Verführung auf Burg Kells (German Edition)
erwarteten Widerstand leistete.
„Wo bringt er sie hin?“ fragte Ebony besorgt und wollte dem Paar folgen, wurde aber von Sir Alex daran gehindert, der sie am Arm festhielt. „Lasst mich los!“ fauchte sie und versuchte, sich zu wehren.
„Nein. Ihr lasst die beiden zufrieden. Er weiß, was er tut.“
„Das ist mir egal. Sie ist meine Schwägerin. Sie will nicht …“
„Es geschieht ihr nichts, und die beiden werden es Euch nicht danken, wenn Ihr hinterherlauft wie eine Glucke. Kommt mit.“ Sein Griff lockerte sich ein wenig, ohne dass er sie freigab.
„Ihr wisst etwas“, stellte sie nun grimmig fest. „Habe ich Recht?“
Und diesmal waren seine blauen Augen wie Fenster zu seinen Gedanken. „Lasst die beiden einfach zufrieden“, sagte er.
Aber sie merkte, dass er mehr wusste. „Und wieso nimmt Baron Cardale zwei Stuten mit? Wer gab ihm die Erlaubnis?“
„Hugh“, antwortete er. „Die Pferde gehören dem Baron. Sie tragen sein Brandzeichen.“
„Und wieso standen sie in Sir Josephs Stall?“ Sie kannte die Antwort. Da die Umstehenden sie beobachteten, wollte sie nicht weitersprechen und rief stattdessen Sam und Biddie zu sich.
Sam zögerte und erhoffte sich offensichtlich Rettung von Sir Alex. „Wohin denn?“ maulte er und schlurfte durch eine Pfütze.
„Wir wollen uns die Schwäne und ihre Jungen anschauen“, antwortete Ebony.
„Aber Sir Alex sagte, ich darf zusehen, wie mein Pony beschlagen wird.“
Sein Held übernahm die Rolle des Vermittlers. „Geh mit deiner Mutter, Sam“, sagte er heiter. „Ich hole dich, wenn der Hufschmied Zeit für dein Pony hat.“
Als ihr Blick dem seinen begegnete, war jede Belustigung aus seinen Augen gewichen. Sie las die Wärme eines Vaters darin, der die Begeisterung eines Kindes teilt, und Ebony brachte es nicht über sich, ihn zu tadeln. Sie sah den nackten Mann vor sich, der ihren Sohn auf dem Arm gehalten hatte, und wie die beiden miteinander getuschelt hatten wie zwei Verschwörer. Letzte Nacht hatte sie einsam in ihrem Bett gelegen, gequält von Erinnerungen an ihren Liebhaber, und hatte sich danach gesehnt, er würde sich im Schutz der Dunkelheit zu ihr schleichen. Sie kannte Verwirrungen des Herzens in all ihren Facetten. „Tut mir Leid“, flüsterte sie.
Seine Augen weiteten sich. „Weswegen?“ fragte er erstaunt.
„Wegen meiner Beschimpfungen gestern. Ich war …“ Sie suchte vergeblich nach den passenden Worten.
„Aus dem Gleichgewicht?“ half er ihr auf die Sprünge. „Nicht der Rede wert, Mylady. Ist bereits vergessen.“
„Danke. Biddie bringt Euch Sam.“
Er nickte knapp, blieb aber stehen und schaute den Frauen nach, in deren Mitte Sam auf und ab hüpfte.
Nachdem Ebony sich vergewissert hatte, dass die Schwanenfamilie keinen weiteren Verlust erlitten hatte, konnte sie nicht widerstehen, gegen ihre Prinzipien zu verstoßen und ihre Nase doch noch in Megs Angelegenheiten zu stecken, in der Hoffnung herauszufinden, was nach ihrer aufbrausenden Reaktion auf dem Hof geschehen war. Doch sie hätte sich die Mühe getrost sparen können, da Meg zu keiner Auskunft bereit war.
„Nichts“, sagte sie strahlend. „Gar nichts. Er wollte nur nicht, dass alle es hören.“
„Was denn?“
„Dass die Pferde Baron Cardale gehören.“
„Aber das wusste doch ohnehin jeder.“
„Ach …“, entgegnete Meg achselzuckend. „Ich weiß nicht. Jedenfalls bin ich froh, wenn diese Fremden endlich abziehen, dann sind wir wieder die Herrinnen in unserem Haus.“ Sie nahm einen Topf Salbe zur Hand und las die Aufschrift. „Im Dorf hat eine Frau einen juckenden Ausschlag, aber ich kann sie nicht besuchen, weil wir die Burg nicht verlassen dürfen. Jetzt muss ich einen Soldaten bitten, ihr die Salbe zu bringen.“
Und das schien alles zu sein, was sie zu sagen hatte. Ihre zur Schau gestellte Unbekümmertheit war allerdings nur eine Maske, mit der sie ihren inneren Aufruhr zu verbergen suchte. Master Leyland war sehr aufgebracht gewesen über ihre öffentliche Zurechtweisung und war grob mit ihr umgegangen, was sie ziemlich empörend fand. Und um ihr zu zeigen, wer die Oberhand hatte, hatte er sie in den dunklen Korridor gezogen und sie wieder geküsst, und dieses Mal nicht gerade zärtlich. In seiner festen Umarmung und unter seinem rauen Kuss war sie in einen vorübergehenden Zustand der Lähmung verfallen, ähnlich wie beim ersten Mal, als er sie nach dem Festmahl nach oben getragen hatte. Er war sehr erfahren und für ihren
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