Verführung auf Burg Kells (German Edition)
Eurer Mutter erkundigen. Wir brechen im Morgengrauen auf, und den Reisekorb könnt ihr wieder auspacken, da Packpferde zu langsam sind. Ihr nehmt nur mit, was in die Satteltaschen passt. Mehr nicht.“ Bereits an der Tür, wandte er sich an Meg. „Ihr seid unter Master Hughs Schutz in Sicherheit, Mistress, darauf gebe ich Euch mein Wort. Ich nehme doch an, Ihr habt nichts dagegen, Sam für eine Weile in Eure Obhut zu nehmen.“
„Nein, natürlich nicht.“ Sie reichte ihm das Schreiben. „Hier, nehmt es in Verwahrung.“
„Gut. Ich werde Euch über die Ereignisse auf dem Laufenden halten.“
„Ich danke Euch.“
Er nickte und wandte sich zum Gehen, musste allerdings einem Wurfgeschoss ausweichen, das dicht an seinem Kopf vorbei flog und gegen die Türfüllung prallte. Ohne eine Miene zu verziehen, bückte er sich danach und reichte es an Meg weiter. Keiner der Männer verlor ein Wort darüber, als sie das Zimmer verließen.
Erst jetzt brodelte Ebonys Zorn wirklich hoch. Sie hob den sorgsam gepackten Korb hoch und schleuderte ihn gegen die Tür, die unter der Wucht des Aufpralls erzitterte wie unter einem kräftigen Windstoß. Anmaßend, wichtigtuerisch, blasiert, rüpelhaft war nur eine kleine Auswahl der wüsten Beschimpfungen, die bis in den Flur drangen. Was den beiden Männern allerdings entging, war die Verzweiflung über den fehlgeschlagenen Plan. Verzweiflung und Angst. „Ich wollte nicht, dass er mich begleitet“, schimpfte Ebony in Megs Richtung. „Es ging mir doch darum, alleine zu reisen, um mich vor ihm in Sicherheit zu bringen.“
„Ja, Liebste“, versuchte Meg sie zu besänftigen. „Beruhige dich. Aber daran ist nun nichts zu ändern, und wir müssen uns fragen, was am wichtigsten ist: Lady Jean zu finden, Sam nicht in Gefahr zu bringen oder deine Tugend zu schützen. Und dafür
könntest
du doch sorgen, meine Liebe. Kannst du ihn nicht auf Distanz halten? Schließlich bietet sich auf der Reise kaum eine Gelegenheit, dass ihr gemeinsam in einem Bett nächtigt, habe ich nicht Recht?“
Ebony fuhr sich mit der Hand über die Stirn, warf einen finsteren Blick auf den zweiten, noch nicht gepackten Reisekorb und versetzte ihm einen wütenden Fußtritt. „Ja, das werde ich, Meg“, versicherte sie mit großer Bestimmtheit. „Ich
werde
ihn mir vom Leib halten. Und wenn ich nachts kein Auge zumache. Ich darf nicht zulassen, dass er mich weiterhin so schändlich benutzt.“ Ihren Worten fehlte der Nachdruck, das wusste sie, denn die Behauptung, er benutze sie gegen ihren Willen, entsprach nun wahrhaftig nicht den Tatsachen, nach dem Liebesgeflüster, das sie mit ihm in ihren leidenschaftlichen Liebesnächten getauscht hatte. „Nein“, sagte sie kleinlaut, „das ist nicht wahr. Mich trifft an dieser Affäre ebenso viel Schuld wie ihn.“ Sie setzte sich auf Megs Bett. „Es begann als schändlicher Handel und als Bedrohung, aber später begehrte ich ihn ebenso sehr wie er mich, und daran hat sich bei mir nichts geändert. Ich fürchte, das weiß er genau. In seinen Armen bin ich wie verwandelt.“ Traurig und wütend drehte sie ihren Ehering am Finger. „Er erweckt mich zum Leben. Ich kann nicht aufhören, an ihn zu denken. Es ist falsch, und ich weiß, dass ich einen großen Fehler mache.“
Meg setzte sich neben sie und legte den Arm um ihre Schultern. „Nein, meine Liebe. Daran ist nichts falsch. Wenn du an Robbie denkst, dann erinnere dich daran, dass er dich immer glücklich wissen wollte, stimmt’s?“
„Ja, vielleicht.“
„Ich weiß es. Er hätte nicht den Wunsch gehabt, dass du dein ganzes Leben lang um ihn trauerst. Du hast dich nach seiner Liebe gesehnt, als er dir entrissen wurde, und später hast du dich nach Trost und Liebe gesehnt. Und nun hast du eine neue Liebe gefunden und kannst dir nicht verzeihen, dass sie dich glücklich macht. Aber du tust keinem Menschen damit weh. Und ich gönne dir diese Liebe von ganzem Herzen, das musst du mir glauben.“
„Du sprichst das aus, was ich hören möchte, Meggie. Gott segne dich. Aber die Liebe birgt große Gefahren, das darf ich nicht vergessen. Als Soldat des Königs führt er ein unstetes Leben, und ich kenne seine Pläne nicht. Und ich kenne seine Gefühle nicht, fürchte aber, dass du Recht damit hast, dass ich nur ein Zeitvertreib für ihn bin. Und jetzt bleibt mir nicht einmal mehr die Zeit, den Trank aus Beifuß zuzubereiten.“
„Das ist gar nicht nötig. Es steht noch eine Flasche im Regal von dem Trank, den
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