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Verfuehrung auf Probe

Verfuehrung auf Probe

Titel: Verfuehrung auf Probe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natalie Nimou
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Lehrauftrag , ermahne ich mich. Peitschen, Fesseln, Dominanz. Doch in dieser Umgebung erscheint all das, was mich noch vor wenigen Stunden bedrückt hat, so weit weg wie Paris. Alles ist so unwirklich. Der Gedanke, dass wir einfach nur ein junges, verliebtes Paar sind, das einen Winterurlaub im hohen Norden verbringt, gefällt mir sehr. Wenn ich einen Wunsch frei hätte … Aber ich darf mir höchstens aussuchen, ob ich weißen Wein will oder roten.
    „Ich nehme Roten“, verkündet Eric und entkorkt die Flasche mit einem einfachen, altmodischen Korkenzieher.
    Ich schließe mich meinem Auftraggeber an. Er wird schon wissen, welcher Wein aus dem häuslichen Vorrat empfehlenswert ist.
    „Wie kommen die Lebensmittel hierher?“, wundere ich mich.
    „Liegen seit Jahren im Vorratskeller. Ich selbst war vor acht Jahren zum letzten Mal hier. Das letzte Weihnachten mit der Familie.“
    Ich schlucke. Dieses Mal nicht nur wegen der traurigen Familiengeschichte.
    „ Kein Angst, das Zeug hält sich ewig. Zum Nachtmal gibt es Flatbrød“, grinst Eric und hält eine runde, goldene Dose hoch, „und Lutefisk.“ Zu letzterem präsentiert er einen bräunlichen, in Folie eingeschweißten Fladen.
    Ich kann nichts dafür, aber irgendwie beruhigt mich Erics Aussage über die Haltbarkeit der Lebensmittel nicht so besonders. „Wie lange hält sich denn dieses Dosenbrot und der Fisch? Das harte braune Ding ist doch der Fisch, oder?“
    Eric nickt. „ Wie lange der haltbar ist, weißt du sofort, wenn du ihn probierst.“ Das teuflische Grinsen auf seinem Gesicht ist schon ziemlich Dom-mäßig. Die Art und Weise allerdings wieder, wie er sich dann beim Öffnen der Dose und beim Auspacken des Fischs abmüht, löscht diesen Eindruck vollständig. Eric ist wirklich unsagbar ungeschickt, ungefähr so wie mit dem Reißverschluss des viel zu engen roten Seidenkleids. Aber auch diese Situation kommt mir vor wie eine Erinnerung aus Urzeiten.
    Plötzlich steht Eric auf und löscht das Licht.
    „Romantik“ , verkündet er gut gelaunt. Als er zurückkehrt, lässt er sich geräuschvoll auf das Sofa neben mich plumpsen.
    Erschrocken stelle ich meine Füße auf den Boden, doch Eric hebt sie wieder rauf.
    „Lass nur“, er gießt Wein in robuste, kurzstielige Weingläser, die gut ins Mittelalter gepasst hätten. „Wir sind hier nicht im Savoy.“
    Als wenn ich das nicht längst mitbekommen hätte. Wenn ich wählen müsste zwischen einer 5-Sterne-Deluxe-Suite im Savoy und diesem Knusperhaus, dann würde ich mich für das Knusperhaus entscheiden.
    Er ic reicht mir ein Glas, knallt es gegen meins und sagt: „Skål!“
    Ich lausche dem Klirren meines Glases nach, bevor ich es an meine Lippen führe. „Skål, James“, entgegne ich mit einem breiten Grinsen im Gesicht.
    „ James? Vergleichst du mich etwa mit dem Butler aus Dinner for One?“, Mit einem zerknirschten Ausdruck im Gesicht sieht Eric über den Rand seines Glases. „Ich hoffe doch, dass du dich nicht mit Miss Sophie identifizierst.“
    Mir läuft eine heißer Schauder über die Haut. Einen Moment überlege ich, was ich entgegne, denn James ist bekanntermaßen Miss Sophies Butler und vertritt an ihrem Geburtstag all ihre Liebhaber. Ich zögere, nehme einen Anlauf, verwerfe, doch dann gebe ich mir einen Ruck und sage mit gesenktem Kopf: „Wenn du Mr. Winterbottom, Sir Toby, Admiral von Schneider, Mr. Pommeroy und James in einer Person wärst, dann könnte ich mich damit anfreunden.“ Als ich den Satz ausgesprochen habe, wird mir klar, wie unmöglich ich mich verhalte, und nehme ihn gleich wieder zurück. „Freu dich nicht zu früh. Das war’n Scherz.“
    Eric nickt ernst, stellt sein Glas ab, rammt eine Gabel in den Fisch und beginnt mit einem Messer an dem platten Ding herumzukratzen.
    „Ach, du lieber Himmel“, sage ich kopfschüttelnd. „Lass mich mal.“
    Eric reicht mir Messer und Gabel. Dabei berühren sich unsere Finger und ich zucke zurück, als hätte ich in eine Steckdose gefasst.
    „Nervös?“ Eric s Kopf verschwindet unter dem groben Holztisch, um das heruntergefallene Besteck aufzuheben, leckt es ab und gibt es mir wieder. Er hat eine lange, flache, dunkle Zunge.
    Was man damit alles anstellen könnte, schießt es mir durch den Kopf. Zugleich verdrehe ich die Augen angesichts meiner unmöglichen Gedanken. Ich will mich nicht wieder an meinen Auftrag erinnern müssen und versuche den komischen, harten Fisch mit der Gabel festzuhalten. Schließlich gebe ich es auf

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