Verführung auf Burg Kells (German Edition)
Erfolges nicht sicher wäre, wäre ich ein Versager.“
Seine anmaßende Überheblichkeit kränkte sie, da er ihr damit zu verstehen gab, dass sie im Grunde genommen eine leichte Eroberung für ihn war. Sie drehte das Gesicht zur Seite und redete in die Dunkelheit. „Dann kannst du dir gratulieren, diesen Sieg so leicht errungen zu haben. Dir ist alles in den Schoß gefallen, wie? Allem voran ich.“
Inständig hoffte sie, er würde ihr widersprechen, ihr versichern, dass alles gut werden würde, irgendetwas, aber er beließ es bei ihren Worten und begnügte sich damit, mit Händen und Lippen eine verführerische Wanderung über ihren Körper zu unternehmen, und ihr letzter klarer Gedanke drehte sich darum, dass sie es mit Sam irgendwie schaffen musste, ihm zu entkommen, bevor der Schaden nicht wieder gutzumachen war.
9. KAPITEL
Mit jedem Tag der folgenden Woche wuchsen Ebonys Befürchtungen, ihre heimliche Affäre könnte katastrophale Folgen nach sich ziehen, von denen Sir Alex in neun Monaten, wenn er sich irgendwo in der Weltgeschichte herumtrieb, weder etwas erfahren noch sich darum kümmern würde. Sich so lange von Castle Kells fern zu halten, bis er mit seinen Männern abgezogen war, erschien ihr die einzig vernünftige Lösung, da sie es nicht über sich brachte, sich seinen nächtlichen Zärtlichkeiten zu entziehen. Und es fiel ihr immer schwerer, ihr Geheimnis vor Meg zu verbergen, zumal Biddie bereits vor einigen Tagen eigene Schlussfolgerungen gezogen hatte, und es war gewiss nur noch eine Frage der Zeit, bevor Sam sich in aller Unschuld verplapperte. In diesem Fall würde sie sehr vieles zu erklären haben.
Begegnungen mit Sir Alex bei Tage ließen sich zwar nicht vermeiden, aber sie konnte mittlerweile belanglose Worte mit ihm wechseln, und weder sie noch er verloren ein Wort über ihre leidenschaftlichen Liebesnächte, in denen er vor Tagesanbruch ihr Gemach verließ; auch seine Wachtposten wahrten eisernes Schweigen.
Ebony war in den Gemüsegarten gegangen, um Kräuter zu sammeln, die, wie sie in ihrem alten Rezeptbuch nachgelesen hatte, eine Monatsblutung auslösen konnten, eine Methode, mit der sie eine Katastrophe abzuwenden suchte. Mit einem Bündel Beifuß im Arm, einem Gewürzkraut, das Bruder Walter häufig verwendet hatte, um Sir Joseph nach seinen beängstigenden Tobsuchtsanfällen zu beruhigen, machte Ebony sich auf den Rückweg, kam aber nicht weiter als bis zum Beet mit Dill und Petersilie, als Meg ihr mit einem Schreiben in der Hand begegnete.
Verdutzt registrierte Meg die langen Stängel mit den Lanzettblättern. „Für wen ist das denn?“ fragte sie. „Wer hat diesmal einen Wutanfall?“
„Niemand“, antwortete Ebony.
„Aber …?“ Ob es an Ebonys Schuldbewusstsein lag, der die Schamröte ins Gesicht schoss, oder weil Meg sich nicht vorstellen konnte, dass es eine andere Verwendung für das Arzneikraut gab, war unklar, jedenfalls verfügte Meg über einen scharfen Verstand und konnte eins und eins zusammenzählen, selbst wenn ihr das nötige Wissen fehlte. Ihre Augen weiteten sich vor Staunen, ohne eine Spur von Vorwurf. „Ebbie?“ flüsterte sie. „Was ist dir? Bitte sprich mit mir.“
Ebonys Mund war plötzlich wie ausgetrocknet. „Komm mit“, sagte sie, „dann erkläre ich dir alles.“ Sie führte ihre Schwägerin zu einer Bank unter einer Weidenlaube, wo zwei braun gesprenkelte Enten sich beim Nestbau gestört fühlten. Dort erzählte Ebony ihrer aufmerksam lauschenden Freundin die ganze Geschichte von Anfang an, ohne etwas auszulassen oder zu beschönigen, auch nicht ihren quälenden, verwirrenden Gefühlsaufruhr, von dem auch Meg mittlerweile einen Vorgeschmack erhalten hatte. „Verzeih mir“, schloss Ebony ihren Bericht. „Ich hatte nicht die Absicht, das alles vor dir zu verheimlichen. Nun weiß ich mir keinen Rat mehr und fürchte, ich muss zu drastischen Mitteln greifen …“, sie warf einen Blick auf die Kräuter, die sie ins Gras gelegt hatte, „… und will so lange verschwinden, bis die Soldaten des Königs die Burg verlassen haben. Das ist der einzige Ausweg.“
„Ebbie … nein!“
„So kann es nicht weitergehen, Meg. Seit über einer Woche kommt Sir Alex jede Nacht in mein Bett. Ich müsste meine Tür verriegeln, aber …“ Ihre Stimme klang so verzweifelt, dass Meg tröstend ihre Hand tätschelte. „Ich begehre ihn so sehr … ich bin verrückt nach ihm …“
„Ich weiß“, flüsterte Meg. „Ich weiß. Du hast schwere Zeiten
Weitere Kostenlose Bücher