Verfuehrt zur Liebe
nun ... und nun all das und dazu noch das, was über Drusilla herausgekommen ist - da ist sie ganz erschüttert. Catherine hat sie gebeten, doch noch etwas zu bleiben, bis es ihr wenigstens gut genug geht zum Reisen.«
Drusilla hatte sich ebenfalls nicht zum Frühstück nach unten begeben - was niemanden wunderte.
Später versammelten sich alle in der Eingangshalle, um sich zu verabschieden. Die Kutschen standen auf der Auffahrt bereit; zuerst brachen die Hammonds auf, dann die Bucksteads.
Portia bemerkte, dass James ein Stück abseits mit Lucy stand und mit ihr sprach, sie dann zur Kutsche brachte und ihr beim Einsteigen behilflich war. Ihr kam der Gedanke, dass es keine schlechte Idee wäre, Lucy zu einer weiteren Hausgesellschaft einzuladen und James ebenfalls.
Allerdings in welches Haus?
Dann war auch Lady O. mit dem Verabschieden fertig und schritt an Lord Netherfields Arm die Eingangsstufen hinab. Sie und Simon konnten hören, wie Lady O. Seiner Lordschaft sagte: »Es war alles andere als langweilig, Granny, aber lass nächstes Mal die Morde weg, ja? Sie sind ein bisschen viel für mein altes Nervenkostüm.«
Lord Netherfield brummte etwas. »Deines und meines auch, meine Liebe. Aber wenigstens haben sich die jungen Leute tapfer geschlagen.« Er lächelte Simon, Portia, Charlie und James zu, die ihnen nach draußen gefolgt waren. »Scheint mir, als gäbe es doch noch Hoffnung für die jüngere Generation.«
Lady O.s Schnauben klang abfällig. »Beiß dir lieber auf die Zunge - wir wollen nicht, dass ihnen das zu Kopfe steigt.«
Charlie, der sichtlich darum rang, sich ein Lächeln zu verkneifen, trat tapfer vor, um Lady O. in die Kutsche zu helfen. Sie nahm seine Hilfe mit Haltung entgegen. Nachdem sie sich gesetzt hatte, schaute sie zu Simon und Portia. »Ich sehe euch dann in London. Und enttäuscht mich besser nicht.«
Es hörte sich wie die Mahnung an, sich gut zu benehmen; sie beide erkannten es als das, was es in Wirklichkeit war: eine Mahnung ganz anderer Art.
Lord Netherfield winkte lächelnd; sie taten es auch, warteten, bis die Kutsche von dannen gerumpelt war, ehe sie zu Simons Zweispänner gingen, dessen Gespann schon nervös tänzelte.
James und Charlie folgten ihnen. Während Simon sorgfältig seine Braunen musterte, ergriff James Portias Hände. »Ich werde Sie nicht in Verlegenheit bringen, indem ich Ihnen noch einmal danke, aber ich hoffe sehr, dass wir uns demnächst irgendwann in London sehen.« Er zögerte, blickte kurz zu Simon. »Wissen Sie, Kitty hatte mir alle Gedanken an Ehe gründlich ausgetrieben, aber jetzt....« Er hob eine Braue, neckend, fragend. »Vielleicht besteht ja doch noch Hoffnung, und ich sollte der Sache eine neue Chance geben.«
Portia lächelte. »Allerdings, das denke ich auch.« Sie reckte sich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen flüchtigen Kuss auf die schmale Wange. Dann wandte sie sich mit fragend in die Höhe gezogenen Augenbrauen zu Charlie um.
Lächelnd erwiderte er ihren Blick - blinzelte auf einmal erschreckt. Sah zu James. »Oh nein, ich nicht. Ich bin ein eingefleischter Junggeselle, viel zu oberflächlich für eine wählerische junge Dame.«
»Unsinn.« Sie küsste auch ihn auf die Wange. »Eines Tages wird eine überaus wählerische junge Dame hinter die Maske sehen. Und was dann?«
»Dann wandere ich aus!«
Alle lachten.
James half ihr in den Zweispänner. »Und was ist mit dir?«, erkundigte er sich bei Simon, der gerade zu ihnen trat.
Simon schaute sie an, lange und nachdenklich, dann gab er James die Hand. »Frage mich in drei Monaten nach meiner Meinung.«
James schüttelte lachend den Kopf. »Ich nehme an, ich kenne deine Meinung schon früher.«
Simon drückte Charlie die Hand, dann stieg er ein, setzte sich neben sie. Er schnalzte mit den Zügeln, sobald sie bereit war, dann waren sie winkend und lächelnd unterwegs.
Sie lehnte sich zurück, wunderte sich. Ihre Hutschachtel und die kleine Reisetasche waren hinten festgeschnallt, Wilks war mit Lady O.s Kutsche geschickt worden. Es war wirklich nichts Bemerkenswertes daran, dass Simon sie in die Stadt fuhr, nichts Skandalöses daran, allein in einer offenen Kutsche zu fahren. Sie folgten schließlich Lady O., unter deren Obhut sie stand. Alles war einwandfrei und über jeden Tadel erhaben.
Außer dass sie nicht geradewegs nach London fuhren, sondern einen Umweg machten. Wohin, konnte sie sich nicht denken, und schon gar nicht weswegen.
Obwohl sie erwartet hatte, nicht zur
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