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Verführt von einer Lady

Verführt von einer Lady

Titel: Verführt von einer Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Quinn
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verwandeln, das keinen anderen Daseinszweck kennt, als mir in allem zuzustimmen, stürzt mich eine gewisse offensichtliche Wahrheit doch in beträchtliche Verwirrung.“
    Ihre Lippen teilten sich.
    „Ich möchte Sie küssen.“
    Er zog sie zu sich.
    „Sehr.“
    Sie wollte ihn fragen, warum. Nein, lieber nicht, denn sie war sich sicher, dass die Antwort in irgendetwas bestehen würde, was ihren letzten Widerstand dahinschmelzen ließe. Aber sie wollte … Ach, lieber Gott, sie wusste nicht, was sie wollte. Etwas. Irgendetwas. Etwas, was sie beide daran erinnerte, dass auch sie ein Gehirn besaß.
    „Nennen Sie es Glück“, sagte er leise. „Oder Zufall. Aber aus welchem Grund ich Sie auch küssen möchte … es ist sehr angenehm.“ Er führte ihre Hand an die Lippen. „Finden Sie nicht auch?“
    Sie nickte. Sie brachte es einfach nicht fertig zu lügen, so gern sie das auch gewollt hätte.
    Seine Augen schienen sich zu verdunkeln. „Ich bin so froh, dass wir darin übereinstimmen“, murmelte er. Er legte einen Finger unter ihr Kinn und hob ihr Gesicht an. Dann fand sein Mund den ihren, sanft zuerst und schließlich, als er ihr leises Seufzen hörte, fordernder. Er drängte sich in ihren Mund, fing ihren Atem, ihren Willen, all ihre Gedanken, nur dass …
    Dass es anders war.
    Das war allerdings der einzige vernünftige Gedanke, den sie zustande brachte. Dann versank sie in einem Meer atemloser Empfindungen, getrieben von einem Bedürfnis, das sie kaum verstand, aber die ganze Zeit spürte sie im Inneren: Das hier war anders.
    Was er auch im Sinn hatte, wo auch seine Absichten lagen, dieser Kuss war anders als der davor.
    Und sie konnte ihm nicht widerstehen.
    Eigentlich hatte er sie gar nicht küssen wollen. Nicht nachdem er dazu gezwungen worden war, sie auf einen Spaziergang zu begleiten, auch nicht, als sie den Hügel hinuntergeschlendert waren, bis sie außer Sichtweite des Hauses waren, nicht einmal, als er sie so spöttisch gefragt hatte: ‚Soll ich Sie noch einmal küssen?‘
    Aber dann hatte sie ihre Ansprache über rückgratlose, tränenfeuchte Frauenzimmer gehalten, und ihm war nichts anderes übrig geblieben, als ihr zuzustimmen, und sie hatte so unerwartet hübsch ausgesehen, wie sie mit ihrem Haar gekämpft hatte, weil ihre Frisur sich inzwischen vollkommen aufgelöst hatte, während sie vor ihm stand und ihn mit Blicken aufspießte – nun ja, vielleicht nicht ganz, aber sie wahrte die Stellung und verteidigte ihre Ansichten, wie es sonst niemand vor ihm tat. Außer vielleicht Grace, aber auch sie nur, wenn sonst niemand dabei war.
    Und in diesem Moment fiel ihm auf einmal ihr Teint auf, der blass und leuchtend war und mit ein paar entzückenden Sommersprossen gesprenkelt, und ihre Augen, weder grün noch braun, in denen eine scharfe Intelligenz leuchtete.
    Und ihre Lippen. Die bemerkte er ganz besonders. Sie waren voll und weich und zitterten kaum merklich; man sah es nur, wenn man genau hinsah.
    Was er tat. Er konnte den Blick gar nicht losreißen.
    Wie war es nur möglich, dass ihm das alles noch nie aufgefallen war? Sie war immer da gewesen, ein Teil seines Lebens, fast so lange er zurückdenken konnte.
    Und plötzlich – und zum Teufel mit seinen Beweggründen – wollte er sie küssen. Nicht um sie zu beherrschen, um sie zu unterwerfen (obwohl er dagegen auch nichts einzuwenden gehabt hätte), sondern nur, um sie zu küssen.
    Um ihr näher zu kommen.
    Um sie in seinen Armen zu halten und zu spüren, was sie zu der Person machte, die sie eben war.
    Und vielleicht auch, um diese Person kennenzulernen.
    Aber fünf Minuten später wusste er nicht mehr, was – wenn überhaupt – er erfahren hatte. Sobald er angefangen hatte, sie zu küssen, wirklich zu küssen, auf die Art, wie ein Mann es sich erträumte, hatte sich sein Verstand vollkommen verabschiedet.
    Er hatte keine Ahnung, warum er sie auf einmal so stark begehrte, dass ihm schwindelig wurde. Vielleicht, weil sie ihm gehörte und er sich dessen bewusst war und alle Männer auf diese primitive Art besitzergreifend waren. Oder vielleicht, weil es ihm gefiel, sie so weit zu bringen, dass es ihr die Sprache verschlug, selbst wenn er in ähnlich benommenem Zustand aus dieser Unternehmung hervorging.
    Was es auch war, in dem Moment, da seine Lippen die ihren teilten und seine Zunge in sie eindrang, versank die Welt um sie herum, und alles, was für ihn noch existierte, war sie .
    Seine Hände fanden ihre Schultern, ihren Rücken und dann

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