Verführung auf Burg Kells (German Edition)
schlecht. Als wäre ihm der Teufel in den Rücken gesprungen. Er wurde beinahe davon erschlagen.“
„Wovon denn?“ fragte Ebony.
„Brennende Holzbalken. Sein Rücken sieht noch schlimmer aus.“
Gegen ihren Willen schoss Ebony die bittere Ironie hinter den Worten des Priesters in den Sinn. Sie hatte Sir Joseph unzählige Male zum Teufel gewünscht, ohne die leiseste Hoffnung, er würde ihr diesen Gefallen tun.
„Aber ich begreife nicht“, brummte Bruder Walter weiter, während er behutsam die verkohlten Reste eines Ärmels entfernte, „warum diese Banditen ausgerechnet zu uns gekommen sind. Ich weiß zwar, dass Schotten ihre eigenen Landsleute überfallen und ausplündern, wenn es ihnen in den Kram passt, aber wer reitet schon den beschwerlichen Weg in die unwegsamen Berge? Wenn die Kerle darauf aus waren, unserem Herrn das Handwerk zu legen, dann haben sie ganze Arbeit geleistet.“
„Ich glaube nicht, dass dies der Grund für den Überfall war“, sagte Ebony und krempelte die Ärmel hoch. „Die Banditen wollen etwas herausfinden. Sie brauchen irgendwelche Auskünfte.“
Aus einer dunklen Ecke wurde unterdrücktes Schluchzen laut, wo Megs Zofe, Jungfer Janet, in einem Topf mit Salbe rührte und es nicht einmal jetzt wagte, sich dem Mann zu nähern, der kaum ein weibliches Wesen in seiner Umgebung duldete.
Meg, die Ebony zum ersten Mal ansah, bemerkte erst jetzt die Tränenspuren an ihren Wangen, ihr zerzaustes Haar, die geschwollenen Lippen. „Ebbie! Du hast geweint! Oh Gott … was ist passiert? Haben sie dir etwas angetan?“ Sie ergriff die Hände ihrer Schwägerin. „Sag es mir!“
„Nein, sie haben mir nichts getan“, antwortete Ebony. „Ich war nur wegen Sam in Sorge.“
„Hast du ihn gefunden? Ist er unversehrt? Und was ist mit Biddie?“
„Beiden geht es gut.“
Ihr unsteter Blick zeigte Meg jedoch etwas anderes. „Aber du hast Angst um ihn, nicht wahr, Ebbie? Sag es mir. Wollen die Schurken ihn etwa mitnehmen?“ Sie drückte Ebonys Hände.
Tränen stiegen wieder in ihr auf, und sie presste die Worte mühsam hervor. „Sam
und
mich. Ich habe dem Anführer das Versprechen abgenommen, ihn nicht ohne mich mitzunehmen. Ich denke, sie wollen bis morgen bleiben in der Hoffnung, Sir Joseph zum Sprechen zu bringen.“ Ihr Blick wanderte wieder zu dem Schwerverletzten, dessen verbrannte Haut Blasen warf, und weiter zu den blutgetränkten, versengten Kleidungsresten, und sie wagte nicht auszusprechen, was ihr das Herz schwer machte. „Nur Gott weiß, wohin sie uns verschleppen werden.“
„Du musst Sam in Sicherheit bringen“, drängte Meg entschlossen. „Jetzt, sofort.“
„Wie stellst du dir das vor? Ich kann dich doch nicht im Stich lassen, so völlig schutzlos. Nicht auszudenken, was sie dir antun, wenn ich mit Sam fliehe. Sie werden dich töten.“
„Das werden sie nicht!“ Meg drückte die Hände der Freundin fester, ihre Stimme entschlossener denn je. „Nie und nimmer. Im Übrigen kann ich selbst auf mich aufpassen. Wenn die Banditen die Burg ausplündern und niederbrennen und alle Männer töten wollten, hätten sie es längst getan und das Weite gesucht. Aber
du
musst fort, Ebbie. Du musst Sam in Sicherheit bringen, dich irgendwo im Wald mit ihm verstecken. Du weißt, was mein Vater sagen würde, wenn er uns hören könnte.“
Beide Frauen machten einen erschrockenen Satz, als Sir Joseph die Hand hob und seine verbrannten Finger in Megs Rock krallte. Sie beugte sich über ihn. „Vater“, flüsterte sie. „Was ist?“
Die aufgeplatzten Lippen des Schwerverletzten bewegten sich mühsam. „Bring … Sam … fort.“
„Ja, Vater. Ebony bringt ihn fort, das verspreche ich dir.“ Die Anstrengung war zu viel für ihn, seine Finger lösten sich, und er versank wieder in das dumpfe Dunkel der Besinnungslosigkeit.
Meg richtete sich auf. „Er hat uns gehört“, flüsterte sie mit tränenerstickter Stimme. „Du must fort. Ich habe es ihm versprochen.“
„Wenn es dunkel wird“, antwortete Ebony, „fliehen wir. Jungfer Janet, haben wir noch etwas von der Farnwurzelsalbe für seine Wunden? Was ist in dem Topf?“
Jungfer Janet reichte ihr das Gefäß. „Zerriebene Farnwurzel mit Butter vermischt“, sagte sie. „Die beste Medizin für Brandwunden. Aber wir brauchen Verbandzeug.“ Sie schüttelte traurig den Kopf.
„Ich hole frisches Leinen“, bot Meg an.
„Nein“, widersprach Ebony. „Ich weiß, wo die alten Laken sind. Bleib hier und trage die Salbe
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