Verführung auf Burg Kells (German Edition)
Tod seines Onkels zu tun hat. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein alter erfahrener Haudegen wie Sir Joseph so unvorsichtig war, in ein brennendes Haus einzudringen. Das kommt mir sehr merkwürdig vor.“
„Denkst du, dieser Moffat hat es auf die Burg abgesehen?“
„Er will die Mutter des jungen Lord heiraten, die Pachtgelder und Lehnzinsen einstreichen und sich das Vermögen der Mutter aneignen. Das würde ihn zu einem sehr wohlhabenden Mann machen.“
„Bis zu Sams Volljährigkeit.“
„Falls
es so weit kommt.“
Hugh erschrak. „Fürchtest du um sein Leben?“
„Wenn Moffat den Kleinen in die Finger kriegt, ja.“ Ein drückendes Schweigen senkte sich über die Freunde, bis Alex das Thema wechselte. „Vergiss nicht, die zwei Stuten, die dem Baron gehören, von der Herde zu trennen, Hugh. Die kann er mitnehmen, wenn er morgen abreist.“
„Richtig. Und heute Nacht?“
„Heute Nacht werden wir Wache halten. Wieso fragst du? Hattest du etwas anderes vor?“
Hugh lächelte breit. „Eigentlich wollte ich mir einen gemütlichen Abend machen.“
Alex ließ sich aufs Bett zurückfallen. „Ohne stacheliges Ginstergestrüpp, wie?“
Hughs Lächeln schwand. „Du hast uns gesehen?“
„Natürlich, Mann. Ich ruderte auf dem See zur Burg herüber. Wie ich annehme, ist Mistress Meg ebenso darauf bedacht wie Lady Ebony, alles geheim zu halten. Zwei ausgesprochen schwierige Fälle.“
„Ja“, stöhnte Hugh. „Aber ich mache leider weniger Fortschritte als du.“
Kein Wunder, dachte Alex, dir wurde ja auch kein verlockendes Angebot gemacht. „Im Übrigen“, sagte er laut, „kommt der kleine Sam nicht mehr als Geisel in Betracht.“
„Aha? Hat das etwas mit unseren neuesten Entdeckungen in der Kassette zu tun?“
„Zum Teil. Vielleicht hilft uns das auch, gute Beziehungen zu fördern.“
„Aber ja, wir wollen uns wirklich um gute Beziehungen bemühen, mein Freund“, bestätigte Hugh mit einem Anflug von Überheblichkeit. „Wobei ich dich in aller Freundschaft darum bitte, einiges von dem zu beherzigen, was ich dir vorhin geraten habe.“
„Was denn?“ Alex rollte sich rasch vom Bett, um den Fäusten seines zweiten Offiziers zu entgehen, aber der Fußboden bot ihm wenig Schutz, und der folgenden Balgerei wurde erst durch das Eintreten von Master Joshua ein Ende gesetzt, den die Freunde mit den betretenen Gesichtern ertappter Schulbuben empfingen.
„Habt ihr zwei nichts anderes zu tun?“ tadelte Joshua. „Ich dachte, wir sollten uns auf einen Überfall vorbereiten.“
Am nächsten Morgen, einem Sonntag, blieb Ebony keine Zeit, sich mit der neuen Entwicklung ihrer Lebensumstände zu befassen, da ihre Dienste als Krankenpflegerin gefragt waren. Bruder Walters Beschwerden, die er für eine Sommererkältung hielt, hätten ihn beinahe daran gehindert, die Frühmesse zu lesen, so verstopft war seine Nase, und Ebony fühlte sich verpflichtet, ihm eine stärkere Arznei zu verabreichen und es nicht nur bei einem Absud von Goldrute zu belassen. Jungfer Janet hatte sich nach dem peinlichen Zwischenfall während des Zechgelages in einen bedenklichen Gemütszustand gesteigert, da Baron Cardale sich mittlerweile so überschwänglich und zerknirscht bei ihr entschuldigt hatte, dass sie nicht mehr ein noch aus wusste und weder Ebony noch Meg sie beruhigen konnten. In ihrem Fall war ein starkes Beruhigungsmittel angebracht.
Die Genesung der fünf Verwundeten im Ostturm machte erfreuliche Fortschritte; manche waren wieder so weit hergestellt, dass sie das Krankenbett verlassen und leichte Arbeiten verrichten konnten. Da Bruder Walter sich zu elend fühlte, die Verbände der anderen zu wechseln, hatte Ebony ihm die Aufgabe abgenommen, wogegen keiner der jungen Männer einen Einwand erhob. Von diesen Patienten erfuhr sie schockierende Einzelheiten darüber, was Mistress Jennie Cairns in jener Nacht zugestoßen war. Sie war von ihrem aufgebrachten Gemahl zurück in ihr Schlafgemach geschleppt worden, der allem Anschein nach von Hugh Leyland davon unterrichtet worden war, wo sie die Nacht verbracht hatte. Schrilles Gezeter, gemischt mit bitteren Vorhaltungen einer dunklen Männerstimme waren durch Stiegenhaus und Korridore gehallt, diesem Lärm war die überstürzte Abreise kaum zwei Stunden später gefolgt, und Ebony ahnte, wer für Mistress Cairns stürmische Nacht und den Ehestreit verantwortlich war.
Unverzüglich eilte sie zu Meg, um ihr diese Neuigkeiten zu berichten, womit auch Davy Moffats
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