Verfuehrung auf Italienisch
der vergeht, söhne ich mich mehr und mehr mit meinem Schicksal aus."
"Und Paola? Wie ist es um sie gestellt?" Er zuckte die Schultern. "Das herauszufinden liegt bei Ihnen."
"Und wenn ich meinen Auftrag nicht erfüllen kann?" fragte sie leise.
"Wenn Paola diese Heirat nie akzeptieren wird, was dann?"
Wieder lachte er. "Ich vertraue da ganz auf Ihre Überzeugungskraft, Mia Bella. Und außerdem", seine Stimme nahm plötzlich einen harten Klang an, "wird Paola einsehen müssen, dass ihr nichts anderes übrig bleibt, als zu heiraten. In der Schule hat sie sich als charmant, aber nicht sonderlich intelligent erwiesen. Sie hat keine Berufsausbildung, auch wenn sie mal von einer Modelkarriere gesprochen hat. Aber dieser Job verlangt Disziplin und Durchsetzungskraft, und sie hat weder das eine noch das andere. Und ein Leben, bei dem sie vor zwölf Uhr mittags aufstehen müsste, liegt ihr nicht."
Clare schaute nachdenklich vor sich hin. "Arme Paola."
Guido schüttelte den Kopf. "Sie brauchen sie nicht zu bemitleiden. Denn sie wird glücklich sein. Glücklich und sicher. Sie braucht vor allem jemanden, der sie davor bewahrt, Dummheiten anzustellen."
"Wie den falschen Mann zu heiraten."
Er lächelte. "Wenn Paola erst vor dem Altar steht, wird sie das nicht mehr denken. Das kann ich Ihnen garantieren." Clare war über diese Bemerkung so schockiert, dass sie den Rest des Wegs nichts mehr sagte.
Die Villa Minerva lag am Ende eines kleines Tals, ein ausgedehntes Anwesen mit rotem Ziegeldach, umgeben von den grünen Hängen sanfter Hügel. Clare hatte eigentlich ein pompöses Gebäude erwartet, doch abgesehen von der Größe wirkte die Villa geradezu idyllisch gemütlich. Ist das schön, dachte sie und wurde erst gewahr, dass sie die Worte laut ausgesprochen hatte, als Guido mit einem Lächeln "Grazie" murmelte. Sie fuhren die private Allee hinunter und dann durch ein großes Säulentor in einen gepflasterten Innenhof, in dessen Mitte steinerne Figuren eines barocken Springbrunnen träge Wasserfontänen in die Luft spien.
Der Wagen hatte kaum vor den flachen, breiten Stufen, die zum Hauptportal führten, gehalten, als Paola aus dem Haus stürmte. "Clare, Sie sind da! Ich hatte nicht mehr damit gerechnet, dass es noch passiert. Vor allem, da Guido diesen anderen Wächter auf mich angesetzt hat", fügte sie mit einem bösen Blick auf ihn hinzu.
"Tonio ist also hier. Bene."
"Nein, das ist überhaupt nicht gut ...", begann Paola widerspenstig, aber Clare unterbrach sie.
"Paola, so viel ich verstanden habe, komme ich als Ihre Gesellschafterin her, als eine Freundin. Wenn Sie mich auch als einen Gefängniswärter ansehen, dann werde ich mich sofort verabschieden, denn das ist keine Basis für uns, oder?"
"Aber nein, so meinte ich das doch nicht." Paola legte beschwichtigend ihre Hand auf Clares Arm. "Bitte, ich war nur so wütend, als Tonio ankam."
"Ich wüsste nicht, warum dich das wütend machen sollte", mischte sich jetzt Guido ein.
"Tonio ist hier, um notwendige Angelegenheiten mit mir zu besprechen, und es ist einfacher, wenn er im Haus wohnt. Seine Anwesenheit sollte dich nicht stören. Du brauchst noch nicht einmal mit ihm zu reden, wenn du nicht willst."
"Wie soll ich nicht mit jemandem reden, den ich mein ganzes Leben lang kenne?" brauste Paola auf, doch sie beruhigte sich ebenso schnell wieder und griff Clare bei der Hand.
"Kommen Sie, ich zeige Ihnen Ihr Zimmer."
"Mein Gepäck ...", hob Clare an.
"Matteo wird sich darum kümmern. Guidos Maggiordomo. Und Benedetta, seine Frau, ist die Haushälterin."
Und damit zog Paola Clare ins Haus. Hohe Fenster ließen das Sonnenlicht in gebündelten Strahlen in die große, geflieste Eingangshalle einfallen, an deren Ende eine breite Marmortreppe mit einem dicken dunkelroten Teppich nach oben führte. Kurz nur nahm Clare wahr, dass überall in der Halle große Doppeltüren eingelassen waren, doch bevor sie auch nur darüber nachdenken konnte, in welche Räume diese Türen wohl führen mochten, hatte Paola sie schon halbwegs in den ersten Stock gezogen.
"Matteo und Benedetta, sind das die einzige Bediensteten?" fragte sie atemlos.
"Dio, no." Paola lachte. "Es gibt einen Koch und zwei Hausmädchen, dann noch Guidos Chauffeur und seine Sekretärin. Und Alberto, der Gärtner, mit seinen Männern. Und Franco, der sich um die Pferde kümmert ..."
"Also eine ganze Armee", bemerkte Clare. "Ich wusste gar nicht, dass es hier auch Pferde gibt."
"Guido mag Pferde", meinte
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