Verfuehrt, Verlobt - Verraten
hielt die Luft an. Grübelnd starrte er sie an, und sie konnte den Blick nicht von seinem Gesicht wenden. Ohne dass es ihr bewusst war, beugte sie sich vor, wandte sich ihm zu, wie eine Blume dem Licht und der Wärme zustrebte. „Wirklich?“, hauchte sie.
„Ja, wirklich. Eigentlich halte ich nicht viel von solch tiefschürfenden Gesprächen, aber du bist eine erstaunlich gute Zuhörerin.“
„Und Alkohol lockert immer die Zunge“, fügte sie hinzu, auch wenn sein Kompliment sie freute. „Wie geht es jetzt weiter?“ Wenn sie sich vorstellte, dass er sich sofort an die Arbeit machen würde, tat sich plötzlich ein tiefer Abgrund vor ihr auf. „Ich meine, reist du dann bald ab?“
„Die Arbeit muss erst einmal warten.“ Abschätzend schaute er sie an. „Ich habe ein Haus an der Küste.“
„Das sagtest du bereits.“
„Ein Szenenwechsel kann manchmal Wunder bewirken. Es würde Alberto guttun, und wir hätten Zeit, die Vergangenheit zu verarbeiten und hinter uns zu lassen.“
„Und ich bleibe hier und sehe nach der Villa?“
„Ist es denn das, was du möchtest?“
„Nein, ich … ich möchte lieber bei Alberto sein. Das ist schließlich mein Job – darauf zu achten, dass es ihm gut geht.“
Ihr wurde bewusst, dass sie ihn schamlos anstarrte, weil plötzlich die Bilder vom Boot auf sie einstürzten. Ihre Lippen öffneten sich unwillkürlich, ihre Pupillen weiteten sich, und sie brachte kein Wort mehr hervor.
Es schien ihr völlig natürlich in dieser Situation, die Hand auszustrecken und sie an Giancarlos Wange zu legen.
„Nicht, Caroline.“ Mit seinem intensiven Blick durchbohrte er sie schier. „Es sei denn, du bist bereit für die Konsequenzen. Bist du das?“
7. KAPITEL
Caroline stützte sich auf einen Ellbogen und schaute auf Giancarlo hinunter. Er döste. Nach dem leidenschaftlichen Liebesspiel hingen die zerwühlten Laken halb über dem Bett. Silbernes Mondlicht fiel auf seinen nackten Körper und ließ ihn wie eine perfekt gemeißelte Marmorstatue aussehen, doch Caroline wusste, wie lebendig er war, und sie sehnte sich nach seinen Liebkosungen.
Es war inzwischen zwei Wochen her, dass er sie gefragt hatte, ob sie sich über die Konsequenzen im Klaren sei. Sie hatte nicht lange überlegen müssen – ja! Jenes erste Mal waren sie nicht bis zum Letzten gegangen, bei der Verhütung machte Giancarlo keine Kompromisse. Aber sie hatten sich gestreichelt und liebkost, und Caroline hatte nicht einmal geahnt, wie erregend so etwas sein konnte. Er hatte sie mit seinen Händen und seinem Mund verwöhnt und angetrieben, bis sie meinte, in Ohnmacht fallen zu müssen.
Aus Giancarlos zwei geplanten Besuchstagen waren nunmehr über zwei Wochen geworden, und ein Ende war vorerst nicht in Sicht. Er persönlich überwachte die organisatorischen Veränderungen in Albertos Firma. Nur ein Fingerschnippen von ihm war nötig gewesen, und eine ganze Armee von Experten war angereist. Seine Leute hatten sich in einem Hotel eingemietet, während Giancarlo in der Villa blieb und versuchte, die so lang vernachlässigte Beziehung zu seinem Vater aufzubauen. Tagsüber ging er in die Firma, um früh am Abend in die Villa zurückzukommen. Alberto wartete dann schon in seinem Lieblingssessel im Salon, und Caroline bereitete sich voller Vorfreude oben in ihrem Zimmer auf das Wiedersehen mit Giancarlo vor.
Alberto ahnte nichts. Caroline, sonst immer offen und freiheraus, hatte ein schlechtes Gewissen deswegen. Ihr war klar, dass sie Giancarlo unter normalen Umständen nie begegnet wäre – eine unbequeme Wahrheit, über die sie lieber nicht genauer nachdachte. Wozu auch? Denn von dem Moment an, da sie ihm die Lippen geboten hatte, gab es für sie kein Zurück mehr. Spät am Abend, wenn Alberto längst schlief, würde sie in Giancarlos Zimmer gehen, oder er würde zu ihr kommen, und dann würden sie sich lieben, immer und immer wieder, wie Teeanger, die nicht genug voneinander bekommen konnten.
„Du starrst.“ Giancarlo hatte es nie gemocht, wenn Frauen ihn anstarrten wie ein Pin-up-Poster, doch Carolines bewundernden Blick hätte er stundenlang genießen können, vor allem, weil er automatisch die Erregung in ihm aufsteigen ließ. Schon erstaunlich … da hatten sie sich vor kaum einer Stunde geliebt, und schon wieder spürte er Verlangen nach ihr. „Soll ich dir mehr anbieten?“ Mit einem sinnlichen Grinsen zog er das Laken an sich herab und Caroline auf sich. Ihr langes Haar fiel wie ein Vorhang auf ihn,
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