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Verführung auf Burg Kells (German Edition)

Verführung auf Burg Kells (German Edition)

Titel: Verführung auf Burg Kells (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Landon
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eigentlich?“ schimpfte sie aufgebracht. „So geht man doch nicht mit einem sechsjährigen Kind um. Ich hätte ihn nicht in die Nähe dieser Dummköpfe lassen dürfen!“ In der Küche drehten die Mägde erschrocken die Köpfe um, nicht daran gewöhnt, dass ihre Herrin so zeterte. „Was würde dein Großvater wohl dazu sagen?“ fuhr sie entrüstet fort, während sie ein gebratenes Hühnchen zerteilte, um es Meg und Bruder Walter zu bringen.
    „Er würde sie eine Bande räudiger Hurensöhne nennen“, zwitscherte Sam und stibitzte sich ein Stückchen knusprig gebratene Haut vom Tranchierbrett. „Aber Josh ist sehr nett. Was sind eigentlich räudige Hurensöhne, Mama?“
    Ebony war entsetzt. Wo mochte ihr wohl erzogener Sohn nur diese derbe Ausdrucksweise aufgeschnappt haben? Sie wechselte einen verzweifelten Blick mit Biddie. „Ach weißt du, Sam“, antwortete sie tadelnd. „Dein Großvater sagt manchmal unschöne Dinge. Am besten fragst du ihn selbst, wenn er wieder gesund ist. Im Übrigen benutzen wir keine Schimpfworte, Sam Moffat.“
    Ungerührt stibitzte Sam sich noch ein Stück von dem Hühnchen und steckte es sich in den Mund. „Ob er mir auch sagt, was Hurensöhne sind?“
    „Ich fürchte, nein. Und es wäre unhöflich, diese fremden Männer danach zu fragen. Nun lass die Finger von dem Hühnchen. Du hast schon gegessen. Komm mit mir nach oben.“
    „Darf ich nicht zu Großvater und Tante Meg?“
    „Nein, heute nicht. Er schläft. Biddie bringt Tante Meg das Essen.“ Sie zog den widerstrebenden Sam mit sich, der immer noch mit geröteten Wangen von seinen Abenteuern mit den Fremden erzählte, mit einer Begeisterung, die seine Mutter an ihm nie erlebt hatte, wenn er in Gesellschaft seines strengen und mürrischen Großvaters gewesen war. Aber er war auch völlig erschöpft, so dass er es kaum noch schaffte, aufs Bett zu klettern, wo ihm sofort die Augen zufielen.
    Ebony setzte sich zu ihm und deckte ihn zu, ohne ihn auszuziehen. Es würde zu viel Zeit kosten, ihn wieder anzukleiden, wenn sie ihn in ein paar Stunden wecken wollte, um ihn heimlich aus der Burg zu bringen. „Mein kleiner Sam“, murmelte sie und streichelte ihm zärtlich über den hellen Lockenkopf. Schläfrig und benommen kuschelte er sich an sie. Während sie überlegte, was sie ihm sagen sollte und ob sie es übers Herz bringen würde, Meg in dieser Notlage zurückzulassen, fielen ihm die Augen wieder zu, das Licht begann zu schwinden, und es war Zeit, die Kerzen anzuzünden.
    Als die Kinderfrau die Kammer betrat, war Ebonys Entschluss gefasst. „Biddie“, sagte sie leise. „Wir bleiben hier.“
    Das junge Mädchen machte ein Gesicht, als habe es nicht richtig verstanden. „Keine Flucht?“
    „Nein.“ Ebony schüttelte den Kopf. „Ich kann Meg nicht zurücklassen. Es wäre herzlos. Sie braucht uns.“
    Biddie schloss die Tür hinter sich und setzte sich auf einen Hocker neben der Truhe, aus der sie vor ein paar Stunden Kleidung und Decken genommen hatte. „Aber morgen bringen die Männer Euch und Sam fort“, wandte sie ein. „Und Mistress Meg hat Euch doch gebeten, Sam in Sicherheit zu bringen. Haltet Ihr eine Flucht für zu gefährlich?“
    „Es ist weniger die Gefahr, Biddie. Es geht mir hauptsächlich um Meg.“
    „Hauptsächlich.“ Das Mädchen spürte die Unschlüssigkeit ihrer Herrin. „Und Sam?“
    „Schau ihn dir an. Nach all den Aufregungen bekommen wir ihn ohnehin nicht mehr wach. Er lag kaum im Bett, da fielen ihm schon die Augen zu. Heute brauchte er keine Gute-Nacht-Geschichte mehr.“ Sam lag schlafend in den Armen seiner Mutter, seine dünnen Beinchen hingen schlaff aus dem Bett, die Füße wiesen nach innen. Er hatte sogar vergessen, den Daumen in den Mund zu stecken.
    „Aber ich habe das Reisebündel unter der Stiege neben der Tür zum Gemüsegarten versteckt“, sagte Biddie. „Hinter den leeren Körben. Wenn wir nicht fortgehen, hole ich es lieber, bevor man es findet. Vielleicht brauchen wir es morgen.“
    „Das wird das Beste sein. Und ich gehe zu Meg und sage ihr, dass wir bleiben. Sie ist genauso erschöpft wie wir alle, das arme Ding. Zünde ein paar Kerzen an, bevor du gehst.“ Ebony wiegte ihr schlafendes Kind in der Gewissheit, die richtige Entscheidung getroffen zu haben, wobei sie sich über die Gründe, die sie dem Kindermädchen genannt hatte, nicht wirklich im Klaren war. Gab es noch andere Gründe, die sie nicht zu deuten wusste? War ihre Entscheidung wirklich völlig

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