Verfuehrt zur Liebe
verspannte sich ein wenig. »Was meinst du?«
»Ich habe gehört, was du heute an dem Aussichtspunkt gesagt hast, weißt du noch? Etwas darüber, mehr herauszufinden, eine Entscheidung zu treffen und alle in Frage Kommenden in Erwägung zu ziehen.«
Sie schaute ihn an; ihr Gesicht lag im Schatten der Bäume, unter denen sie gerade entlanggingen.
Er hakte nach: »In Frage kommen wofür?«
Sie richtete den Blick auf sein Gesicht und dann wieder nach vorne. »Es ... war nur etwas, das mich interessiert hat. Etwas, über das ich mich gewundert habe.«
»Was ist >es«
Nach einem Moment antwortete sie: »Das brauchst du nicht zu wissen.«
»Was bedeutet, dass du es mir nicht sagen willst.«
Sie neigte zustimmend den Kopf.
Er war versucht, sie weiter zu bedrängen, aber sie würde noch mehrere Tage hier sein, unter seiner Beobachtung. Er hätte Zeit und mehr, um hinter ihr neuestes Ansinnen zu kommen, indem er einfach genau verfolgte, was sie tat. Er hatte beobachtet, wie sie alle Herren bei Tisch gemustert hatte, und als sie mit Charlie und James getanzt hatte, war sie ungewohnt lebhaft gewesen, hatte die Unterhaltung mit Fragen im Fluss gehalten. Er war sich ziemlich sicher, dass diese Fragen sich nicht um Kitty gedreht hatten; sie fragte ihn zwar vielleicht solche Sachen, aber das war nur so, weil sie praktisch wie Familie waren. Untereinander hielten sie sich meist gar nicht mit gesellschaftlichen Förmlichkeiten auf.
»Nun gut.«
Dass er das so einfach hinnahm, brachte ihm einen argwöhnischen Blick ein, aber es lag nicht in ihrem Interesse, mit ihm zu streiten. Seine Lippen kräuselten sich, er hörte ihr leises »Hmpf«, als sie sich wieder umdrehte. Sie schlenderten vertraut schweigend weiter, verspürten nicht den Drang, Offensichtliches auszusprechen - dass er sie weiter beobachten würde, bis er hinter ihr Geheimnis gekommen war, und dass sie nun davor gewarnt war.
Als sie das letzte Stückchen Rasen oberhalb des Sees überquerten, dachte er über ihr bisheriges Verhalten nach. Wäre es nicht sie, sondern irgendeine andere Frau, würde er davon ausgehen, dass sie auf der Suche nach einem Ehemann war. Aber sie hatte bislang keine Neigung in diese Richtung verraten. Sie hatte nie Verwendung für Männer gehabt; er konnte sich nicht vorstellen, dass irgendetwas sie dazu bewegen konnte, ihre Meinung zu ändern.
Viel wahrscheinlicher war es, dass sie etwas erfahren wollte -möglicherweise etwas über Aktivitäten, die Frauen gewöhnlich versagt blieben. Das schien ihm sehr wahrscheinlich - genauso etwas passte zu ihr.
Sie erreichten die Stelle, von wo aus sich der Rasenweg zum See senkte. Sie blieben stehen, und Portia betrachtete die Szenerie, die sich vor ihr ausbreitete: der große See mit seinem dunklen, ruhigen Wasser, ein schwarzer Fleck am Grund eines natürlichen Tales mit bewaldeten Hügeln dahinter, eine künstlich angelegte Lichtung zur Rechten und, im schwachen Licht gerade noch zu erkennen, das Sommerhaus weiter weg auf dem linken Ufer, strahlend weiß vor den dunklen, dichten Rhododendren.
Der Anblick bannte sie, fasziniert schaute sie auf die Landschaft.
Er nutzte die Gelegenheit, ihre Züge zu studieren ... die Überzeugung, dass sie auf der Suche nach einem Gentleman war, der sie in irgendetwas Verbotenes einführte, wuchs, trieb Knospen und schlug schließlich Wurzeln. Auf unerwartete Weise.
»Ach du meine Güte!« Annabelle blieb neben ihnen stehen, dann folgten die anderen.
»Wie reizend! Himmel - es ist wildromantisch!« Cecily klatschte entzückt in die Hände und konnte gar nicht still stehen.
»Ist es wirklich tief?« Winifred schaute James an.
»Wir haben noch nie Grund entdeckt.«
Die Antwort erntete entsetzte Blicke von den Hammond-Schwestern.
»Sollen wir weitergehen?« Charlie schaute zu Portia und Simon. Es gab einen schmalen Weg um den See herum, dicht am Ufer.
»Oh.« Annabelle wechselte einen Blick mit Cecily. »Ich glaube, besser nicht. Mama hat gesagt, wir sollten heute Nacht genug Schlaf bekommen, damit wir uns von den Anstrengungen der Reise erholen.«
Winifred lehnte auch ab. James erbot sich ritterlich, die drei Damen zum Haus zurückzubegleiten. Mit Gute-Nacht-Wünschen trennte man sich. Flankiert von Charlie und Simon schlug Portia den Weg zum See ein.
Sie gingen und plauderten; es war wirklich alles ganz entspannt. Sie bewegten sich in denselben Kreisen; es war einfach, die Zeit mit Bemerkungen und Beobachtungen zu füllen, über alles, was sich in
Weitere Kostenlose Bücher