Verfuehrt, Verlobt - Verraten
erwachsen, oder nicht?
Immerhin drehte sie sich trotzig zu ihm um, da ihr eine direkte Frage gestellt worden war. „Während meiner Zeit hier habe ich nicht so viel von der Gegend gesehen, wie ich mir gewünscht hätte“, antwortete sie und starrte auf einen Punkt jenseits seiner Schulter. „Zwar habe ich einen Führerschein und Alberto hat mir angeboten, seinen Wagen zu nutzen, aber ich habe mir nie zugetraut, weiter zu fahren als bis zum nächsten Dorf. Vor seinem Herzinfarkt sind wir zusammen ein paar Mal zum Lunch ausgefahren, mehr nicht. Es gibt noch vieles, was ich gern besichtigen würde.“
Giancarlo lächelte schmal. Es ärgerte ihn, dass sie ihn nicht ansah. Sie wirkte, als würde sie auf die Erlaubnis warten, sich endlich zurückziehen zu dürfen.
Noch mehr ärgerte ihn die Tatsache, dass sich die Erregung schon wieder bei ihm meldete, nur weil er ihre femininen Kurven und diesen vollen Schmollmund vor sich sah. Er wollte sie an sich ziehen und küssen, bis sie um mehr flehte. Fast hätte er aufgelacht. Seit wann verspürte er den Wunsch, sich wie ein Neandertaler zu benehmen?
„Ich stelle mich jederzeit gern als Fremdenführer zur Verfügung“, hörte er sich sagen und brachte sie damit immerhin dazu, ihn anzusehen.
„Vielen Dank, doch ich glaube nicht, dass sich die Möglichkeit dazu ergeben wird“, erwiderte sie steif. „Du bist ja nicht mehr lange hier, und ich sollte mich wieder darum kümmern, dass Alberto seine übliche Routine beibehält. Soll ich etwas mit ins Haus nehmen? Ich würde wirklich zu gern duschen gehen …“
„Geh nur. Mit ein paar Handtüchern und einer Kühlbox werde ich schon fertig.“
Caroline ergriff die Flucht. Sie huschte durch die Halle, wollte sich eine Zeitlang in ihrem Zimmer verkriechen, um sich in Ruhe sammeln zu können. Doch da trat Alberto aus der Küche, mit Tessa im Schlepptau.
Er hielt mitten in einer brummelnden Tirade an, die Tessa milde lächelnd über sich ergehen ließ, um Caroline mit gerunzelter Stirn zu mustern.
„Ihr wart lange weg. Was hast du getrieben? Du siehst zerzaust aus, Liebes.“
„Lassen Sie die arme Frau in Ruhe, Alberto. Es geht Sie überhaupt nichts an, was sie getrieben hat.“
„Ich habe gar nichts getrieben“, wehrte Caroline sich schrill gegen die beiden. „Es war ein schöner Tag. Der perfekte Tag für einen Ausflug.“
„Mein Sohn hat dich also von deiner Angst vor dem Wasser kuriert?“
„Ich … wie sich herausgestellt hat, war es doch nicht so schlimm. Ein Kindheitstrauma … eine lange Geschichte. Seid ihr auf dem Weg in den Salon? Ich komme dann zu euch, sobald ich mich frisch gemacht habe.“
„Wo ist Giancarlo?“
„Er holt die Sachen aus dem Auto.“
Ein Tag Ruhe hatte Alberto offensichtlich übermütig gemacht, das übermütige Glitzern in seinem Blick war nicht zu verkennen. „Seid ihr miteinander zurechtgekommen? Dabei seid ihr so gegensätzliche Charaktere. Aber wie heißt es so schön? Gegensätze ziehen sich an, nicht wahr?“
Prompt schoss Caroline die Hitze in die Wangen, und Tessa stöhnte: „Ignorier ihn einfach, er ist in einer von seinen neckischen Stimmungen.“
„Du hast völlig recht.“ Caroline fühlte sich angestachelt, hier etwas unmissverständlich klarzustellen. „Dein Sohn und ich haben absolut nichts gemein. Ehrlich gesagt bin ich überrascht, dass ich es so lange mit ihm ausgehalten haben. Ich muss wohl zu sehr mit mir selbst und dem Segeln auf dem offenen Wasser beschäftigt gewesen sein, dass ich ihn kaum wahrgenommen habe.“ Ihr wurde erst bewusst, dass Giancarlo hinter ihr stand, als seine tiefe Stimme direkt an ihrem Ohr ihr einen prickelnden Schauer über den Rücken jagte.
„Aber aber“, raunte er leise, „so schlimm war es doch nun wirklich nicht, oder, Caroline?“
Die Art, wie er ihren Namen aussprach, glich einer Liebkosung. Und Alberto schaute jetzt auch höchst interessiert von einem zum anderen.
Sie musste diesem Unsinn unbedingt ein Ende setzen! „Ich habe nie behauptet, dass es schlimm war, im Gegenteil. Ich habe einen wunderschönen Tag verbracht. Wenn ihr mich dann jetzt entschuldigen wollt …“ Im letzten Moment fiel ihr noch etwas ein. „Tessa, du isst doch heute Abend mit uns, oder?“
Doch Tessa hatte leider schon etwas vor, sie war mit ihrer Schwester verabredet. Später würde sie zurückkommen und dafür sorgen, dass Alberto seine Medikamente einnahm.
Immerhin lenkte das Alberto von Caroline ab. Er verkündete überzeugt, dass
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