Verfuehrung auf Probe
und ramme ihn genauso in das Fleisch wie Eric es getan hat.
Erics raues Lachen saust in mein rechtes Ohr, von da durch die Brust und endet dort, wo es nicht hingehört. Sämtliche Muskeln, die sich zwischen meinen Beinen befinden, ziehen sich kräftig zusammen. Ich stoße einen heftigen Schwall Luft aus. Wenn statt des Kamins eine Kerze brennen würde, wäre sie jetzt aus. Wild wie ein Wickinger stürze ich mich auf den Lutefisk und hacke daran herum. Schließlich gelingt es mir, einen winzigen Streifen von dem harten Ding zu lösen.
Applaus ertönt.
„Iss“, fordert Eric mich auf.
„Ist der Fisch lecker?“ , frage ich, obwohl ich die Antwort ahne.
Eric wiegt den Kopf. „Nicht wirklich.“
Okay. Das habe ich mir schon gedacht. „Schwörst du, dass ich nicht an einer Fischvergiftung sterben werde?“
Eric zeigt mir seine zum Schwur erhobene Hand.
Daraufhin koste ich den Fisch.
„Und?“
„Du bist Halb-Norweger, nicht wahr?“, versichere ich mich, bevor ich mein Urteil verkünde. Als er nickt, fahre ich fort: „Für eine Halb-Französin, die nicht weiß, aus welchem Teil der Erde genau die andere Hälfte stammt, ist das hier eine Zumutung. Pfui, Teufel!“
Eric amüsiert sich köstlich, als ich auf dem zähen Fleisch herumbeiße und dabei ob des beißend-tranigen Geschmacks das Gesicht verziehe. „Trink“, er hält mir mein Glas an die Lippen und ich nehme einen wirklich großen Schluck von dem Wein, doch der reicht bei weitem nicht, um den mehr als sonderbaren Fischgeschmack zu vertreiben.
Ich nehme das Brot, das aussieht und schmeckt wie Knäckebrot, nur dass dieses rund ist. Auch nicht lecker, aber im Vergleich zu dem Fisch eine Köstlichkeit.
„Nimmst du nicht von dem Fisch?“, frage ich Eric.
„Damit fange ich frühestens an, nachdem wir drei Wochen hier oben eingeschneit waren und kein Flatbrød mehr da ist.“
„Du Schuft ! Du hast dieses Fossil nur meinetwegen serviert. Um dich über mich lustig zu machen“, schimpfe ich und knalle Eric eines der vielen auf dem Sofa herumliegenden Kissen an den hübschen Kopf.
„Das gibt eine Strafe“, knurrt er mit gespielt ernster Miene und pfeffert mir ebenfalls ein Kissen an den Kopf. „Noch ein Angriff von dir und die Strafen werden härter.“
Worte wie Strafe erscheinen mir hier oben in den weißen Bergen so passend wie Riemchensandaletten im November. Dennoch habe ich das Gefühl, ein paar Worte zu meinem Auftrag und zu dem Lernpensum, das noch vor Eric liegt, sagen zu müssen. „Es sind schon drei Tage rum und du kennst erst eine echte Fesselung. Wir müssen uns sputen, wenn du noch vor Ende meines Einsatzes ein Dom sein willst.“
„Heute habe ich Urlaub“, entgegnet Eric, „und im Urlaub bin ich ganz privat. Kein Fesseln, keine Peitschenhiebe, keine schlechte Laune. Lass uns einfach nur die schöne Aussicht genießen.“
Er gießt uns Wein nach und wir stoßen erneut an.
Ich frage mich, ob er Isabelle vermisst. Wenn man so viel auf sich nimmt, um seine Herzensdame zu erobern, sehnt man sich doch eigentlich nach ihr. Oder sehe ich da was falsch? Mir jedenfalls ist in diesem Moment so klar wie Kloßbrühe, dass ich mich ganz bestimmt nicht nach Gabriel sehne. Leider. Ich würde gern, denn er ist ein wirklich netter Kerl, doch das genügt mir nicht. Ich will Liebe, Kribbeln, Herzklopfen, Sehnen, Verzehren, heißen Atem, glühende Blicke. Das volle Programm. Während ich meinen Gedanken nachhänge, steht Eric auf, um Holz nachzulegen. Als er wieder zurückkommt, verteilt er den restlichen Wein auf unsere Gläser.
„Ich würde dir gern etwas zeigen“, sagt Eric. „Warte einen Moment.“ Als er dieses Mal zurückkehrt, hat er zwei Paar Moonboots dabei, die so alt aussehen wie der Lutefisk. „Komm, Nicolette.“
Erwartungsvoll folge ich Eric zur Terrassentür, wo wir mitsamt unserer sexy Stricksocken in die dicken Stiefel klettern.
„Bist du bereit?“, fragt er. Als ich nicke, reißt er die Tür auf. Klirrend kalte Luft und frostiger Wind verschlägt uns den Atem. Eric nimmt mich bei der Hand, will mich mit sich nach draußen ziehen, auf die Veranda, die einmal um das gesamte Wohnzimmer herum reicht. Doch ich stemme mich dagegen. Da packt er mich schneller, als ich mit meinen Kampfkunsttechniken reagieren kann, nimmt mich auf den Arm, als wäre ich ein Kind und schleppt mich nach draußen. Auf dem Holzgeländer setzt er mich ab, mitten in den Schnee, dass ich laut kreische, weil das so kalt ist und mein Hintern gleich
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