Verfuehrung auf Capri
Laura gleich am nächsten Tag zum Flughafen zu bringen. Er selbst würde eben damit fertig werden müssen, dass man ihn für einen oberflächlichen Playboy hielt. Damit konnte er umgehen. Laura Stowe aber hatte nicht verdient, dass die Klatschpresse über sie herzog. Immerhin war sie schon ohne Vater aufgewachsen, weil dieser nichts mit ihr hatte zu tun haben wollen. Und sie besaß genug Anstand, keine finanziellen Forderungen an Tomaso zu stellen, mit dem sie offenbar Frieden geschlossen hatte. Außerdem war diese ganze Angelegenheit nicht ihre Schuld – genauso wenig wie ihr Aussehen. Also würde er dafür sorgen, dass sie nach England zurückkehrte, bevor sie mit Hohn und Spott überzogen wurde.
Alessandro stand auf – und verharrte mitten in der Bewegung.
Am Eingang der Bar war eine Frau in einem eleganten Abendkleid aufgetaucht, die zum Festsaal hinüberblickte. Wie gefesselt betrachtete Alessandro ihre atemberaubende Figur. Die perfekt gerundeten Brüste zeichneten sich unter dem weichen Seidenstoff ihres Kleides ab, das sich um ihre schmale Taille und ihren wohlgeformten Po schmiegte und sich bis zu den hochhackigen Schuhen um sie herum bauschte. Der dezente Ausschnitt ihrer Robe gab nur wenig preis, betonte jedoch gerade dadurch ihre Figur umso mehr – ebenso wie das glänzende dunkle Haar, das ihr wie ein seidiger Vorhang über eine Schulter fiel.
Eine ganze Weile konnte Alessandro den Blick nicht von ihr wenden. Er brannte darauf, ihr Gesicht zu sehen, auch wenn ihr Körper schon all seine Träume erfüllte. Wer mochte die unbekannte Schöne nur sein? In Gedanken ging er all die attraktiven Frauen durch, die er kannte, doch er war sicher, diese hier noch nie gesehen zu haben. Er konnte es kaum erwarten, sich ihr vorzustellen.
Doch dann fiel ihm ein, dass dies an diesem Abend nicht möglich war. Bedauernd und frustriert ließ er ein letztes Mal den Blick über sie gleiten. In diesem Moment drehte die Frau, die offenbar jemanden entdeckt hatte, den Kopf. Als Alessandro ihrem Blick folgte, stockte ihm der Atem.
Alessandro beobachtete eine Frau. Laura konnte sowohl ihn als auch sie sehen, denn sie spiegelten sich in der Wand aus poliertem Stahl, mit der die sehr moderne Bar gestaltet war.
Auch wenn es nur sein Spiegelbild war, hatte sie ihn trotzdem sofort erkannt. Es war ja auch schier unmöglich, ihn nicht sofort zu bemerken. Plötzlich wurde Laura von einem ganz neuen Gefühl nervöser Erregung erfasst, denn Alessandro di Vincenzo sah noch attraktiver aus als sonst. Er trug einen eleganten Abendanzug und ließ den Blick auf einer Frau ruhen. Warum, das war leicht zu erraten.
Die Frau hatte das Gesicht zwar zur Seite gewandt, doch man erkannte sofort, wie atemberaubend sie aussah. Wieder durchfuhr Laura diese neue Empfindung. Es hatte damit zu tun, wie absolut gebannt und bewegungslos Alessandro die Fremde anblickte. Offenbar empfand er dasselbe, was Laura gefühlt hatte, als sie ihn nackt am Swimmingpool ihres Großvaters hatte stehen sehen.
Ich darf ihn nicht so ansehen, dachte sie mit klopfendem Herzen und zwang sich, einen Schritt nach vorn zu machen. Aus dem Augenwinkel sah sie, dass die unbekannte Schöne sich ebenfalls bewegte. Als sie vorsichtig einen weiteren Schritt machte, ging auch die andere Frau weiter. Wie angewurzelt blieb Laura stehen und blickte sich um, doch außer ihr war keine andere Frau in der Bar zu sehen – nur Alessandro di Vincenzo.
Als Laura begriff, war es fast wie ein Schock. Sie bemerkte, dass auch Alessandros Blick zu erstarren schien. Denn er hatte keine fremde Frau so voller Begehren betrachtet, sondern sie selbst.
Nein, dachte er. Das war einfach unmöglich!
Der Anblick der fremden Frau hatte ihn mit heftigem Verlangen erfüllt. Doch es konnte nicht sein, dass ihr dieses Gesicht gehörte – denn es war das Gesicht von Laura Stowe. Nein, dachte er noch einmal.
Er bemerkte, dass Laura ihr Spiegelbild starr ansah. Offenbar war ihr erst jetzt klar geworden, dass sie selbst diese schöne Frau war. Mit ungläubigem Blick sah sie die spiegelnde Wand an.
Fast hätte Alessandro gelacht. Kein Wunder, dass sie sich nicht erkannt hatte – das würde wohl jedem so gehen. Die unattraktive Frau mit dem strähnigen Haar, dem mürrischen Gesichtsausdruck und der hässlichen Kleidung war verschwunden. Stattdessen stand eine dunkelhaarige Schönheit mit perfekter Figur, glänzender Mähne und elegantem Abendkleid vor ihm. Sie hatte eine fein geschnittene, schmale Nase, hohe
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