Verfuehrt zur Liebe
Desmond ging langsam und bedächtig vor, er drängte nie, war nicht distanziert, aber auch nicht zu sehr von sich überzeugt; Winifreds Erwiderungen waren zurückhaltend, sie senkte den Blick und schaute dann wieder zu ihm empor, in seine Augen.
Portia blickte nach unten, um ihr Lächeln zu verbergen, als sie sich dem Ende des Stückes näherte. Nach dem letzten Akkord entschied sie, dass den Tänzern eine kleine Pause guttäte, während sie die Notenblätter durchging.
Sie stand auf, um besser blättern zu können. Sie war etwa bis zur Hälfte gelangt, als sie das Rascheln von Röcken und jemanden näher kommen hörte.
»Miss Ashford, Sie haben so wundervoll für uns gespielt, aber es ist unverzeihlich, dass Sie dadurch selbst von dem Spaß ausgeschlossen werden.«
Portia drehte sich um und sah Winifred an Simons Arm zu ihr kommen. »Oh, nein ... das heißt...« Sie brach ab, unsicher, was sie antworten sollte.
Winifred lächelte. »Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mir erlaubten, Sie abzulösen. Ich möchte ein paar Tänze lang sitzen und ... so scheint es am einfachsten zu bewerkstelligen.«
Portia fing Winifreds Blick auf und sah, dass das exakt der Wahrheit entsprach. Wenn Winifred einfach so sitzen blieb, würde das Grund zu Spekulationen geben. Portia lächelte. »Wenn Sie das wünschen.«
Sie trat hinter dem Flügel hervor. Winifred nahm ihren Platz ein; zusammen gingen sie rasch die Blätter durch, dann traf Winifred ihre Wahl und setzte sich. Als Portia sich umdrehte, fand sie sich Simon gegenüber, der mit ungewohnter Geduld gewartet hatte.
Er schaute ihr in die Augen, dann bot er ihr seinen Arm. »Sollen wir?«
Es war absurd, aber sie hatte nie zuvor mit ihm getanzt. Niemals. Die Vorstellung, zehn Minuten in seinen Armen durch den Salon zu gleiten, unter seiner Führung, ohne dass zwischen ihnen offener Krieg ausbrach, war nie zuvor möglich erschienen.
Sein Blick war offen, stet, doch die Herausforderung darin nicht zu übersehen.
Sich an ihren Schwur erinnernd - sie hörte ihn wieder im Geiste hob sie ihr Kinn und lächelte. Liebreizend. Sollte er daraus machen, was er wollte. »Danke.«
Argwohn flammte in den Tiefen seiner Augen auf, aber er neigte den Kopf, legte sich ihre Hand auf den Arm und trat mit ihr auf die Tanzfläche. Winifred stimmte einen Walzer an.
Ihre Gelassenheit erhielt den ersten Dämpfer, als er sie in seine Arme zog, als sie spürte, wie seine männliche Stärke sie umgab und sie sich wieder daran erinnerte - viel zu gut, viel zu lebhaft -, wie es sich angefühlt hatte, als er sie getragen hatte. Wieder wurde sie atemlos, ihre Lungen waren wie gelähmt, nur um gleich darauf viel schneller und flacher wieder zu atmen. Das Gefühl seiner Hand, groß und kräftig, auf ihrem Rücken - es lenkte sie ab - etwas, das sie vor ihm zu verbergen suchte.
Dann erfasste die Musik sie, hielt sie; sie glitten durch den Salon; ihre Blicke fanden sich, wichen sich aus.
Sie bekam kaum Luft. Sie hatte unzählige Male zuvor Walzer getanzt, sogar mit Gentlemen wie ihm; aber nie zuvor hatte die Erfahrung eine ähnliche Reaktion in ihr ausgelöst, ganz zu schweigen davon, dass es ihre Fähigkeit, klar zu denken, bedroht hätte. Aber sie war ihm auch noch nie so nahe gewesen; das Wiegen ihrer Körper, die leichten Berührungen, dass sie sich seiner Stärke so bewusst war, ihrer eigenen Weichheit, seiner gezügelten Kraft, das alles stürmte auf sie ein, hell, scharf und verwirrend. Sie blinzelte zweimal, rang darum, ihre Gedanken auf eine Sache zu konzentrieren - auf irgendetwas außer der Art und Weise, wie sie mühelos Walzer tanzten, außer dem Gefühl, mitgerissen zu werden, außer der prickelnden Vorfreude, die sie erfasste.
Vorfreude worauf?
Sie konnte sich gerade noch davon abhalten, den Kopf zu schütteln, in einem zweifellos vergeblichen Versuch, ihren Verstand wieder in Ordnung zu schütteln. Tief Luft holend schaute sie sich um.
Und sah Kitty, die mit Ambrose tanzte. Sie hatte immer noch nicht aufgehört - ihr Spiel ging in all seinen feinen Variationen weiter.
»Was treibt Kitty da eigentlich - weißt du das?«
Der erste Einfall, der ihr gekommen war, aber sie war nie zimperlich gewesen, und besonders mit Simon nicht. Er hatte sie eindringlich beobachtet; sie hatte sich Mühe gegeben, ihm nicht in die Augen zu sehen. Jetzt blickte sie auf und entdeckte zu ihrer Erleichterung das Stirnrunzeln und den gereizten Ausdruck, die sie gewöhnlich bei ihm sah.
Beruhigt hob sie die
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