Verfuehrt zur Liebe
vornherein auszuscheiden, aber ...« Sie rümpfte die Nase, suchte nach Worten, ihren Eindruck zu beschreiben. »Er ist ehrgeizig und strebt eine Karriere im Parlament an.«
»Das dürfte nicht gegen ihn sprechen - denke nur an Michael Anstruther-Wetherby.«
»Darum geht es nicht.« Sie runzelte die Stirn. »Es ist die Art seines Ehrgeizes, denke ich. Bei Michael ist es der Ehrgeiz zu dienen, gut zu regieren. Zu lenken, weil er es gut kann, wie seine Schwester.«
Lady O. nickte. »Das ist sehr scharfsinnig beobachtet. Und Ambrose treiben dann wohl nicht so noble Beweggründe an? Ich hatte noch nicht viel Gelegenheit, mit ihm zu sprechen.«
»Ich glaube, er möchte die Position entweder wegen der Macht oder wegen was auch immer sie ihm sonst verschafft. Einen tieferen Grund habe ich nicht erkennen können.« Sie schaute Lady O. an. »Aber es kann sein, dass ich ihm Unrecht tue - ich habe nicht weiter nachgeforscht.«
»Nun, du wirst mehr als genug Zeit haben, während wir hier sind - und ja, ich stimme dir zu, das hier ist genau die richtige Gelegenheit, um deine Fertigkeiten zu schulen.«
Lady O. begann sich zu erheben; Portia ging, um ihr zu helfen.
»Aber« - Lady O. richtete sich auf - »ich denke, du wirst alle Hände voll zu tun haben, Simon, James und Charlie in die engere Wahl zu ziehen. Vermutlich wirst du keine Zeit haben, dein Erprobungsfeld auszuweiten.«
Die Andeutung eines überlegenen Lächelns spielte um Lady O.s Lippen, als sie sich zur Tür umdrehte; Portia war sich nicht sicher, wie sie es deuten sollte.
»Du kannst mir jeden Abend oder Morgen Bericht erstatten, ganz wie es dir lieber ist. Während unseres Aufenthaltes hier befindest du dich in meiner Obhut, gleichgültig, ob dein Bruder oder du meinen, es verhalte sich andersherum.« Lady O. warf ihr einen Blick von der Seite zu, als sie zusammen zur Tür gingen. »Es wird sehr interessant zu beobachten sein, welche Attribute du heutzutage als bei einem Mann wünschenswert ansiehst.«
Portia senkte pflichtschuldig den Kopf; aber keine von beiden gab sich einer Täuschung hin. Sie würde Lady O. alles erzählen, was sich zutrug, weil sie Hilfe und Rat brauchte, nicht weil sie es für Lady O.s Aufgabe hielt.
Als sie die Tür erreichte, legte sie ihre Hand auf die Klinke; Lady O. drückte die Spitze ihres Stockes gegen die Tür, verhinderte, dass sie sie öffnete. Portia schaute sie an und fing ihren durchdringenden Blick auf.
»Einen Punkt hast du mir noch nicht erklärt - warum hast du nach sieben Jahren in der guten Gesellschaft mit einem Mal beschlossen, dass du heiraten willst?«
Ihr fiel kein Grund ein, warum sie das für sich behalten sollte; es war schließlich ein ganz normaler Grund. »Kinder.
Durch meine Mithilfe im Waisenhaus habe ich erkannt, dass ich wirklich gerne - sehr, sehr gerne - mit kleinen Kindern arbeite. Mich um sie kümmern, ihnen zusehen, wie sie größer werden, sie erziehen.« Sie spürte die Sehnsucht in sich wachsen, während sie darüber sprach. »Aber ich möchte eigene Kinder. Meine Rückkehr nach The Chase hat das nur verstärkt. Amelia und Luc mit ihren Kindern zu sehen, und natürlich kommen auch Amanda und Martin oft mit ihren Kleinen zu Besuch. Es ist wie in einem Irrenhaus, aber ...« - ihren Lippen verzogen sich wehmütig, sie wich Lady O.s Blick nicht aus - »es ist etwas, das ich auch haben möchte.«
Völlig ernst schaute ihr Lady O. einen Moment in die Augen, dann nickte sie. »Kinder. Das ist alles gut und schön als Auslöser - der Anstoß, den du brauchtest, damit du die Nase nicht länger so hoch trägst, der dich zwingt zu sehen, was um dich herum vorgeht, und an eine Ehe zu denken. Verständlich, richtig und gut. Trotzdem« - sie fixierte Portia mit einem scharfen Blick - »ist das kein geeigneter Grund für eine Heirat.«
Portia blinzelte verwundert. »Nicht?«
Lady O. zog ihren Stock zurück und winkte mit ihm. Portia öffnete die Tür.
»Aber ...«
»Keine Sorge.« Mit erhobenem Kopf schritt Lady O. über den Flur. »Folge einfach deinem Plan und ziehe alle in Frage Kommenden in Erwägung, dann wird sich dir der geeignete Grund - merk dir, was ich dir sage - schon zeigen.«
Sie beschleunigte ihre Schritte; Portia musste sich beeilen, um sie einzuholen.
»Jetzt komm schon!« Lady O. gestikulierte zur Treppe. »Das ganze Gerede vom Heiraten hat meinen Appetit geweckt.«
Appetit darauf, sich einzumischen, aber den hatte sie schon immer gehabt. Und sie war eine Meisterin darin; es
Weitere Kostenlose Bücher