Verfuehrung auf Italienisch
reden."
"Wenn du planst, mich mit dem Marchese Bartaldi zu verkuppeln, dann hast du völlig Recht." Sie bemühte sich um einen zwanglosen Ton, doch als die Erinnerung an den Kuss, den der Marchese in ihre Halsbeuge gesetzt hatte, zurückkam, erschauerte sie.
Glücklicherweise hatte Violetta diese Szene nicht mitbekommen. "Tut mir Leid, Violetta", lenkte sie ein, "aber der Marchese ist der letzte Mann auf Erden, dessen Aufmerksamkeit ich auf mich ziehen möchte. Außerdem vergisst du, dass er sich bereits für Paola entschieden hat."
"Pah! Es hat keine offizielle Ankündigung gegeben. Niemand hat von einer Verlobung gehört. Also, wenn ich du wäre, cara, ich würde keine Sekunde zögern."
"Vorhin hast du noch das Gleiche von Paola gesagt." Violetta lächelte das Lächeln einer Katze, die den Sahnetopf ausgeschleckt hatte. "Vorhin kannte ich ihn noch nicht persönlich."
Clare schlief schlecht in dieser Nacht. Sie wälzte sich von einer Seite zur anderen, und wenn sie sich wieder einmal drehte, sah sie im halb wachen Zustand unweigerlich das Gesicht Guido Bartaldis vor sich.
Blass und mit tiefen Ringen unter den Augen gesellte sich Clare am nächsten Morgen zu Violetta an den Frühstückstisch. Nicht, dass sie versucht hätte, ihr schlechtes Aussehen mit Make-up zu kaschieren. Im Gegenteil, wenn ihr Plan gelingen sollte, musste sie so miserabel wie möglich aussehen. Violetta war auch sofort besorgt.
"Fühlst du dich nicht wohl, cara? Du bist schrecklich blass."
"Es geht schon." Sie setzte ein bewusst gequältes Lächeln auf.
"Du hast doch nicht vergessen, dass wir nach Perugia fahren wollten?"
"Nein, ich freue mich darauf." Eine Weigerung hätte ihre Patentante misstrauisch gemacht, also hatte Clare sich vorgenommen, nur darauf zu achten, dass Violetta nicht zu viel für sie ausgab. Sie parkten den Wagen unter der Piazza degli Invalidi, fuhren mit dem Lift hinauf und traten am Corso Vannucci wieder ins Sonnenlicht. Nach zwei Stunden fragte Clare sich verzweifelt, ob Violetta ernsthaft vorhatte, jede einzelne Boutique in der Stadt aufzusuchen.
Sie selbst hatte schon mehrere Kleider gesehen, die ihr gefielen, aber Violetta hatte alle unerbittlich abgelehnt.
"Ich habe eine genaue Vorstellung von dem, was ich für dich suche", hatte sie immer wieder gesagt und war dann hoheitsvoll zum Ausgang gerauscht.
Aber schließlich stieß sie einen entzückten kleinen Aufschrei aus. "Ah, das ist es! Hier, probier das an, cara."
Es war eine lange, eng anliegende Kreation aus schwarzem, fließendem Seidenjersey, mit einem weiten Ausschnitt, der den Brustansatz und die Schultern freigab, und einem Seitenschlitz, der fast bis zur Hüfte reichte. Viel zu freizügig, entschied Clare und wagte einen schwachen Protest. "Violetta, das kann ich unmöglich anziehen. Das bin ich einfach nicht _ so ein Vamp."
Doch ihr Protest stieß auf taube Ohren. Die Verkäuferin und Violetta warfen sich zustimmende Blicke zu, und schon wurde das schwarze Kleid aufwendig in eine große Schachtel verpackt. Hinzu kamen noch die passenden hohen Riemchensandaletten und eine Abendtasche aus weichem Wildleder. Violetta war sehr zufrieden, als sie aus der Boutique auf die Straße traten.
"So, meine Liebe, und nun ist es Zeit für einen angenehmen Lunch."
Während sie die Straße entlangbummelten, nahm Violetta plötzlich Clares Ellbogen. "Sieh nur, da drüben, das ist eines von Bartaldis Juweliergeschäften." Und schon hatte Violetta Clare über die Straße gezogen, und nun standen sie zusammen vor den exquisiten Auslagen.
Clare war wie geblendet von dem Funkeln und Glitzern der exquisiten, sündhaft teuren Stücke. "Ist das nicht überwältigend?" fragte Violetta begeistert. "Manche dieser Designs stammen noch von den Etruskern, andere erinnern an die Blütezeit der Renaissance, nicht wahr?
Und Guido Bartaldi steht hinter allem. Man sagt, in ihm stecke die Seele eines Renaissance-Prinzen."
"So, sagt man das?" fragte Clare hohl. Die Seele eines condottiere, eines Räuberbarons, bestimmt. Bei dem Gedanken wurde ihr unbehaglich. Es wurde Zeit, etwas zu unternehmen -
in vielerlei Hinsicht.
"Violetta, ich habe wirklich keinen Hunger. Wärst du sehr enttäuscht, wenn wir auf den Lunch verzichten und wieder nach Hause fahren? Ich ... ich fühle mich ein wenig schwindlig."
Auf der Rückfahrt kam sie sich richtig schäbig vor, als Violetta sie immer wieder besorgt anschaute, aber das hinderte sie nicht daran, sich bei der Ankunft in der Villa Rosa
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