Verführung der Finsternis: Roman (German Edition)
und gehörst zu mir.«
»Ich mag deine Schwester sein, doch ich bin nicht dein Kind. Also hör auf, mich so zu behandeln, als wäre ich es! Meine Zukunft gehört mir, Aidan. Und wenn ich beschließe, zu den bandraoi zurückzukehren, kannst du nichts dagegen unternehmen. Ich bin eine Heilerin. Es ist mein Geburtsrecht und meine Berufung. Es ist das, was ich bin . Ich kann diese Gabe ebenso wenig aufgeben, wie du … Belfoyle oder die Grafenwürde aufgeben könntest.«
Er hob den Kopf, verschränkte die Arme vor der Brust und bot so ein Bild der Sturheit. Jeder weitere Widerspruch würde ihn nur noch starrsinniger machen. Deshalb gab Sabrina nach. Für den Moment. »Du hast meine Frage zu Máelodor noch nicht beantwortet.«
»Sag es ihr, Aidan!«
Sabrina hatte ihre Schwägerin nicht eintreten gehört, doch da war sie. Ihr schwarzes Haar und die grünen Augen unterstrichen ihre gespenstisch weiße Haut. Cat ging zu Aidan und setzte sich auf seine Sessellehne. Er hob sofort die Hand und strich über ihren Rücken, bevor er sie dort besitzergreifend liegen ließ.
Die gegenseitige Zuneigung der beiden erfüllte Sabrina mit einer Eifersucht, die sie nicht in Worte fassen konnte. Falls ihre Visionen von Daighs wahrer Vergangenheit herrührten, hatte sie einmal die gleiche Liebe und Nähe gehabt. Und sie dann verloren.
»Sabrina ist ebenso darin verwickelt wie alle anderen«, beharrte Cat. »Und wie sie zu einem hohen Preis herausgefunden hat, kann das, was man nicht weiß, genauso gefährlich sein wie das, was allgemein bekannt ist.«
Sabrina beeilte sich, ihre eigenen Argumente hinzuzufügen. »Máelodor hat versucht, dich zu töten. Er hat mich benutzt, um Brendan zu finden. Was will er von den Douglas’? Was haben wir getan, um uns seine Feindschaft zuzuziehen? Bitte sag es mir, Aidan!«
Ihr Bruder warf einen Blick zur Tür, kauerte sich noch tiefer in den Sessel und starrte lange in das Feuer, bevor er schließlich nickte, als wäre er zu einem Entschluss gekommen. Trotzdem schwieg er noch einen Moment und schien seine Worte sehr sorgsam abzuwägen. »Máelodor war einer der Magier, die mit Vater studierten. Er war von der gleichen unheilvollen Ambition getrieben, dem gleichen teuflischen Traum wie Vater und all seine Verbündeten. Sie glaubten an eine Welt, in der die Rasse der Anderen nicht nur frei wäre und ohne Furcht vor Verfolgung leben würde, sondern auch diese Welt und das Schicksal der Duinedon , die uns dienten, beherrschen würden.«
Bei dem Gedanken wurde Sabrina übel. »Das ist unmöglich. Das könnte nie geschehen.«
»Vater hielt es für möglich, vorausgesetzt, dass die Anderen sich unter ihrem letzten und legendärsten König vereinigen würden. Einem Kriegsherrn, der seine beträchtliche Macht während des letzten goldenen Zeitalters der Anderen -Herrschaft ausübte.«
»Artus. Aber wie um Himmels willen … Artus ist nur noch Staub und Knochen. Er ist …« Sie biss sich auf die Lippen. Natürlich. Ein Soldat von Domnus. Einer der Domnuathi , aus den Knochen seines früheren Lebens wiederaufgebaut.
Aidan nickte. »Vater und die Magier, die er für seine Sache gewinnen konnte, strebten danach, Artus als neuen Führer wiederauferstehen zu lassen – im wahrsten Sinne dieses Wortes. Ihn als Sammelpunkt für alle Anderen zu benutzen. Máelodor sucht nach der Landkarte, die ihn zu Artus’ Grab führen wird, und nach dem Stein, der die Schutzzauber auflösen kann. Sobald sich diese Schätze in seinem Besitz befinden, wird er alles haben, was er braucht, um das Werk der Neun zu vollenden und den Hochkönig von den Toten wiederauferstehen zu lassen.«
Sabrina hatte eine Frage, die sie hasste, aber stellen musste. »Und Brendan war darin verwickelt, nicht? Die Amhas-draoi haben nicht gelogen, als sie ihn beschuldigten.«
»Nein. Sie haben nicht gelogen.«
Sabrina dachte an die Tage vor Samhain. Im Innenhof war schon Holz für das Feuer zur Feier des Tages der Toten aufgeschichtet worden. In der Nähe waren Brendan und Vater in eine leise, hitzige Diskussion verwickelt, bei der sie sich mit gleicher Heftigkeit und kalter Arroganz im Gesicht anstarrten. Brendans Hand auf Vaters Arm, die abgeschüttelt wurde. Brendan, der in den Stallungen verschwand, und Vater, der sich in seinem Arbeitszimmer einschloss. Sabrina erinnerte sich auch an die beklommene Atmosphäre im Haus, an die Gereiztheit aller und das vorwurfsvolle Schweigen. Und an Brendans plötzliche Abreise von Belfoyle, die den sich
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