Verfuehrt zur Liebe
irgendwelche Fortschritte zu machen. Wir brauchen Sie, um ein Ergebnis zu bekommen. Das scheint mir ein faires Geschäft.«
Stokes überlegte sich das, dann schob er sein Taschentuch zurück in seine Weste. »Ich werde den ganzen Nachmittag lang Gespräche führen - ich habe noch nicht mit allen gesprochen, die hier waren. Dann werde ich zum Zigeunerlager gehen. Ich bezweifle, dass ich zurück bin, ehe es Dinner gibt, aber vielleicht können wir doch in Ruhe reden, wenn ich wiederkehre?«
Simon nickte. »Das Sommerhaus - es liegt unten am See. Sie können es nicht verpassen. Es liegt abgeschieden, und es ist sehr unwahrscheinlich, dass irgendjemand in der Abenddämmerung so weit vom Haus weg unterwegs sein wird. Wir erwarten Sie dort.«
»Einverstanden.«
Mit einem Nicken ging Simon weiter.
Portia, Charlie und er brachen zum Sommerhaus auf, sobald man mit dem Tee fertig war - der in dem Augenblick serviert wurde, als die Herren den Salon betraten. Nachdem dem lieb gewordenen Brauch Genüge getan worden war, hatten sich die meisten Gäste auf ihre Zimmer zurückgezogen, nur im Billardzimmer brannte noch Licht. Da die Bibliothek von dem besten Mann, den Bow Street zu bieten hatte, mit Beschlag belegt worden war, war das Billardzimmer der neue Zufluchtsort der Herren geworden.
Stokes hatte den ganzen Nachmittag damit verbracht, die restlichen Hausgäste zu befragen, dann war er verschwunden. Es lag eine merkwürdige Spannung in der Luft, als ob die verzweifelte Annahme, einer der Zigeuner sei der Mörder, langsam an Überzeugungskraft verlor. Stokes’ unerklärte Abwesenheit steigerte diese Nervosität nur noch weiter.
Portia ging neben Simon über den Rasen zum Weg um den See. Seit sie am Morgen aufgestanden war, hatte sie sich deutlich besser und wesentlich mehr wie sie selbst gefühlt und grübelte jetzt, wie es zu dem Mord an Kitty hatte kommen können.
»Ihr müsst zugeben, es war sehr tapfer von Stokes, auch Lady O. zu befragen.« Charlie folgte wenige Schritte hinter ihnen.
»Er scheint mir sehr gründlich vorzugehen.«
»Und entschlossen.«
»Das auch.«
»Denkst du, er wird Erfolg haben?«
Simon blickte Charlie an. »Zum Wohle der Glossups - zum Wohle aller - hoffe ich das.« Er schien etwas hinter Charlies Bemerkung zu vermuten, denn er erkundigte sich: »Warum fragst du? Was ist?«
Sie blieben stehen und drehten sich zu Charlie um.
Er schnitt eine Grimasse. »Ich habe bei dem Empfang mit James gesprochen und dann wieder heute Nachmittag. Er ... ist nicht er selbst.«
Portia hob die Brauen. »Das ginge mir nicht anders, wenn ich wüsste, dass ich einer der Hauptverdächtigen für einen Mord bin.«
»Nun, es ist wohl mehr als das.« Charlie schaute Simon an. »Du weißt doch, wie nahe sich Henry und James stehen. Durch diese Sache hier sind sie noch nähergekommen ...« Charlie fuhr sich mit einer Hand durchs Haar. »Die Sache verhält sich so: James fühlt sich schuldig wegen Kitty - nicht, weil er ihr etwas getan hätte, sondern weil sie ihn Henry vorgezogen hat. Auch wenn er nie etwas getan hat, um sie zu ermutigen ... nun ja, es war kaum zu übersehen, wie es sich verhielt. Es war schon unangenehm genug, solange sie am Leben war ...«
Simon war ruhig geworden; Portia spürte die Veränderung in ihm.
»Was genau willst du sagen?«
Charlie seufzte. »Ich mache mir Sorgen, dass James irgendetwas Dummes tun könnte - besonders wenn die Sache für Henry schlecht auszusehen beginnt. Und der Himmel weiß, es sieht schon schlimm genug aus. Ich denke, er könnte ein Geständnis machen, um Henry zu schonen.«
Simon atmete hörbar aus. »Verdammt!«
Portia schaute von einem zum anderen. »Würde er das wirklich tun?«
Simon nickte. »Oh ja. Wenn du sie besser kennen würdest, würdest du es verstehen. James wird alles tun, um Henry zu beschützen, weil Henry sich sein halbes Leben lang schützend vor James gestellt hat.«
»Also, was können wir tun?«, wollte Charlie wissen.
»Das Einzige, was uns übrig bleibt«, antwortete Simon. »Dabei helfen, den wahren Mörder zu entlarven.«
Es war spät, als Stokes schließlich - sichtlich müde - zu ihnen stieß.
»Mit Zigeunern zu tun zu haben ist niemals einfach.« Er ließ sich in einen der Korbsessel sinken. »Sie glauben immer sofort, man sei da, um sie zu verhaften.« Er verzog das Gesicht. »Kann nicht sagen, dass ich ihnen einen Vorwurf daraus mache, bedenkt man, wie es früher war.«
»Da Sie aber nun niemanden abgeführt haben«, sagte
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