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Verführt von einer Lady

Verführt von einer Lady

Titel: Verführt von einer Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Quinn
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wenig beengt.“
    Im Salon war Platz für vierzig Gäste.
    „Die Gesellschaft war erdrückend“, sagte sie spitz.
    Er lächelte in sich hinein. „Ich hatte keine Ahnung, dass Sie mit Ihrer Schwester auf so schlechtem Fuß stehen.“
    Bisher hatte sie ihre Giftpfeile zu den Bäumen vor ihnen geschickt, doch bei dieser Bemerkung fuhr sie zu ihm herum. „Ich habe nicht von meiner Schwester gesprochen.“
    „Dessen war ich mir bewusst“, meinte er.
    Sie wurde noch röter, und er fragte sich, was wohl der Grund war – Zorn oder Verlegenheit. Vermutlich beides. „Warum sind Sie hier?“
    Das ließ er sich kurz durch den Kopf gehen. „Ich wohne hier.“
    „Bei mir.“ Sie stieß es zwischen den Zähnen hervor.
    „Wenn ich mich nicht täusche, sollen Sie meine Frau werden.“
    Sie blieb stehen, drehte sich zu ihm um und sah ihm direkt in die Augen. „Sie mögen mich nicht.“
    Es klang nicht besonders traurig, eher entnervt. Was er wiederum erstaunlich fand. „Das ist nicht wahr“, erwiderte er. Es stimmte tatsächlich nicht. Zwischen Abneigung und Missachtung lagen Welten.
    „Doch“, beharrte sie.
    „Wie kommen Sie auf diese Idee?“
    „Wie denn nicht?“
    Er warf ihr einen heißblütigen Blick zu. „Ich glaube, gestern Abend mochte ich Sie recht gern.“
    Sie schwieg, doch ihre Haltung war so angespannt, ihre Miene so konzentriert, dass er beinahe mithören konnte, wie sie bis zehn zählte, ehe sie hervorbrachte: „Ich bin für Sie eine Verpflichtung.“
    „Das ist richtig“, stimmte er zu. „Aber möglicherweise eine angenehme.“
    Ihr lebhaftes Mienenspiel war reizend anzusehen. Er hatte keine Ahnung, was in ihr vorging – jeder Mann, der von sich behauptete, er verstehe die Frauen, war entweder dumm oder log wie gedruckt. Aber er fand es ziemlich unterhaltsam, ihr beim Denken zuzusehen, zu beobachten, wie sich ihr Gesichtsausdruck veränderte, während sie überlegte, wie sie sich ihm gegenüber am besten verhielt.
    „Denken Sie je an mich?“, fragte sie schließlich.
    Es war eine so typisch weibliche Frage; er hatte das Gefühl, die gesamte Männerwelt zu verteidigen, als er prompt erwiderte: „Gerade jetzt denke ich an Sie.“
    „Sie wissen genau, was ich meine.“
    Er dachte daran, zu lügen. Vermutlich wäre es das Netteste. Aber er hatte kürzlich entdeckt, dass diese Frau, die er zu heiraten gedachte, weitaus intelligenter war, als sie ursprünglich zu erkennen gegeben hatte. Mit Plattitüden würde sie sich wohl nicht beschwichtigen lassen. Und so sagte er die Wahrheit.
    „Nein.“
    Sie blinzelte. Und blinzelte noch einmal. Und noch einige Male. Das hatte sie offenbar nicht erwartet. „Nein?“, wiederholte sie schließlich.
    „Sie sollten das als Kompliment auffassen“, riet er ihr. „Wenn ich weniger von Ihnen hielte, würde ich Sie anlügen.“
    „Wenn Sie mehr von mir hielten, bräuchte ich Ihnen diese Frage nicht zu stellen.“
    Allmählich begann er die Geduld zu verlieren. Schließlich war er hier und begleitete sie über die Felder, wenn er in Wirklichkeit viel lieber …
    Irgendetwas anderes getan hätte, dachte er verärgert. Was, das wusste er zwar nicht, aber es gab mindestens ein Dutzend Angelegenheiten, um die er sich kümmern müsste, und auch wenn er keine große Lust hatte, sich ihnen zu widmen, wollte er sie doch unbedingt erledigt wissen.
    Glaubte sie etwa, sie sei seine einzige Verpflichtung? Glaubte sie, er hatte Zeit, herumzusitzen und Verse auf eine Frau zu schmieden, die er sich nicht einmal selbst ausgesucht hatte? Sie war ihm zugeteilt worden, lieber Himmel. Als er noch in der Wiege lag, verdammt!
    Er sah sie durchdringend an. „Also schön, Lady Amelia. Was erwarten Sie von mir?“
    Die Frage schien sie zu verblüffen, und sie stammelte irgendeinen Unsinn, den sie vermutlich selbst nicht verstand. Lieber Gott, er hatte für derlei einfach keine Zeit. Vorige Nacht hatte er kein Auge zugetan, seine Großmutter war im Augenblick noch unangenehmer als sonst, und nun benahm sich seine Verlobte, die bis dato nie etwas anderes von sich gegeben hatte als das übliche Gewäsch über das Wetter, plötzlich, als hätte er ihr gegenüber Verpflichtungen.
    Also, über die Hochzeit hinaus natürlich. Zu heiraten gedachte er sie durchaus. Nur nicht an diesem Nachmittag.
    Mit Daumen und Mittelfinger massierte er sich die Stirn. Er hatte Kopfschmerzen.
    „Alles in Ordnung?“, erkundigte sich Lady Amelia.
    „Mir geht es prima“, fuhr er sie an.
    „Mindestens so gut

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