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Verführung der Finsternis: Roman (German Edition)

Verführung der Finsternis: Roman (German Edition)

Titel: Verführung der Finsternis: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alix Rickloff
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vertrauter Schmerz über einen Verlust, den sie offenbar wieder und wieder erleben musste.
    »Du glaubst, dass ich verrückt war, etwas für ihn zu empfinden. Das kann ich dir am Gesicht ansehen.«
    Cat schüttelte den Kopf. »Du hast dich verliebt. Aber lass es dir von jemandem sagen, der es selbst erlebt hat: Das Herz heilt wieder. Es kommt dir jetzt vielleicht unmöglich vor, doch sich zu verlieben ist nicht tödlich.« Sie drehte ihren goldenen Ehering am Finger, und ein Anflug eines alten Kummers huschte über ihr blasses Gesicht. »Nicht, wenn jemand da ist, der dich auffängt.«
    Eine Hand in seinem dichten, rötlich braunen Haar vergraben, saß Aidan an seinem Schreibtisch, und seine Feder kratzte wie verrückt über die Seite vor ihm. Ein grimmiger Zug lag um sein eckiges Kinn, und er wirkte so abweisend, wie Sabrina ihn noch nie zuvor gesehen hatte. Tatsächlich war ihr Bruder ihr so wenig vertraut wie ein Fremder. Der Aidan ihrer Kindheit war ein verantwortungsloser Strolch gewesen, ein als aufregend und verwegen verehrter Bruder, doch keinesfalls dieser zynische, strenge, selbstherrliche Mensch, der dort in der Bibliothek an seinem Schreibtisch saß.
    Nach einem tiefen Atemzug klopfte Sabrina an die offen stehende Tür.
    Ohne aufzublicken, hob er eine Hand. »Einen Moment, Cat, sonst verliere ich meinen Gedankengang.«
    »Ich bin nicht Cat, sondern Sabrina. Wir müssen miteinander reden.«
    Sein Kopf fuhr hoch, seine Brauen zogen sich misstrauisch zusammen. »Ich bin beschäftigt. Wir werden später reden. Sobald ich mich beruhigt habe. Im Moment könnte ich diesem gottverdammten Bastard noch immer den Hals umdrehen.« Sein Stift zerbrach, und mit einem gemurmelten Fluch warf er ihn auf den Tisch. »Hatte ich dich nicht gewarnt? Jetzt ist nicht der richtige Moment, Sabrina.«
    Ohne Aidans Wutanfall und den Hinauswurf zu beachten, trat sie ein und schloss die Tür hinter sich. »Falls du versuchst, mir Angst zu machen, damit ich gehe, wirkt das nicht. Und ich schere mich einen … einen Dreck um deine schlechte Laune«, entgegnete sie unverfroren. »Wir werden jetzt miteinander reden, Aidan.«
    Er schien ebenso verblüfft von ihrem Ausbruch zu sein wie sie selbst. Doch es funktionierte. Sie hatte seine Aufmerksamkeit gewonnen. Aidan rieb sich das Kinn und betrachtete sie unter halb gesenkten Lidern. »Ein loses Mundwerk, passend zu deiner lockeren Moral. Wofür kann ich mich sonst noch bei den bandraoi bedanken?«
    Sabrina biss die Zähne zusammen, bis sie befürchtete, sie könnten zerbrechen. »Möchtest du wirklich dieses Thema anschneiden, Aidan? Denn ich bin sicher, dass es deine Frau sehr interessieren würde, deine Ansichten über weibliche Moral zu hören.«
    Er presste die Lippen zusammen und wirkte augenblicklich sehr zerknirscht. »Dachtest du etwa, es wäre wegen Cat, dass ich so wütend auf dich bin? Denn so ist es ganz und gar nicht, Sabrina. Aber ein einziger Fehltritt, eine Andeutung von Skandal, und die Meute wird sich auf dich stürzen und mit ihrem Klatsch, ihren Spitzen und ihrer heuchlerischen Entrüstung in Stücke reißen. Dich fertigmachen, bis nichts mehr von dir übrig ist. Ich will nicht, dass du erlebst, was Cat erleiden musste.«
    Als er sich mit einer ungeduldigen, frustrierten Geste durch das Haar fuhr, bemerkte Sabrina zum ersten Mal die feinen silbernen Strähnen in seinem rötlich braunen Haar. Die Sorgenfältchen in seinen Augenwinkeln und die von ihm ausgehende Anspannung, die sogar die Luft um ihn herum verdichtete. Viel war ihrem ältesten Bruder widerfahren, wovon sie in dem stillen Zufluchtsort des Ordens nichts bemerkt oder erfahren hatte. Verlassenheit, Leid und Schmerz, die ihn hin und wieder noch heute quälten, konnte sie in der Düsternis seines Blicks, dem Ernst und der Strenge seines Ausdrucks sehen.
    »Ist das der Grund, warum du und Cat nicht in Dublin sein wollt?«, fragte sie.
    Aidan zuckte mit den Schultern. »Zum Teil. Cats Erinnerungen an die Stadt sind schmerzliche. Und was mich betrifft, so hatte ich das Interesse an dem vergoldeten Hundezwinger, in dem die Hautevolee sich tummelt, vor Jahren schon verloren. Der Verlust von Kilronan House bot uns einen guten Vorwand, ins Exil zu gehen.« Er schüttelte den Kopf und seufzte, als er wieder mit dem zerbrochenen Stift zu spielen begann. »Sabrina … was … wie konntest du … ich meine, obwohl du wusstest, was er ist? Das ist es, was ich nicht verstehe.«
    Sein besorgter Blick glitt über sie, als

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