Verfuehrt, Verlobt - Verraten
ungewandt.“
„Mach dir deswegen keine Gedanken. Es gefällt mir.“
„Alles an dieser Wohnung ist so überwältigend.“
„Ich weiß. Ich hätte es nie für meinen Stil gehalten, aber irgendwie finde ich es beruhigend, sozusagen als Kontrast zu der Hektik, die sonst mein Leben beherrscht.“ Er trat an ihre Seite und schlang den Arm um ihre Taille. „Hier drinnen lässt sich leicht vergessen, dass da draußen noch eine andere Welt existiert.“ Er zog an der Vorhangkordel und schloss das restliche Tageslicht damit aus. Dann hob er Caroline auf die Arme und trug sie zum Bett.
Sie liebten sich langsam und ausdauernd, die Nacht war längst hereingebrochen, bevor sie aus der Welt der Sinnlichkeit zurückkehrten und sich eng umschlungen ausruhten. Ein Anruf genügte, und ein Lieferservice brachte ihnen ein spätes Abendessen, das sie in der Küche einträchtig zusammen aßen.
Trotz der opulenten Einrichtung war dieses Apartment definitiv eine Junggesellenwohnung. Caroline, barfuß und in einem von Giancarlos T-Shirts, inspizierte den Kühlschrank und amüsierte sich darüber, dass es zwar die verschiedensten Sorten Käse, aber keine Eier gab, feinsten Wein, aber keine Milch. Sie bewunderte die schicken Küchengeräte und fragte Giancarlo danach, welche davon er jemals benutzte. Sie genoss die häusliche Atmosphäre mit ihm, als sie zusammen Geschirr spülten – weil Giancarlo die Spülmaschine noch nie benutzt hatte und nicht wusste, wie sie zu bedienen war. Hinterher setzten sie sich noch ins Wohnzimmer aufs Sofa, und sie kuschelte sich an ihn. Es fühlte sich alles so gut und richtig an, da fiel es Caroline leicht, ihre Bedenken, dass die Liebe sowohl ihren Stolz als auch ihren Verstand untergrub, beiseitezuschieben.
Später im Bett schob Caroline sich halb auf Giancarlo. „Weck mich auf, bevor du morgen früh gehst“, nahm sie ihm das Versprechen ab. Früher hatte sie immer Nachthemden getragen, doch bei Giancarlo hatte sie diese Angewohnheit abgelegt. Sie liebte es, seinen Körper an ihrer nackten Haut zu spüren, und wenn sie ihr Bein über seine Schenkel schob, schien ihr das Vergnügen schier unerträglich.
Giancarlo drückte einen zarten Kuss auf ihre Lippen und grinste, als sie ein Gähnen unterdrücken musste. „Habe ich dich erschöpft?“
„Du bist unersättlich.“
„Nur nach dir, mi amore, nur nach dir.“
Und während sie in den Schlaf glitt, hielt sie sich an diesen Worten fest. Später würde sie genauer überlegen, welche Bedeutung sie haben mochten …
Als Caroline das nächste Mal die Lider hob, fielen helle Sonnenstrahlen durch die Vorhänge. Die Bettseite neben ihr war leer, und bei ihrem schlaftrunkenen Rundgang durch die Wohnung stellte sie nur fest, dass Giancarlo nicht mehr da war. Sie fragte sich, wann er gegangen sein mochte, und musste die nagende Frage unterdrücken, ob er vielleicht schon genug von ihr hatte. Oder las sie zu viel in die Tatsache hinein, dass er gegangen war, ohne sich zu verabschieden? Es war kurz vor neun, und in der Küche fand sie einen Karton Eier, einen Laib Brot und frische Milch, zusammen mit einer Notiz von Giancarlo, dass er durchaus in der Lage sei, wie jeder moderne Mann Einkäufe zu tätigen und seinen Kühlschrank aufzustocken.
Sie lächelte in sich hinein. Sicherlich keine romantische Liebeserklärung, dennoch erfüllte diese Notiz sie mit angenehmer Wärme. Ob ihm überhaupt bewusst war, dass man dies als Anzeichen für eine Änderung deuten konnte?
Caroline bereitete Rühreier und Toast für sich zu. Nach dem Frühstück machte sie sich dann auf zu einer Stadterkundung, spielte Touristin und kehrte abends mit der freudigen Erwartung in die Wohnung zurück, Giancarlo schon bald wiederzusehen.
„Um halb neun spätestens bin ich zurück“, hatte er ihr gestern noch gesagt. Was ihr reichlich Zeit für ein langes luxuriöses Bad ließ. Auf ihrem Bummel hatte sie sich auch ein hübsches neues Kleid gekauft, jetzt stand sie vor dem Spiegel und begutachtete sich. Der leichte Sommerstoff fühlte sich herrlich auf ihrer Haut an, und der weite Ausschnitt würde Giancarlo einen tiefen Einblick in ihr Dekolleté bieten. Schon jetzt konnte sie vor sich sehen, wie das Glühen in seine dunklen Augen zog, und ein erwartungsvolles Prickeln rann durch sie hindurch.
Da sie davon ausging, noch eine Stunde warten zu müssen, war sie umso begeisterter, als die Klingel ertönte. Sie eilte zur Wohnungstür und zog sie mit einem strahlenden Lächeln auf.
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