Verfuehrung auf Italienisch
nehmen und von hier verschwinden. Zurück in die Normalität. Dahin, wo es sicher ist." Sie schlug die Decke zurück und schwang die Beine aus dem Bett. Wenn sie jetzt schnell und leise war, würde sie das Haus verlassen können, ohne dass es jemand bemerkte.
Sie würde meilenweit entfernt sein, bevor sie überhaupt vermisst wurde. Ihre Koffer hatte sie ja schon gestern Abend gepackt. Violetta würde erst in ein paar Stunden nach ihr sehen, vor allem, da sie sich gestern mit der Entschuldigung, sich vor dem ihr bevorstehenden Mühsal noch einmal richtig ausschlafen zu wollen, früh auf ihr Zimmer zurückgezogen hatte.
"Ein wahres Mühsal!" Violetta hatte die Augen ergeben an die Decke geschlagen. "Die meisten Frauen würden alles dafür geben, an deiner Stelle zu sein." "Ich bin eben nicht die meisten Frauen."
Damit hatte Clare ihr einen Kuss auf die Wange gehaucht und war nach oben gegangen. Sie war erleichtert gewesen, dass Violettas Verstimmung nur von kurzer Dauer gewesen war und ihre Patin schon bald wieder zu ihrem liebenswürdigen, warmen Wesen zurückgefunden hatte. Trotzdem, ich verstehe immer noch nicht, was los war, dachte sie mit gerunzelter Stirn, als sie ins Bad ging. Aber Violettas Stimmungsschwankungen standen jetzt nur an zweiter Stelle. Sie musste überlegen, was sie tun und wie sie vorgehen wollte.
Wahrscheinlich ist es am besten, wenn ich nach Rom zurückfahre, dachte sie, als sie sich nach der Dusche anzog. In der Menschenmenge der Großstadt konnte sie am leichtesten untertauchen. Falls überhaupt jemand nach ihr suchen sollte. Dort würde sie auch am einfachsten ein Reisebüro finden und einen Flug zurück nach England buchen können. Den ersten Flug, der sich bot. Sie würde ihrer Patentante einfach einen Brief hinterlassen, in dem sie ihr mitteilte, sie habe ihre Meinung geändert und sei still und leise abgefahren, um eine große Szene zu vermeiden. Sie konnte nur hoffen, dass die Einladung in die Villa Minerva für ihre Patentante bestehen blieb, denn Violetta hatte sich wirklich auf den Aufenthalt dort gefreut.
Das Problem mit Paola blieb natürlich bestehen. Das Mädchen hatte es nicht verdient, in eine Ehe mit einem Mann hineinmanövriert zu werden, der nur ihr Geld im Auge hatte, weder von einem jungen Betrüger noch von einem Mitglied der italienischen Aristokratie. Der Gedanke, mit ihrer Flucht das Mädchen im Stich zu lassen, gefiel ihr nicht, aber hatte sie denn eine Wahl? Ihr eigener Seelenfriede hatte Priorität vor dem Paolas.
Ich werde Violetta in dem Brief die Sache mit Fabio erklären, dachte sie, um die Gewissensbisse zu vertreiben. Violetta war nach dem Tode ihres Mannes von allen möglichen Männern umschwärmt worden und hatte alle erfolgreich auf Abstand gehalten. Sie würde Paola helfen können, in Bezug auf Fabio endlich Vernunft anzunehmen.
Sie schlich die Treppe hinunter. Aus der Küche drang das Klappern von Geschirr. Angelina hatte ihren Arbeitstag begonnen. Clare zog die Tür auf und zuckte zusammen, als die Scharniere quietschten, dann trat sie hinaus in den strahlenden Morgen. Im ersten Moment war sie geblendet und blinzelte. Und dann erblickte sie einen schwarzen Sportwagen. Und lässig gegen den Sportwagen gelehnt stand Guido Bartaldi, mit verschränkten Armen vor der Brust, so als hätte er alle Zeit der Welt.
"Buongiorno", begrüßte er sie mit einem Lächeln. "Ist es nicht ein wunderbarer Tag?" Sie war so schockiert, dass sie keinen Ton herausbrachte. Es dauerte eine Weile, bis sie sich aus ihrer Starre löste.
"Was ... was machen Sie hier?"
"Ich wollte Sie abholen, um Sie zur Villa Minerva zu begleiten." Ironisch lächelnd sah er auf den Koffer ihrer Hand.
"Ich dachte mir, Sie würden gerne früh Ihren Tag beginnen, und wie ich sehe, hatte ich mit meiner Vermutung Recht."
Er kam die Stufen herauf und nahm ihr den Koffer aus der Hand, ohne dass sie protestiert hätte.
"Es freut mich, dass wir so verwandte Denkweisen haben. Das sind doch die besten Voraussetzungen für die Zukunft, finden Sie nicht auch?"
"Nein." Clare riss sich zusammen. "Das ist sehr ... aufmerksam von Ihnen, aber ich bin durchaus in der Lage, den Weg zu Ihrem Haus allein zu finden."
"Ich zweifle keineswegs an Ihrer Fähigkeit, lediglich an Ihrer Bereitwilligkeit, sich an unsere Abmachung zu halten." Er stellte ihr Gepäck in den Kofferraum des Sportwagens und hielt Clare die Wagentür auf. "Sollen wir dann?"
"Ich habe meinen eigenen Wagen", begann sie trotzig.
"Ach ja, der
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