Verführt: Roman (German Edition)
ordentlich aufgereiht neben dem Leuchter lagen, um ihm die nächtlichen Schatten zu vertreiben. Der Anblick rührte sie unsagbar. Gerards Hass auf die Dunkelheit schien um vieles größer zu sein als seine Liebe zum Licht.
Er zog ihr den Reif aus dem Haar. Als die seidigen Fluten ihre Schultern umströmten, wirkte das Licht mit einem Mal flackernd und fahl, als hätte Lucy alles Leuchten auf sich vereint. Jede Strähne ihres Haares gleißte vor Licht, die Haut schimmerte wie Perlmutt, und das Weiß ihres Kleides war von ätherischem Strahlen durchdrungen. Das Kerzenlicht, begriff Gerard, war nur billiger Abklatsch. Lucy selbst war das personifizierte Licht. Strahlend. Quecksilbern. Unfassbar.
Er grub die Hände in ihr Haar. Wie Mondlicht glitten die aschblonden Strähnen durch seine Finger. Er schaute ihr in die verschleierten Augen und ballte die Hände zur Faust. Er war viel zu lange eine Kreatur der Nacht gewesen. Das Licht, das er so ersehnt hatte, war längst sein Feind. Zu hart war es und zu entblößend. Er ertrug es nicht, seine Verletzlichkeit und sein wütendes Verlangen in diesem Licht enthüllt zu sehen.
Er fluchte keuchend und löschte selbst das Licht. Dann setzte er sich ans Kopfende und zog Lucy auf seinen Schoß, bis ihr Rücken an seine Brust lehnte. Es schien ihm angemessen, ihr so zu begegnen – der gesichtslosen Geliebten im sterbenden Licht des Kaminfeuers. Seine Arme legten sich von hinten um sie und hielten sie fest, so sehr sie sich auch wand.
»Gerard, ich verstehe nicht …«
»Still!« Er rieb die Wange an ihrer Schläfe und brachte sie zur Ruhe, als sei sie ein Kind. »Ich kümmere mich um Sie. Ist meine Aufgabe, das wissen Sie doch.«
Lucy hörte auf, sich zu sträuben, und schmiegte sich weich an seine brennenden Lenden. Gerard rollte die Augen und holte ächzend Luft. Er hatte geglaubt, alles zu wissen, was es über Folter zu wissen gab, aber diese Mischung aus Himmel und Hölle war eine Tortur, die alles andere überstieg.
Bis er anfing, sie zu berühren.
Lucy hatte fast zwanzig Jahre darauf verwendet, ihre stachlige, reservierte Fassade zu kultivieren, doch Gerard brachte sie mit ein paar kunstfertigen Fingerbewegungen zum Einsturz. Seine Fingerspitzen erforschten ihre Schläfen, fuhren die Halskontur entlang, liebkosten das gewölbte Tal der Halsgrube.
»Ich habe Ihnen schon einmal gesagt, dass ich es nicht mag, angefasst zu werden«, keuchte sie.
»Und ich habe Ihnen geantwortet …«, sagte er, während er ihre sensible Ohrmuschel mit der Zungenspitze abtastete, »… dass Sie eine Lügnerin sind.«
Er bewies ihr die Anschuldigung mit dem nächsten Beutezug seiner magischen Hände. Männerhände, rau und schwielig von einem Leben voller harter Arbeit. Wie hypnotisiert spürte Lucy sie an sich hinabgleiten, das Oberteil ihres Kleides herunterstreifen, an den dünnen Ärmeln ihres Unterkleides ziehen und ihre schwellenden Brüste mit den rosigen Spitzen entblößen.
Zuerst wollte sie instinktiv vor Scham aufstöhnen und ihren Busen mit den Händen bedecken. Doch Gerard, ihr Schutzengel, ihr Leibwächter, tat es an ihrer statt und schützte ihre Brüste mit sonnengebräunten Händen vor dem flackernden Schein des Feuers. Als sie bemerkte, dass er sie über ihre Schulter hinweg betrachtete und den provokativen Anblick genoss, erbebte sie halb freudig, halb beschämt.
Ihre Brüste schmiegten sich in seine gewölbten Hände, als seien sie für ihn gemacht, leicht errötet und fiebrig unter seinen Fingern. Er drehte Lucy so, dass er ihre Nippel zu lockenden Knospen liebkosen konnte, er umkreiste sie, streichelte sie und zog sachte an ihnen, bis Lucy zwischen den Schenkeln ein ganz ähnliches unbeschreiblich köstliches Prickeln verspürte. Lust und Verlangen ergriffen sie. Sie ließ ein hilfloses Seufzen hören, drückte sich an ihn und presste ihren sehnsuchtsvollen Schoß instinktiv nach unten auf das unerbittliche Riff seines Fleisches.
Er fürchtete, mit seiner Geduld viel schneller am Ende zu sein als Lucy mit der ihren, grummelte kehlig und küsste sie auf den Mundwinkel. »Soll ich damit aufhören, Sie anzufassen? Kann es sein, dass Sie es nicht mehr ertragen?«
Sie schüttelte den Kopf, nickte und schüttelte wieder den Kopf. Er machte sich ihre Verwirrung zu Nutze und raffte mit der Hand den hauchfeinen Rock und die Unterröcke zusammen und schob sie über die rosa Strümpfe bis über die neckischen Röschen hoch, die das Strumpfband zierten, um schließlich die
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