Verfuehrung auf Italienisch
zulassen, dass jemand gegen seinen Willen verheiratet wird."
"Der tut doch nur genau das, was Guido ihm sagt." Paola schmollte. "Wie alle anderen auch."
Innerlich stöhnte Clare auf. Das brauche ich jetzt wirklich nicht, dachte sie. "Aber dann wird der Marchese wohl kaum darauf hören, was ich sage."
"Das meine ich ja auch nicht." Paola setzte eine Verschwörermiene auf. "Aber wenn Sie in der Villa Minerva leben würden, könnten Sie mir dabei helfen zu fliehen."
"Wenn ich mich recht erinnere, haben Sie das bereits versucht", gab Clare trocken zurück.
"Und wenn Ihr Fidanzato wirklich so viel Macht besitzt, wird er Sie wieder finden, genauso wie beim letzten Mal. Und wo wollen Sie überhaupt hin?" Sie lehnte sich zurück.
"Paola, warum reden Sie nicht offen mit Guido? Sagen Sie ihm, dass diese Heirat in einer Katastrophe enden würde."
"Es gibt noch einen anderen Weg." Paolas Augen glitzerten triumphierend. "Ich könnte vorher einen anderen Mann heiraten." Clares Herzschlag stockte, aber nach außen blieb sie völlig ruhig.
"Denken Sie da an jemand Bestimmtes?"
"Das wissen Sie doch. Fabio."
"Naturalmente", erwiderte Clare tonlos. "Er hat über Carlotta wieder Kontakt zu mir aufgenommen. Guido behauptet, Fabio wäre nur hinter meinem Geld her. Guido hat ihm gedroht, und deshalb hat er sich nicht gemeldet. Aber dann wurde ihm klar, dass er ohne mich nicht leben kann und er einfach alles für mich riskieren muss."
Das kann ich mir vorstellen, dachte Clare. Am liebsten hätte sie Paola bei den Schultern gepackt und gerüttelt, bis ihr endlich die Augen aufgingen. Aber es würde nichts nützen, sondern das Mädchen nur noch uneinsichtiger machen. Natürlich hatte Clare mit der ganzen Sache nichts zu tun. Sollte Marchese Bartaldi sich doch darum kümmern. Aber er würde Paola wahrscheinlich in ein Kloster stecken oder eine ähnlich mittelalterliche Methode finden.
Und dann käme Paola sich wie ein Märtyrer der Liebe vor und wäre dickköpfiger denn je.
Nein, Paola musste erkennen, was für ein Mensch Fabio wirklich war. Sie musste so ernüchtert werden, dass Fabio und seinesgleichen nie wieder auch nur eine Chance hatten, Paola nahe zu kommen. Aber selbst wenn Paola Fabio den Laufpass gab, hieß das nicht, dass sie als Alternative den Marchese heiraten musste. Beide würden in dieser Ehe nur unglücklich werden. Guido interessierte sie dabei nicht - natür lich nicht! - , aber Paola hatte etwas anderes vom Leben verdient. Sie musste erst einmal erwachsen werden, lernen, auf eigenen Füßen zu stehen. Aus den Augenwinkeln betrachtete Clare das hübsche junge Gesicht.
Bis jetzt ist sie von Männern herumgereicht worden wie ein Paket, dachte Clare. Soll ich ihr zeigen, dass das Leben mehr zu bieten hat?
"Clare, Sie sind so still", unterbrach Paola ihre Gedanken. "Was ist denn mit Ihnen?"
Clare lächelte. "Ich denke gerade darüber nach, wie ich Ihnen helfen kann."
"Dann werden Sie mir helfen?" Begeisterung breitete sich auf dem jungen Gesicht aus.
"Aber wie? Guido sagte, Sie hätten sein Angebot ausgeschlagen. Und ich kann mir nicht ständig irgendeinen Vorwand einfallen lassen, um nach Cenacchio zu kommen."
"Dann werde ich wohl in die Villa Minerva kommen müssen, nicht wahr?"
"Wirklich? Sie haben Ihre Meinung geändert? Oh, das ist ja wundervoll! Und Sie werden es Guido sagen?"
"Ja, ich werde es ihm sagen", murmelte Clare.
Auf was hatte sie sich da nur eingelassen? Als hätten ihre Worte ihn auf mysteriöse Art herbeigerufen, sah sie ihn über den Marktplatz auf das Cafe zukommen, Seite an Seite mit einer angeregt plaudernden Violetta.
"Guido, rate mal!" überfiel Paola den Ankömmling sofort. "Clare wird doch meine Gesellschafterin. Ist das nicht eine großartige Neuigkeit?" Guido blieb stehen und musterte Clare eindringlich.
Dann besann er sich auf seine Manieren. "Das freut mich außerordentlich", meinte er höflich. "Vor allem, da Sie bei unserem letzten Treffen so entschlossen ablehnten. Darf man erfahren, was Ihren Meinungswechsel bewirkt hat?"
"Ich hatte Zeit, mir die Sache zu überlegen", gab Clare ruhig zurück. "Mir ist klar geworden, dass es Vorteile für beide Seiten bringt. Ich kann arbeiten und meine Freizeit mit Signora Andreati verbringen." Sie hielt inne. "Ich gehe davon aus, dass ich Freizeit haben werde?
Oder erwarten Sie, dass ich Paola rund um die Uhr betreue?"
Er sah sie lange an, ohne etwas zu sagen, dann meinte er: "Das sind Details, Signorina. Ich bin sicher, wir werden
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