Verführung auf Burg Kells (German Edition)
auf Nachricht von ihrer Mutter gewartet, dass sie blind für die Wirklichkeit war, keinen Gedanken an ihre persönliche Sicherheit verschwendete und sich wie eine Ertrinkende an einen Strohhalm klammerte. Das war zwar verständlich, aber auch sehr gefährlich, doch Meg sah sich nicht in der Lage, ihr das Vorhaben auszureden, obwohl sie alles daransetzte.
Mit Megs Hilfe machte Ebony sich umgehend daran, Reisevorbereitungen zu treffen, nachdem ein Stallbursche in den Plan eingeweiht worden war, der zwei Pferde satteln und zwei Maultiere beladen sollte. Es kam den Frauen nicht in den Sinn, dass der Bursche, der den Moffats bisher treu gedient hatte, nunmehr zu Sir Alex’ glühenden Bewunderern gehörte, und als Jungfer Janet auf das Klopfen an Megs Tür antwortete, war es zu spät, sie zu verriegeln. Die Störung kam höchst ungelegen.
Ebony und Meg blickten den Eindringlingen finster entgegen. „Was gibt es so Dringendes?“ empfing Meg Sir Alex und Master Hugh schroff. „Wir haben zu tun.“
„Wie ich höre, habt Ihr eine Botschaft aus Dumfries erhalten“, sagte Alex und schaute sich neugierig in der Kammer um. „Darf ich sie sehen, Mistress?“
„Nein“, wehrte Ebony hastig ab. „Sie ist an mich persönlich gerichtet.“
Beide Paare wechselten feindselige Blicke. Die Männer sahen aus, als kämen sie von der Jagd, verströmten den würzigen Geruch nach Wald und Lagerfeuer, ihre Haare waren vom Wind zerzaust, die Stiefel mit Lehm bespritzt. „Eine Botschaft aus Dumfries“, sagte Hugh, „kann keine persönliche Angelegenheit sein, Mylady. Ich fürchte, wir müssen den Inhalt erfahren. Es geht um Eure Sicherheit.“
Ebony befürchtete, ihre Pläne seien durch die ungebetene Einmischung wieder einmal zum Scheitern verurteilt. „Wir kommen ohne Eure Hilfe zurecht, vielen Dank, Sir. Es gibt ein Lebenszeichen von meiner Mutter, und dem ich werde nachgehen. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.“ Sie warf eine Decke in den Reisekorb und griff nach einem Bündel Kleider.
„Eine Nachricht von Master Moffat, nehme ich an“, sagte Alex.
„Nein, von Mistress Cairns. Vielmehr von ihrem Ehemann. Ich bin sicher, er …“
„Nein, er schreibt nicht die Wahrheit. Ihr dürft nicht reisen. Es ist eine List. Das müsst Ihr doch einsehen.“
„Das sehe ich keineswegs ein. Es ist der erste Hinweis auf den Verbleib meiner Mutter, dem ich nachgehen muss.“
„Ja, und das weiß dieses saubere Pärchen ganz genau.“ Alex trat einen Schritt vor. „Wollt Ihr mir bitte einen Moment zuhören und vernünftig darüber reden? Ihr könnt das, was er schreibt, doch nicht für bare Münze nehmen.“
Ebony fühlte sich wieder einmal bedroht und in die Enge getrieben, und ihre mühsam erzwungene Ruhe war dahin. Mit bebender Stimme herrschte sie ihn an: „Sir Alex, ich habe seit Jahren kein Wort von meiner Mutter gehört und habe keinen Menschen gefunden, der bereit gewesen wäre, mir bei der Suche nach ihr zu helfen. Ob Euch das nun sinnlos erscheint oder nicht, ist mir einerlei. Ich klammere mich an diese Nachricht, weil mir gar keine andere Wahl bleibt. Ich reise nach Dumfries, und wenn nötig auch nach Carlisle.“
„Dann begleite ich Euch“, entgegnete er und wandte sich an Hugh of Leyland. „Ich nehme zwanzig Männer mit. Lass Lady Ebonys Pferd satteln, wir brauchen keine Packpferde. Mistress Meg, Sam und seine Kinderfrau bleiben hier in deiner Obhut.“
„Nein!“ schrie Ebony spitz. „Sam kommt mit mir! Ich lasse ihn nicht zurück.“
„Er bleibt hier!“ fuhr Alex sie wütend an. „Seid Ihr nicht mehr fähig, klar zu denken? Ihr dürft das Kind nicht in Gefahr bringen, nur weil Ihr Euch diese törichte Reise in den Kopf gesetzt habt. Ihr müsst doch einsehen, dass er hier in Sicherheit ist, umsorgt von zwei Frauen, beschützt von Hugh und Josh und unseren Soldaten, statt ihn fortzuschleppen und ihn Moffats Willkür auszuliefern.“
„Er würde ihm nichts antun.“
„Oh doch, das würde er! Denn genau das ist der Plan. Davy Moffat will durch Euch an Sams Besitz gelangen, solange er noch nicht volljährig ist.“ Als sie keine Einwände erhob, fuhr er in sanfterem Tonfall fort: „Der Kleine bleibt hier, wo er beschützt und bewacht wird, und Ihr reist unter meinem Schutz. Wenn es sich um eine Falle handelt, wovon ich überzeugt bin, so werden die Kerle erst mich und meine Soldaten bezwingen müssen. Und wie die Dinge sich auch entwickeln mögen, Mylady, wir werden uns auf dieser Reise nach dem Verbleib
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