich brauche Ihre Hilfe, damit es funktioniert.”
Lily sah sie überrascht an. Damit hatte sie anscheinend nicht gerechnet.
„Warum?” Sie klang misstrauisch, aber das war ja auch kein Wunder.
„Sie … Sie müssen mir helfen, einen Weg zu finden.”
„Welchen Weg? Den Weg zu seinem Herzen?”
Da war es, das, was Caitlin selbst nicht hätte formulieren können. Manchmal ist es wirklich ganz einfach, dachte sie.
„Ja, genau.”
Dann weiß sie es nicht, dachte Lily. „Aber er liebt Sie doch.”
Caitlin schüttelte den Kopf. Seine Mutter wusste nicht, wovon sie sprach. Vielleicht hatte das früher einmal gestimmt, aber inzwischen hatten sich die Dinge verändert.
Graham hatte sein Herz längst verschlossen, auch vor ihr.
Sie starrte unverwandt auf die hübsche Patchworkdecke und strich bewundernd darüber. Es war ein handwerkliches Meisterstück.
„Nein, da irren Sie sich, Mrs. Redhawk. Graham hat mit der Vergangenheit abgeschlossen. Er glaubt, es war richtig, dass wir uns damals getrennt haben.”
Wiederum musste Lily an ihre eigene Ehe denken. An die Trauer, die Frustration und die vielen Kämpfe, die an die Stelle ihres ursprünglichen Glücks getreten waren, bis beide das Gefühl hatten, als wäre alles nur eine Illusion gewesen.
„Vielleicht hat er ja recht”, meinte sie vorsichtig.
Caitlin blickte auf. Kämpferischer Mut lag in ihrem Blick. Lily war beeindruckt.
Soviel Energie hätte sie der jungen Frau nicht zugetraut.
„Nein, Mrs. Redhawk. Das stimmt nicht, und in seinem Herzen weiß Graham es auch.
Aber ich muss ihn irgendwie davon überzeugen, dass ich ein Mensch aus Fleisch und Blut bin - genau wie er. Und dass ich nicht auf dieses Podest gehöre, auf das er mich immer stellen will, weil er glaubt, ich hatte etwas Besseres verdient als ein Leben mit ihm.” Impulsiv ergriff Caitlin die Hände der älteren Frau und drückte sie. „Wenn nun seine eigene Mutter ihn unseretwegen verlässt, wird es sehr schwer für mich sein, ihn vom Gegenteil zu überzeugen. Er wird denken, ich hätte sie vertrieben, und das wird alles noch viel schwieriger machen.”
„Niemand vertreibt mich.” Aufmerksam betrachtete Lily noch einmal Caitlins Gesicht.
Dann entzog sie ihr sanft, aber bestimmt ihre Hände. Und schließlich drehte sie sich um und nahm das Kleid wieder aus dem Koffer.
Erleichtert blickte Caitlin sie an. „Vielen Dank.”
Lily nickte schweigend. Caitlin spürte, es war jetzt besser, wenn sie sie allein ließ.
Taktvoll erhob sie sich.
„Dann bis später, Mrs. Redhawk.”
Als Caitlin bereits an der Tür war, kam die Antwort.
„Du kannst mich Lily nennen.”
Überrascht drehte Caitlin sich um und lächelte. Tatsächlich, sie hatte sie mit ihren offenen Worten erreichen können.
„Lily”, wiederholte sie andächtig. „Was für ein wunderschöner Name!”
„Es ist nur ein Name”, entgegnete Grahams Mutter achselzuckend.
Caitlin wollte sie nicht länger beim Auspacken stören. Sie war froh über ihren
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