Verfuehrt in Las Vegas
Erfolg und wollte den Bogen nicht überspannen. Außerdem gab es da ja auch noch einen anderen Kandidaten, den sie für ihre Sache gewinnen musste.
Jakes Zimmer lag am anderen Ende des Korridors. Caitlin hatte das gleiche ungute Gefühl im Magen wie zuvor bei Lily, aber sie wusste, sie hatte keine andere Wahl. Und dass Jake noch ein kleiner Junge war, bedeutete gar nichts. Sie hatte gesehen, wie sehr Graham ihn liebte, daher war seine Zustimmung auch so wichtig für sie.
Caitlin klopfte an Jakes Zimmertür, und als keine Antwort kam, machte sie sie langsam auf. Der Junge saß auf dem Boden und spielte mit indianischen Holzfiguren.
Besonders eine davon fiel ihr auf. Sie stellte einen Mann dar, der halb Mensch und halb Adler war.
Zaghaft lächelte sie ihrem Stiefsohn zu. „Hallo.”
„Hallo”, entgegnete Jake und sah sie abwartend an.
Caitlin ließ sich neben ihm auf dem Boden nieder. „Ich wollte nur mal nach dir schauen. Was machst du?”
„Das siehst du doch”, entgegnete er eine Spur verächtlich. „Ich spiele gerade.”
Er ignorierte sie und fuhr mit seinem Spiel fort. Aber nach ein paar Minuten gab er auf. So ging das nicht, er konnte mit den Figuren nicht weitermachen, wenn jemand dabei war. Ärgerlich legte er sie zur Seite und sah Caitlin an.
„Wirst du wirklich meine Mutter sein?”
„Na klar, wenn du möchtest.” Und? Wollte er das? Caitlin hatte das Gefühl, als würde sie sich auf sehr dünnem Eis bewegen.
„Und?” bohrte sie nach, als Jake nicht reagierte. „Möchtest du das?”
Achselzuckend gab er zurück: „Keine Ahnung.”
Plötzlich erkannte Caitlin, dass dies nur ein Schutzmechanismus war. Sie hatte in seine Augen gesehen, und diese sprachen eine beredte Sprache. Hier war ein Kind, das sich geradezu verzehrte nach der Liebe einer Mutter. Aber etwas hielt ihn davon zurück, dies auch zuzugeben.
„Wieso weißt du das nicht?” fragte sie behutsam.
„Weil … wenn du meine Mutter wirst, mag ich dich vielleicht, und dann …”
Caitlin hob eine der Figuren auf und tat so, als würde sie sie stud ieren. Es war ein Krieger mit Pfeil und Bogen. „Und dann?”
„Na ja, dann könntest du vielleicht abhauen”, entgegnete Jake unbehaglich. „Genau wie Celia. Wie meine Mutter, die ist auch …” Plötzlich begann seine Unterlippe zu zittern, und seine Augen füllten sich mit Tränen.
„Oh, entschuldige, Jake, das wollte ich nicht, ich …”
Caitlin wollte ihm gerade versichern, dass sie ihn niemals verlassen würde. Aber eine innere Stimme warnte sie davor. Vielleicht war es ja auch nicht fair, denn was sollte sie tun, wenn ihre Ehe trotz aller guten Absichten nicht funktionierte? Schließlich hatte sie ein Abkommen mit Graham - ein Abkommen auf Zeit. Doch das konnte sie dem kleinen Jungen nicht erklären. Er war einmal verletzt worden, und das durfte nicht noch einmal geschehen. Nun, da sie Jake getroffen hatte, konnte Caitlin auch erst den Schaden ermessen, den Celias Schritt ausgelöst hatte.
„Ich werde nicht gehen, wenn du es nicht willst”, sagte sie weich.
Er sah sie zweifelnd an, aber Caitlin spürte, dass er ihr glauben wollte. „Versprichst du mir das?”
„Ich verspreche es dir.” Ein paar Minuten lang konnte sie nichts sagen, denn sie hatte einen dicken Kloß im Halse. „Deswegen würde ich mich auch sehr freuen, wenn wir beide Freunde würden.” Sie streckte die Hand aus und fuhr dem Jungen über die braunen Locken.
„Na gut, ich werd’s mir überlegen.” Aber er lächelte. Wieder hatte Caitlin das Gefühl, als hätte sich ihr Entschluss, den Stier bei den Hörnern zu packen, bezahlt gemacht.
Erleichtert wandte sie sich den Figuren zu und hob eine nach der anderen auf.
„Wer ist das?”
„Das ist Sprechender Hirsch.” Jake zeigte ihr auch die anderen Figuren. „Und das ist die Kornfrau.” Er selbst war mit diesen Geschichten groß geworden und wunderte sich immer wieder, dass nicht alle sie kannten. „Weißt du das denn nicht? Hast du nie mit ihnen gespielt?”
Bedauernd schüttelte Caitlin den Kopf. „Nein, leider nicht. Ich hatte nur Barbie und Ken.”
Jake sah sie mitleidig an. Dann hob er, einem plötzlichen Impuls gehorchend, die Kornfrau auf und gab sie Caitlin.
„Die kannst du behalten”, erklärte er. „Jedenfalls, solange du bei uns bist.”
Caitlin lachte. Oh, Jake war gerissen. Das war eindeutig ein Bestechungsversuch.
Anscheinend gefiel sie ihm doch recht gut, und er wollte, dass sie blieb. Diese Erkenntnis gab
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