Verfuehrt zur Liebe
drückte einen Kuss auf ihr Haar, ließ sich wieder in die Kissen fallen. »Schlaf jetzt.«
Die Worte waren ruhig; seine Gedanken, nahm sie an, nicht. Er war kein sanftmütiger Mann; er würde nie einem Kampf aus dem Weg gehen, bei dem ersten Gegenangriff vom Schlachtfeld reiten. Er würde seine Truppen sammeln - und dann rücksichtslos vorwärtspreschen, sein Ziel nie aus den Augen verlieren.
Was ihm nichts nützen würde; denn sie würde nicht nachgeben.
Aber sie hatte ihn gewarnt - und er sie. Eine Art Waffenstillstand, der es ihnen ermöglichte weiterzumachen. Nicht nur das zu erforschen, was zwischen ihnen war, sondern sich auch Zeit zu lassen zu sehen, was die nächsten Tage bringen würden. »Der Gentleman von der Bow Street« und die unausweichliche Entlarvung von Kittys Mörder. Was auch immer käme, sie würden es Seite an Seite durchstehen, verbunden durch ein gegenseitiges Verstehen, das so tief verwurzelt war, dass man es nicht erwähnen musste.
Der Tag war lang gewesen und aufregend.
Die Minuten verstrichen; das gleichmäßige Schlagen seines Herzens unter ihrem Ohr beruhigte sie, tröstete sie.
Sie schloss die Augen und überließ sich der Nacht.
Simon weckte sie so, wie sie es sich für den Morgen zuvor gewünscht hatte.
Sie schlief tief und fest; ihr Körper antwortete dennoch auf seine erfahrenen Zärtlichkeiten, selbst als sie noch nicht wach war. Er spreizte ihre Beine und schob sich dazwischen, drang in sie ein.
Spürte, wie sie sich unter ihm aufbäumte, ihr der Atem stockte, ehe sie seufzte und die strahlend dunkelblauen Augen aufschlug. So tief dunkelblau, dass sie ihn gefangen hielten; als er sich in ihr zu bewegen begann, meinte er, in ihren Tiefen unterzugehen.
Sie kam mit ihm zum Höhepunkt, klammerte sich an ihn und schloss die Augen, als sie mit einem leisen Ruf explodierte.
Ein Ruf, der ihm durch alle Glieder fuhr, sich wie Klauen in sein Fleisch bohrte, sein Herz umschlang, in seine Seele drang und ihn über den Abgrund in das süße Nichts sandte.
Unter den warmen Decken lag er auf ihr, dachte, wie gut sie zusammenpassten, als sie den Kopf wandte und ihre Lippen sich trafen. Sie hielt ihn in ihren Armen, zwischen ihren Beinen.
Der Morgen dämmerte graurosa herauf. Simon konnte sie nicht schlafen lassen. Er überredete sie, aufzustehen und sich anzuziehen.
Murrend gab sie ihm zu verstehen, dass der frühe Morgen nicht ihre liebste Tageszeit war, um durch Landhäuser zu schleichen.
Er brachte sie unentdeckt zurück in ihr Zimmer, öffnete die Tür und küsste ihr die Finger, dann schob er sie in den Raum und schloss die Tür wieder.
Portia hörte seine sich entfernenden Schritte, betrachtete mit gerunzelter Stirn die geschlossene Tür. Viel lieber wäre sie bei ihm geblieben - wenigstens noch für die nächste Stunde. Lang genug, um wieder Kraft zu schöpfen - Kraft, die er verzehrt hatte. Mit ihm Schritt zu halten auf ihrem Weg durch Korridore und Flure hatte sie Mühe gekostet - ihre Muskeln in Bewegung zu zwingen, die leisen Schmerzen zu ignorieren.
Sie hatte den starken Verdacht, dass er keine Ahnung hatte, wie ... kräftezehrend er war.
Sie verkniff sich ein Seufzen, drehte sich um und schaute sich um.
Alles war noch so, wie sie es in der vorigen Nacht verlassen hatte, die Bettdecke war einladend zurückgeschlagen, das Fenster einen Spalt breit offen, die Vorhänge zurückgezogen.
Sie schaute aufs Bett, sicherlich die vernünftigste Wahl in ihrem gegenwärtigen Zustand. Aber wenn sie sich hinlegte, würde sie einschlafen — und dazu müsste sie ihr Kleid aus- und ihr Nachthemd anziehen. Wie sollte sie alles andere der Zofe erklären?
Das Problem war unlösbar - wenigstens in ihrer gegenwärtigen Verfassung; sie hatte nicht genug Energie, um die Knöpfe an ihrem Kleid zu öffnen, die Simon gerade erst zugeknöpft hatte.
Damit blieben nur der Stuhl vor dem Kamin oder der Fenstersitz. Die Brise, die ins Zimmer wehte, war kühl, deshalb entschied sie sich für den Lehnstuhl. Der kalte Kamin war kein schöner Anblick, daher drehte sie ihn um, sodass er zum Fenster schaute, ließ sich mit einem Seufzer auf die weichen Polster fallen.
Und ließ ihre Gedanken wandern. Schaute in ihr Herz, fragte sich, wie es in seinem aussähe. Unterzog ihre Ziele einer Prüfung und überdachte ihre Ansprüche. Erinnerte sich mit einer Grimasse an ihre frühere Überlegung, dass von allen anwesenden Herren Simon Cynster die meisten in einer Ehe wünschenswerten Eigenschaften
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