Verfuehrung auf Italienisch
mit schwacher Stimme zu entschuldigen und sich sofort auf ihr Zimmer zurückzuziehen. Sie legte sich aufs Bett und beobachtete die Schattenspiele der Sonnenstrahlen auf der Decke. Ich bin wirklich mies, dachte sie, aber keine zehn Pferde bringen mich in die Villa Minerva.
Irgendwann schlief sie sogar ein, wurde aber dann von Violettas Hausarzt, den sie voller Sorge um ihr Patenkind gerufen hatte, geweckt.
Zähneknirschend ließ sie die Untersuchungsprozedur über sich ergehen, schließlich blieb ihr keine andere Wahl.
"Das muss der Stress sein." Clare erzählte dem Doktor, was sich in den letzten zwei Tagen zugetragen hatte. Der Doktor lauschte verständnisvoll, stimmte ihrer Vermutung zu und verschrieb ein mildes Beruhigungsmittel und strikte Ruhe. Clare willigte scheinbar zerknirscht in die Anordnung ein, aber innerlich jubelte sie. Violetta verabschiedete den Arzt und kam zu Clare zurück.
"So ein Jammer", meinte sie betrübt. "Ich werde in der Villa Minerva anrufen und Bescheid sagen, dass wir nicht kommen können."
Clare stützte sich auf einen Ellbogen. "Aber nein, du wirst eben allein gehen, liebste Tante.
Ich werde hier ruhen, wie der Doktor es verordnet hat. Außerdem werde ich sicher sowieso schlafen, sobald ich die Pillen", sie spielte mit dem Tablettenröhrchen, das der Arzt ihr dagelassen hatte, "eingenommen habe. Sei ganz beruhigt und genieße den Abend.
Entschuldige mich beim Marchese. Du kannst mir ja morgen erzählen, wie es war."
Violetta sträubte sich noch ein wenig, doch schließlich ließ sie sich überzeugen. "Nun gut, wie du meinst. Angelina wird sich auch um dich kümmern können."
Und sich über meine schnelle Genesung wundern, sobald die Luft rein ist, dachte Clare. Als Violetta das Zimmer verließ, setzte Clare sich ans Fenster. Die Sonne tanzte auf den dunkelgrünen Blätter des wilden Weines, der sich an der Hauswand emporrankte. Von hier hatte sie freien Blick auf die Straße und würde die Ankunft des Wagens des Marchese, der sie abholen sollte, mit verfolgen können. Als der Wagen dann ankam, riss sie erstaunt die Augen auf. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass Guido Bartaldi persönlich auftauchen würde! Hastig wich sie von ihrem Platz am Fenster zurück. Hoffentlich hatte er sie nicht gesehen. Mit wehenden Haaren eilte sie zurück zum Bett, sprang mit einem Satz hinein und zog sich die Bettdecke bis ans Kinn. Sicherlich würde Violetta sich von ihr verabschieden wollen, aber wenn sie sah, dass sie schlief, würde ihre Tante sich umdrehen und die Tür leise wieder schließen. Doch das Schicksal schien ihr heute keineswegs freundlich gesinnt.
"Cara, du hast Besuch." Am liebsten hätte Clare laut losgeschrien, doch sie hielt die Augen geschlossen und atmete ruhig. Sie hörte, wie sich leise Schritte dem Bett näherten.
"Das Beruhigungsmittel wirkt", hörte sie Violetta flüstern.
"Ja, scheint so." Vielleicht bildete Clare sich das nur ein, aber sie meinte einen spöttischen Unterton aus Guido Bartaldis Stimme herauszuhören.
"Die Arme", hob Violetta wieder an. "Sie hatte sich so auf den Abend gefreut."
"Dann werde ich zusehen, dass sich eine solche Gelegenheit bald wieder bietet. Sobald sie sich besser fühlt", hörte sie die verhasste Stimme sagen. "Aber jetzt sollten wir gehen, signora, und sie in Ruhe lassen." Clare hörte, wie Violettas Schritte sich leise in Richt ung Tür entfernten, doch seine Schritte hörte sie nicht. Stattdessen brannte ihr noch immer der Duft seines Eau de Cologne in der Nase, und sie spürte die Wärme, die sein Körper so nah neben ihr ausstrahlte.
"An Ihnen ist eine großartige Schauspielerin verloren gegangen, mia bella." Die leise Bemerkung bestätigte ihre schlimmsten Befürchtungen. "Aber ich werde Sie nicht weiter quälen. Schlafen Sie gut, und träumen Sie etwas Schönes."
Und dann beugte er sich zu ihr hinunter und berührte mit seinem Mund flüchtig ihre Lippen, bevor er sich aufrichtete und Violetta aus dem Zimmer folgte.
Erst als Clare den Wagen abfahren hörte, richtete sie sich auf und trommelte wütend mit den Fäusten auf der Bettdecke herum. Tränen der Wut brannten in ihren Augen.
"Morgen", stieß sie mit zitternder Stimme aus, "morgen werde ich nach Hause fahren. Ich will ihn nie wieder sehen! Diesen ... diesen Aristokraten!"
4.KAPITEL
Clare lag lange wach und starrte auf die Decke, als weit nach Mitternacht der Wagen vorfuhr, der Violetta zurückbrachte. Und auch dann konnte sie nicht richtig einschlafen. Selbst
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