Verfuehrung auf Capri
hatte angestrengt gewirkt. Auch unbehagliches Schweigen hatte es nicht gegeben. Ja, er war die ganze Zeit entspannt und gut gelaunt gewesen – auch im Bett.
Da war immer Spaß mit im Spiel. Alessandro hatte ihr den Atem geraubt, war geduldig, rücksichtsvoll und unglaublich leidenschaftlich. Doch sie bereiteten einander nicht nur körperliches Vergnügen, sondern lachten auch gemeinsam im Bett.
Und immer hatte Laura sein Verlangen gespürt: manchmal ganz intensiv, manchmal nur durch ein kurzes Aufflackern in seinen dunklen Augen.
Alessandro di Vincenzo hat mich begehrt, dachte Laura. Daran würde sie sich ihr ganzes Leben lang erinnern.
Beim Gedanken an das, was in Rom unweigerlich passieren würde, wurde ihr kalt. Nein, hörte sie eine innere Stimme lautlos schreien – als würde sich mitten im Hochsommer plötzlich der Winter zeigen. Doch der Sommer war vorbei, und der Herbst hatte begonnen. Mit jedem Kilometer, den sie sich Rom näherten, kam auch der Winter näher – und jener Zeitpunkt, über den Laura bisher nicht nachgedacht hatte. Dann würde sie aus Alessandros Wagen steigen, und alles wäre für immer vorbei.
Eine lange Weile blickte sie starr nach vorne auf die Straße, ohne etwas wahrzunehmen. In ihrem Innern schien sich plötzlich ein Eisklumpen gebildet zu haben. Dann gab sie sich einen Ruck und schloss fest die Augen. Nein, so durfte sie nicht denken. Sie hatte ein wunderbares Geschenk erhalten, und darüber sollte sie dankbar sein, statt nach mehr zu rufen wie ein verwöhntes Kind.
Und dennoch …
Laura öffnete die Augen. Unwiderstehlich wurde ihr Blick zu Alessandro hingezogen. Wieder verspürte sie jene Kälte in ihrem Innern, doch diesmal war da auch ein tiefer Schmerz.
Ich will nicht, dass es vorbei ist! Es reicht mir noch nicht!
„Laura?“
Seine Stimme riss sie aus ihren verzweifelten Gedanken.
„Ja?“, antwortete sie betont gelassen.
Alessandro warf ihr einen kurzen Blick zu, dann sah er wieder auf die Straße. „Wenn wir in Rom sind …“ Er zögerte kurz und fuhr dann fort: „Es wäre doch viel sinnvoller, wenn du nicht ins Hotel zurückgehst, sondern einfach bei mir in meinem Apartment wohnst. Von da aus habe ich es auch näher zur Arbeit.“
Laura blickte ihn starr an. Als Alessandro bei einem weiteren kurzen Seitenblick ihre ausdruckslose Miene bemerkte, fragte er mit gerunzelten Augenbrauen: „Was ist denn? Möchtest du lieber wieder ins Hotel?“
Sie schluckte und betrachtete seine schlanken, kräftigen Finger, die den Wagen steuerten. „Also …“
„Also? Das ist alles?“ Alessandro lächelte jungenhaft. „Mein Apartment ist wirklich sehr nett, und ich habe jemanden engagiert, der sich um den Haushalt kümmert. Du bräuchtest also weder zu kochen noch sauber zu machen“, sagte er neckend und fügte dann etwas ernster hinzu: „Ich weiß, dass es wegen deines Hauses in England alles ein wenig kompliziert ist. Aber wenn du noch etwa eine Woche warten und in Rom bleiben kannst, dann könnte ich mit dir zusammen nach England fliegen. Und wenn du das Haus wirklich behalten möchtest, sollten wir einen Architekten und einen Projektleiter engagieren, die sich dann um alles kümmern. Wenn du möchtest, kann ich das für dich übernehmen. Aber da ich so lange nicht im Büro war, muss ich jetzt einiges organisieren. Deswegen dachte ich, du könntest einfach bei mir wohnen, bis wir beide zusammen nach England …“
Er unterbrach sich und blickte wieder zu ihr hinüber. Laura sah ihn mit großen Augen starr an. Er nahm ihre Hand, führte sie an seine Lippen und ließ sie dann in ihren Schoß sinken.
„Gut. Das wäre also geklärt.“ Er machte Musik an.
Die Musik – oder irgendetwas anderes – schien Laura ganz auszufüllen. Und mit einem Mal war es wieder Sommer.
12. KAPITEL
Alessandros Apartment war tatsächlich „sehr nett“, wie er gesagt hatte. Es lag in einem alten Haus im centro histo rico, der Altstadt von Rom. Und wie Laura feststellte, war es eine faszinierende Mischung aus alter Architektur und modernem Innendesign.
„Das ist umwerfend!“, sagte sie beeindruckt.
„Schön, dass es dir gefällt.“ Alessandro stellte ihr Gepäck ab und sah auf die Uhr. „Verdammt. Es tut mir wirklich leid, aber ich muss dich jetzt leider allein lassen. Ich habe meiner Assistentin versprochen, dass ich um drei Uhr an einem Meeting teilnehme. Mach es dir gemütlich. Ich rufe dich an, sobald ich weiß, wann ich nach Hause komme. Bestimmt wollen eine Million
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