Verfuehrung auf Italienisch
im Halbschlaf kreisten ihre Gedanken ständig um Guido Bartaldi.
Als sie am nächsten Morgen Violetta gegenüber am Frühstückstisch Platz nahm, stählte sie sich in banger Erwartung für einen detaillierten Bericht über das Dinner in der Villa Minerva.
Doch überraschenderweise sagte Violetta kaum etwas über den tatsächlichen Verlauf, sondern begnügte sich mit Beschreibungen des Hauses und des Essens und fügte noch an, dass sie sich glänzend unterhalten habe. Danach versank sie in einen für sie völlig ungewohnten in sich gekehrten Zustand. Während Clare danach lechzte, mehr zu erfahren.
"Was hältst du von Paola?" fragte sie schließlich.
"Paola?" wiederholte Violetta. "Ach, das junge Mädchen. Ja, sie schien enttäuscht. Ich glaube, sie hatte gehofft, dich wiederzusehen." Violetta hielt nachdenklich inne. "Alle waren enttäuscht."
Dann lächelte sie Clare an. "Aber wie geht es dir heute? Fühlst du dich besser?"
"Oh ja."
Eine zarte Röte huschte über ihre Wangen. "Die Tabletten, die der Arzt verschrieben hat, wirken wahre Wunder. Um genau zu sein, ich fühle mich so voller Tatendrang, dass ich den Urlaub eigentlich abkürzen und mich wieder an die Arbeit machen wollte."
"Nein, ich bin dafür, dass du hier bei mir bleibst und dich von mir verwöhnen lässt. Du kommst so selten, und da werde ich dich nicht so schnell wieder weglassen, vor allem, wenn du einen längeren Urlaub geplant hattest."
Dem konnte Clare sich unmöglich widersetzen, und so stimmte sie mit gespielter Heiterkeit zu, noch zu bleiben. Nach dem Frühstück kündigte Violetta an, dass sie nach Cenacchio zum Friseur wolle.
"Möchtest du mitkommen, cara,oder soll ich Giacomo sagen, dass er dir einen Liegestuhl an den Swimmingpool stellen soll?"
"Ja, ich würde gern ein wenig in der Sonne liegen. Wenn sie schon gezwungenermaßen hier die Urlauberin spielen sollte, dann richtig. Wenig später hatte sie sich umgezogen und war, mit einem Handtuch bewaffnet, auf dem Weg zum Pool. Giacomo, Angelinas Mann, hatte bereits den Liegestuhl aufgestellt und mühte sich nun mit einem Sonnenschirm ab. Als er sie kommen sah, grüßte er sie freundlich.
"Ah, signorina,jedes Mal, wenn ich Sie sehe, ähneln Sie Ihrer seligen Mutter mehr und mehr."
Sein Blick ruhte auf ihren Händen, ganz offensichtlich suchte er nach einem Ehering. "Wo ist Ihr Mann, wo sind die bambini?"
Clare lachte. "Nicht jede Frau kann so viel Glück haben wie Angelina, Giacomo." Fast vorwurfsvoll schüttelte Giacomo den Kopf.
"Das ist so schade. Sie sind so eine schöne Frau", murmelte er, während er davonging.
Der Pool war nicht sehr groß, aber trotzdem würde es sehr erfrischend sein, sich bei der Hitze in dem klaren Wasser ein wenig abzukühlen. Also, was zuerst? fragte sich Clare. Erst sonnenbaden oder erst ins Wasser? Ach, wenn sich doch alle Entscheidungen auf diesem Niveau bewegten, wie schön wäre das Leben! Leider war dem nicht so. Stattdessen musste sie ständig an den Marchese Bartaldi denken, und sie bezweifelte ernsthaft, dass sie ihn nicht wiedersehen würde. Sie entschied sich fürs Sonnenbaden, griff vielleicht ein wenig zu energisch nach der Sonnenmilch und begann sich sorgfältig einzucremen. Sie wurde schnell und problemlos braun, trotzdem war sie vorsichtig und hatte Respekt vor den heißen Strahlen der Sonne, die die Haut so leicht verbrennen konnten. Und genau so würde sie es auch mit Guido Bartaldi halten.
Sie richtete den Sonnenschirm aus, entledigte sich ihres Bikini- Tops und machte es sich auf der Liege bequem. Schwerer Rosenduft wehte von der Terrasse zu ihr herüber, in der Luft summten leise die Insekten, und die Hitze breitete sich angenehm in ihrem Körper aus. Die ruhelose Nacht verlangte ihren Tribut
Clare schloss die Augen und war schon bald eingeschlafen. Ein leises Geräusch weckte sie.
Noch schlaftrunken drehte sie den Kopf und stellte fest, dass eine Karaffe mit Fruchtsaft und Eiswürfeln sowie ein Glas auf das kleine schmiedeeiserne Tischchen neben ihr gestellt worden war. Ach, die gute Angelina, dachte Clare. Eine wunderbare Art, so geweckt zu werden. Sie reckte sich genüsslich und setzte sich dann auf. Und erstarrte.
Guido Bartaldi saß keinen Meter von ihr entfernt auf einem Terrassenstuhl, ein Glas mit eisgekühltem Fruchtsaft in der Hand, und musterte sie mit ausdrucksloser Miene.
Dunkelblaue Shorts ließen seine langen, gebräunten Beine sehen, das lässige Polohemd, am Hals offen, betonte die muskulösen Oberarme und
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