Verfuehrung auf Italienisch
sich, aber mehr ihren weichen Knien gehorchend denn Violettas Aufforderung.
Ihr kam ein Gedanke.
"Violetta, was war das eigentlich für ein Parfüm, das du mir ins Gästebad gestellt hast?"
"Ich hatte es doch erwähnt. Bartaldis ‘Tentazione’." Sie warf ihrer Patentochter einen merkwürdigen Blick zu.
"Warum? Hat er den Duft erkannt?"
"Ja", antwortete Clare bitter. "Ich fürchte, das hat er."
Das Dinner war keineswegs so ruhig und entspannend, wie Clare sich erhofft hatte. Auch wenn Violetta fast das ganze Jahr hindurch ein sehr ausgefülltes Gesellschaftsleben führte, so war die Einladung in die Villa Minerva doch ein Thema, das sie aufgeregt und ausführlich bereden wollte.
"Diese Einladung verdanken wir nur dir, meine Liebe." Sie zwinkerte Clare viel sagend zu.
Clare biss sich auf die Lippen. "Ich wüsste wirklich nicht, warum."
"Aber es ist doch klar, dass er sich für all die Unannehmlichkeiten entschuldigen will."
Violetta neigte den Kopf.
"Er hat ein schlechtes Gewissen." Ja, er hat etwas, aber ganz bestimmt kein schlechtes Gewissen, dachte Clare. Violetta plauderte freudig erregt weiter.
"Natürlich habe ich den Marchese schon auf der einen oder anderen Veranstaltung gesehen, aber nicht sehr oft. Er ist, wie er selbst gesagt hat, ständig geschäftlich unterwegs. Das wird sich sicherlich ändern, wenn er erst verheiratet ist und Familie hat."
Sie überlegte kurz. "Obwohl, man sagt, dass sein Verwalter, Antonio Lerucci, ein sehr fähiger und loyaler junger Mann ist, der sich ganz hervorragend um das Anwesen kümmert."
Violetta redete und redete, während Clare nur hier und da an passender Stelle einen kurzen Kommentar einwarf oder freundlich nickte. Dabei hörte sie kaum zu und war meilenweit entfernt. Eigentlich hatte sie zwei Wochen in Cenacchio bleiben wollen, aber das ging jetzt nicht mehr. Sie würde ihre Agentur anrufen und um den nächsten Auftrag bitten. Am besten einen dringenden Auftrag, sodass sie einen guten Grund für ihre schnelle Abreise nach England hatte. Ein Job in Italien kam vorerst auf gar keinen Fall in Frage, davon hatte sie im Moment genug. Erst dieser Signore Dorelli und dann Guido Bartaldi. Wobei Signore Dorelli einfach nur ein geschmackloser Lüstling war, während der Marchese Bartaldi in eine ganz andere Kategorie gehörte. Sie hätte es nicht mit Worten beschreiben können, aber bei dem bloßen Gedanken an ihn schallten sämtliche Alarmsirenen in ihr los, und ihr Instinkt riet ihr, sich so schnell und so weit wie möglich aus dem Einflussbereich dieses Mannes zu entfernen.
"Morgen früh fahren wir nach Perugia", drang Violettas Stimme in ihre Gedanken. "Du brauchst ein Kleid, carissima. Eines, das deine Vorzüge betont. Ich werde es dir schenken, zu deinem Geburtstag."
Clare fühlte sich überrumpelt. "Ich bin sicher, dass ich etwas Passendes in meiner Garderobe finde."
Violetta schnaubte ungnädig. "Wenn man bei den Bartaldis eingeladen ist, dann reicht etwas Passendes nicht." Sie betonte das Wort abfällig. "Außerdem stellst du dein Licht immer unter den Scheffel. Du brauchst etwas Atemberaubendes, etwas Großartiges. Wie die richtige Fassung für einen Edelstein. Das ist es, was der Marchese verstehen wird."
Clare war entsetzt. "Violetta, ich weiß nicht, was du dir da zurechtreimst, aber ..."
"Ich reime mir überhaupt nic hts zurecht", unterbrach Violetta sie. "Aber ich finde, dass dir ein wenig männliche Aufmerksamkeit, noch dazu von einem so attraktiven Vertreter dieser Spezies, zur Abwechslung mal wieder ganz gut tun würde." Sie schaute Clare fragend an.
"Hat es eigentlich jemanden seit diesem ... diesem ... Wie hieß er denn noch?"
"James", half Clare aus. "Nein, es hat niemanden gegeben. Weil ich niemanden wollte."
"Aber Liebes, du bist ein so wunderschönes und warmherziges Mädchen!" Violetta war ehrlich bestürzt. "Du kannst dich doch nicht abkapseln, nur weil dieser Narr nicht erkannt hat, was du wert bist."
"Ich kapsle mich nicht ab", protestierte Clare. "Ich habe einen wunderbaren Beruf, Freunde, und ich reise durch ganz Europa. Es gibt viele, die in einer Beziehung festsitzen und mich beneiden."
"Von denen rede ich auch nicht. Ich rede von der Liebe. Die alles verzehrende, wahre Liebe.
Dante und Beatrice, Petrarch und Laura ..."
"Ja, und Romeo und Julia. Schließlich wissen wir alle, wie diese Geschichte ausgegangen ist."
Violetta schmollte beleidigt. "Ach, wenn du in dieser Stimmung bist, lässt du einfach nicht mit dir
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