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Verführt: Roman (German Edition)

Verführt: Roman (German Edition)

Titel: Verführt: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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ihm den Handrücken auf die Stirn. Die Stirn fühlte sich kühl und trocken an; keine Spur von der entsetzlichen Gehirnentzündung, die der Admiral ihm anhing.
    Sie packte ihn an den Schultern und schüttelte ihn kräftig durch. »Smythe! Schau mich an! Ich bin es, Lucy. Ich bin da, Smythe. Ich bin wirklich da. Schau mich an! «
    Erst dachte sie, ihr Flehen sei vergebens gewesen. Doch dann, beinahe unmerklich, hob er den Blick. Sie belohnte ihn mit einem zärtlichen Lächeln. Er hob zittrig die Hand und strich ihr sachte wie ein Atemzug übers Haar.
    »Dachte, Sie wären tot, Miss Lucy«, murmelte er. »Dachte, ich hätte Sie umgebracht.«
    »Aber nein, Smythe. Ich bin quicklebendig, und es geht mir gut. Hör mir zu. Der Admiral lässt dich unter Drogen setzen. Er will dich aus dem Weg haben, bis sie Gerard hingerichtet haben. Verstehst du, was ich meine?« Sie umklammerte das Revers des Morgenmantels, um ihm zu zeigen, wie ernst es ihr war. »Sie haben ihn eingesperrt, Smythe. In Ketten gelegt. Im Dunklen. Sie werden ihn hängen, wenn wir nicht seine Unschuld beweisen.«
    Smythe fielen wieder die Augen zu. Und Lucy begriff, dass sein Rückzug weder mit einer Kriegsneurose zu tun hatte noch mit dem erzwungenen Laudanumkonsum. Smythe litt an einer Krankheit der Seele und gab lediglich der Versuchung nach, sich in ruhigere, sichere Gewässer zurückzuziehen, in die der Schmerz ihm nicht folgen konnte. Es bis hierher geschafft zu haben und doch auf ganzer Linie zu scheitern, war Lucy unerträglich.
    Wenn ihr Flehen nicht reichte, Smythe aus seiner Lethargie zu rütteln, dann vielleicht ihr Zorn. Sie unterdrückte jegliches Mitleid und schlug einen schärferen Ton an.
    »Sei kein solcher Feigling! Ich weiß, dass du es gewesen bist. Du warst derjenige, der ihn hintergangen hat. Du bist derjenige, der als Vaters Mittelsmann aufgetreten ist und Gerard alles genommen hat, alles, was er war, und alles, was er hätte sein können. Du bist es ihm schuldig, ihm zu helfen, verdammt!«
    Smythe drehte den Kopf hin und her und versuchte vergebens, der Wahrheit zu entfliehen. Lucy musste sich zu ihm hinüberbeugen, um die gebrochene Stimme zu verstehen. »Hatte keine andere Wahl. Admiral hat gedroht, Ihnen zu sagen … dass er nicht Ihr Vater ist … wollte Sie rauswerfen … Sie waren doch noch ein Kind, Miss Lucy … das hätt ich nicht ertragen.«
    Den vor Abscheu eisigen Tonfall aufrechtzuerhalten, kostete Lucy eine enorme Kraft. »Und deshalb hast du einen unschuldigen Mann ans Messer geliefert?«
    Smythe schlug die Augen auf, und sein Blick schien zum ersten Mal wieder auf etwas anderes als seinen eigenen Schmerz gerichtet zu sein. »Ein guter Mann. Jung. Begabt. Ganz versessen darauf, seinem Land zu dienen. Hat noch das ganze Leben vor sich gehabt.«
    »Und deshalb hast du ihn auch nicht verraten, als er auf Iona aufgetaucht ist, oder?«
    Smythe nickte. Er befeuchtete die ausgedörrten Lippen, und das Sprechen fiel ihm von Wort zu Wort leichter: »Hab immer geglaubt, dass man eine zweite Chance bekommt. Mir waren die Hände gebunden, aber ich dachte, der Junge wäre clever genug, mit dem Admiral fertig zu werden. Hätte nie gedacht, dass er der Typ Mann ist, der Ihnen wehtut, Miss Lucy …«
    Lucy drückte fest seine Hand. »Er hat mir nicht wehgetan. Und hätte mir auch nicht wehtun können, wenn er es gewollt hätte.« Doch sie wusste nur allzu genau, dass die Anstrengung ihr Gesicht gezeichnet hatte und der Schlafmangel tiefe Schatten um ihre Augen gelegt hatte, also setzte sie hinzu: »Nicht absichtlich, jedenfalls. Er ist ein guter Mann. Da hat dein Instinkt dich nicht getrogen. Ein Ehrenmann. Aber der Admiral hat vor, gegen ihn auszusagen. Er will, dass man ihn nicht nur für die jüngeren Vergehen verurteilt, sondern auch wegen Piraterie. Ohne den Kaperbrief wird man ihn ganz bestimmt hängen.«
    Smythes Kopf fiel zurück. »Ist weg«, murmelte er. »Sollte ihn verschwinden lassen.«
    Lucy verlor den Mut. Sie ließ sich auf die Absätze sinken, der Blick so leer und verschwommen wie gerade eben noch der von Smythe.
    Ein schrecklicher Hustenanfall schüttelte Smythes hageren Körper durch. Doch als der Husten einem leisen Kichern wich, verwandelte sich Lucys Sorge in pure Entgeisterung. »Er glaubt, ich sei so dumm gewesen, den Brief zu vernichten. Hat mich ewig unterschätzt, der arrogante Bastard. War doch meine einzige Handhabe, falls er wieder gedroht hätte, Sie auf die Straße zu setzen, Miss Lucy.«
    Smythe

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